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Re: Neue E-Klasse versus Thesis

Posted: 06 Apr 2009, 21:26
by lanciadelta64
na ja, was dann gegen Ende der 90er und nach der Jahrtausendwende passiert ist, wissen wir ja alle. Während sich der Markt immer weiter entwickelte, immer mehr Nischenfahrzeuge herauskamen, schrumpfte das Fahrzeugsortiment von FIAT. Wenn dann noch schlechter Service, wegen Defekte unzufriedene Kunden gepaart mit Konkursdrohung der FIAT-Gruppe hinzukommen, ist es leichter nachzuvollziehen; und ist der Ruf einmal ruiniert, ist es sehr schwer, den Ruf zu entkräften, da nützen selbst so zuverlässige Fahrzeuge wie der Bravo oder der Panda nichts, zumal in den meisten europäischen Ländern eigentlich die Fahrzeuge sehr gut gehen, die bei FIAT kaum noch verkauft werden.

Die FIAT-Gruppe hat in dem Bereich nur einen Bravo 5-Türer, während die Konkurrenz, Kombis, 3 und 5-Türer und MPVs auf der gleichen Basis verkauft, dazu ein 147, der schon eigentlich tot ist und einen Delta, der eher ein Nieschenfahrzeug ist und mit einem Händlernetz, das lächerlich ist. Oberhalb dieser Klasse bleiben dann nur noch der 159er im Programm und der hat dank "Pomigliano" ein Imageproblem (Defekte) bekommen, wobei zu hohes Gewicht, GM-Motoren (für einen Alfa eigentlich fast unmögliche Motoren, speziell für Traditionalisten) ein Übriges tun.

Re: Neue E-Klasse versus Thesis

Posted: 07 Apr 2009, 01:00
by GWB
Lichtblick für den Ruf der Fiat-Gruppe:
War heute beim Fiat-Händler. Der hat keinen einzigen Wagen mehr im Verkaufsraum stehen und kaum noch Aussteller auf den Freiflächen; dafür den ganzen Hof voller nagelneuer, versiegelter Kleinwagen: Pandas, 500er, ein paar Ypsilons und Bravos sind auch mit dabei. Die Leute erinnern sich daran: "Fiat, der Spezialist für preiswerte Kleinwagen, und ganz schlecht sollen sie mittlerweile auch nicht mehr sein, hört man sagen."
Der Abwrackprämie – Verzeihung – "Umwelt"prämie sei Dank.
Wenn ich mir aber vorstelle, daß diese Kundschaft dann die nächsten 12 Jahre kein Auto mehr kommt, dann wird der Absturz ganz heftig ausfallen, wenn die Abwrackprämie irgendwann – wahrscheinlich nach der Wahl im Herbst – wieder ausläuft. Was dann? Dann hat Fiat nichts mehr im Portfolio, um den Rest der Kundschaft zu bedienen, die sich unabhängig von Subventionen einen Wagen leisten können und wollen.

Grüße,
GWB

Re: Neue E-Klasse versus Thesis

Posted: 07 Apr 2009, 12:42
by lanciadelta64
Ciao GWB,

zuerst einmal freuen wir uns, dass FIAT Group aus dieser Krise halbwegs heil herauskommt.

Für 2010 sind schon einmal zwei wichtige Neuvorstellungen vorgesehen, die man eigentlich für das laufende Jahr geplant hatte. Besonders der Alfa Milano wird hier eine wichtige Rolle spielen. Sollte alles halbwegs vernünftig laufen, dürfte für 2011/12 der 159er Nachfolger in den Startlöchern stehen.

Ob man im Konzern nun größere Fahrzeuge braucht oder nicht, ist hier im Forum oft diskutiert worden. Aber wenn selbst Renault sich auf kleinere Fahrzeuge konzentrieren will, also keine Fahrzeuge oberhalb der Megane-Baureihe mehr anbieten will, zeigt es, dass die Manager im romanischen Sprachraum kaum Chancen sehen, ein Auto oberhalb von Megane/Laguna erfolgreich an den Mann zu bringen.

Die Entwicklungskosten von solchen Fahrzeugen sind zu hoch und stehen in keinem Verhältnis zur Einnahme. FIAT hat sich traditionell immer sehr schwer getan, wenn es um Autos in den oberen Segmenten ging. Diese Situation hat sich noch verschlimmert, weil der einheimische Markt völlig weggebrochen ist und man im Ausland nicht in der Menge zulegen konnte, wie man auf den einheimischen Markt zulegte. FIAT existierte in Deutschland beispielsweise in erster Linie durch FIAT Panda und vor allem FIAT Ritmo, dann FIAT Uno.

Für einen Händler einen Croma zu verkaufen, war schon ein riesiges Ereignis, wobei wie viele von den italienischen Fahrzeugen in jenen Jahren sind wirklich in deutsche Händen geraten und NICHT in den Händen italienischer "Gastarbeiter"?

Lancia Kappa, Lancia Lybra und erst recht Lancia Thesis waren alle Flops. Alfa 166 und erst recht 159 waren auch Flops. Dies hat sich in den Manager-Etagen eingeprägt. Um ein Auto oberhalb der Golf-Klasse zu etablieren, musst du a) besser sein als die deutsche Konkurrenz b) günstiger produzieren (weil man mit geringeren Stückzahlen Profite erzielen muss) c) das Auto besser ausgestattet sein und dazu auch noch billiger sein.

Das ist die Quadratur des Kreises, was in meinen Augen völlig unrealistisch ist. Der Croma ist auch ein Flop und man soll mir nicht mit dem Design kommen, denn ein VW Passat SW verkauft sich erheblich besser und ist mit Sicherheit keine Schönheit und ob qualitativ besser, lasse ich einmal unbeantwortet.

Da nicht nur die Italiener damit Probleme haben, größere Autos an den Mann zu bringen, sondern auch die Franzosen (oder kennt jemand einen größeren Franzosen der letzten 15 bis 20 Jahren, der außerhalb Frankreichs wirklich ein Hit war?), denke ich mir, dass dieser Markt in erster Linie in Händen der Deutschen ist.

Selbst die Japaner tun sich hier schwer, oder hat jemand viele Lexus in Europa gesehen? Saab ist pleite, Volvo verkauft sich mehr schlecht als recht und Ford und Opel tun sich sehr schwer, Autos oberhalb der Golf-Klasse gewinnbringend an den Mann zu bringen.
Sogar VW als Brand konnte mit dem Phaeton nicht punkten, eben weil VW mit "Volkswagen" behaftet ist, zu sehr "Massenware", zu sehr "Proletenauto" und somit für bestimmte Kreise inakzeptabel.

Wir leben in einer Welt, wo die Marke erheblich wichtiger ist als der Inhalt, ergo wird man sich das genau überlegen, ob man mit größeren Fahrzeugen an den Markt gehen kann. Vielleicht hat Alfa hier noch das größte Potenzial, weil man eventuell höhere Preise erzielen kann und man somit mehr Spielraum bei der Preis- und Gewinngestaltung hat.

Wie gesagt, die obere Mittelklasse und Oberklasse ist voll in deutscher Hand und daran wird sich mittelfristig nichts ändern.

Un saluto

Bernardo