Delta LX schrieb:
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> «Seit wann hat VW Gruppe nur 27% in Deutschland?
> Ich weiß ja nicht, woher du diese Zahlen
> beziehst, aber nach den Zahlen, die mir zur
> Verfügung stehen, kommt die VW-Gruppe auf beinahe
> 40%, …» - Diese 27% beziehen sich auf die
> inländischen Marken der VW-Gruppe, zusammen mit
> den ausländischen kommt die Gruppe in der Tat im
> Februar 2018 auf etwas über 36%.
>
> So, wie du die Dinge darstellst, könnte ich die
> Agnellis verstehen, wenn sie den Laden loshaben
> wollten. Spüren die Italiener dann die Folgen,
> kommt ihnen vielleicht die Erkenntnis, dass es so
> schlecht wohl nicht gewesen wäre, national zu
> kaufen. Wer nicht an das inländische Produkt
> glaubt und lieber zum ausländischen greift, der
> soll auch die volkswirtschaftlichen Konsequenzen
> tragen. Mehr gäbe es zu dieser absoluten Ignoranz
> nicht zu sagen.
>
> Im Übrigen machen mir meine «italienischen
> Freunde» kaum etwas vor; sie fahren schliesslich
> ausnahmslos national (etwas ausländisches käme
> ihnen nie und nimmer in die Garage).
Jetzt kommen wir der Sache näher: "meine italienischen Freunde fahren ausnahmslos national". Aber damit stellen sie eine Minderheit in Italien dar, speziell wenn sie in Norditalien leben sollten. Du brauchst dir nur die Foren italienischer Fachzeitschriften anschauen oder was auch immer und du wirst merken, dass FCA ein regelrechter Hass entgegenspringt. Ich muss mich seit Jahrzehten!!! rechtfertigen, weil ich "italienisch" fahren, weil sie nicht verstehen können, dass ich aus Deutschland kommen kein deutsches Auto fahre, "weil diese ja als die Besten der Welt gelten".
Ich lege hier ein Link bei, wobei der von 2011 ist:
https://www.agoravox.it/Gli-italiani-no ... -auto.html
Della Valle (Todd´s Chef) nannte FIAT "Mülltonne"
und ich habe hier eine Studie, die allerdings auch schon ein paar Jahre hinter sich hat, aber sicherlich hat sich die Situation nicht gebessert, eher höchstens verschärft:
Laut einer Studie eines Finanzinstituts interessieren sich 15% der Männer Over 50 nicht für eine bestimmte Marke.
Aber sofort danach belegte bei denjenigen, die eine "Traummarke" haben
Mercedes mit 9% den ersten Platz; 2. Audi 8%,3. BMW zusammen mit Ferrari 6%, 5. Porsche 5% und 6. VW mit 4%.
Wenn es darum geht, was man sich finanziell leisten könnte, wäre ein VW die erste Wahl.
Bei den 30-Jährigen gelten als Traummarken Ferrari und BMW mit je 11%, gefolgt von Audi 9%,
Italiener haben - i.d.R. - ein Fabel für "ausländische" Produkte, sofern es nicht mit Essen oder Mode zu tun hat. Man sagt, man sei "esterofilo".
Was du schreibst, dass man im Prinzip sich selbst schadet, ist sicherlich korrekt, aber ich habe auch nicht gesagt, dass ich es "toll" finde, wie man hier denkt. (ich fahre auch "national", wobei mein Vater beispielsweise nie "Italienisch" aus "nationalistischen" Gründen gekauft hat, sondern weil sie für ihn "lohnend" waren und sie ihm gefielen, wobei ihm sicherlich das eine oder andere "ausländische" Auto, auch aus Deutschland gefielen. Ich fahre "Italiener", weil sie mir einfach besser gefallen, das erheblich bessere "Preis-/Leistungsverhältnis haben und somit für mich einmal die "beste" Wahl ist, wobei ich immer sage "für MICH" die "bestmögliche" Wahl. Ich muss, anders als auch hier viele, niemandem "gefallen", brauche keinen "Applaus" oder Neidbekundungen von Nachbarn, Kollegen oder Verwandten, daher kaufe ich immer, was mir persönlich, FÜR MICH gefällt.
Aber, man muss auch versuchen zu verstehen, wieso für viele FIAT und Co ein "No Go" sind. Sicher halten viele Italiener - Medien sei dank, aber auch aus eigener Erfahrung - ausländische Autos als die "besseren" Autos. Wenn du bedenkst, dass italienische Autos außerhalb Italiens nicht unbedingt den "besten" Ruf genießen und dann, dass diese noch die "besten" Produkte der Gruppe waren, eben weil für den Export bestimmt, kannst du dir vorstellen, was hier los war. Als ich einen Alfa 159 TBi zur Probe hatte, fehlten gleich ein paar Teile bzw. war die Verarbeitung derart schlampig, dass ich mich gefragt habe, wie kann man so ein Fahrzeug an den Mann bringen.
Nein, ich persönlich kann und konnte mich nie beklagen, ich hatte IMMER das Glück, insgesamt gut verarbeitete Fahrzeuge der Gruppe zu haben, vielleicht auch, weil viele dieser, speziell die der letzten 25 Jahre, allesamt bestellt wurden, also nicht aus dem "Stock" heraus waren.
Aber zusätzlich gibt es etwas, was die Wut vieler Italiener eben gegen Agnelli und FIAT und FCA, heuer gegen Marchionne, verursacht hat. Ich habe das hier irgendwann schon einmal angeschnitten und möchte mich nicht wiederholen. Nur so viel: Man muss nur die Geschichte Lancias ab 1994 zu sehen, um zu verstehen, warum die Agnellis und FIAT mies angesehen sind.
Einerseits haben sie viel viel Geld bekommen, die der italienische Steuerzahler zahlen musste (ich rede noch für eine Zeit, als es noch nicht die EU gab), andererseits hat man sich oft nicht an Abmachungen gehalten und last but not least dürften die Agnellis Gelder einfach aus dem Unternehmen abgezogen haben, diese auf Offshore-Konten geparkt haben, um dann die Leute zu entlassen/und oder in Kurzarbeit "Null". Bis vor einigen Jahren war es einfach, die Leute in Kurzarbeit Null zu schicken und das für Jahre!!!!. Das heißt, der Staat finanzierte deren Gehälter. (mittlerweile gibt es schwere Auflagen und man muss nicht nur begründen, warum man das will, sondern wird auch begrenzt, wobei nur einmal das noch verlängert werden kann)
Lancias "Crash-Kurz" hat politische Dimensionen gehabt, denn es geht hier auch um die politische Komponente eines Landes, das einerseits eine starke politisierte Gewerkschaft hatte, speziell in Norditalien. Warum sonst brachte schloss man eine Fabrik (Chivasso), das damals zu den "modernsten" innerhalb der italienischen Produktionsstätten der Gruppe gehörte? Wieso bringt man die Produktion nach Pomigliano d´Arco, schon damals eines der schlechtesten Fabriken der Gruppe?
Das gab offensichtlich wenig Sinn, aber als DC-Mitglied kamen die Agnellis gerne der Politik nahe.
Das rechtfertigt sicherlich nicht alles, aber es macht verständlich, wieso man in Italien so auf Ablehnung reagiert, wenn es um FIAT geht. Marchionne seinerseits ist oft arrogant und relativ "aggressiv" für den italienischen Geschmack aufgetreten ohne Rücksicht auf die Gefühlslage und dass Marchionne ein "Kommunikationsproblem" hat, muss ich dir ja nicht erst sagen.
Auch sein Umgang im Allgemeinen, zuerst mit Lancia, aber auch lange mit Alfa, zeugt nicht gerade davon, dass er - zumindest lange Zeit - nicht begriffen hatte, dass Automarken mit Tradition nicht wie der Verkauf eines Waschmittels zu betrachten ist. Da muss man auch auf die Gefühle achten. Einem Alfa einen GM-Motor zu verpflanzen (lassen wir einmal beiseite, dass die auch noch Mist waren), mag vielleicht ökonomisch Sinn machen, aber sorgt unter den Fans für Naserümpfen.
Wie gesagt, eine Großzahl von Italienern hält italienische Autos für "Schrott". Mehr noch, es geht auch um Image. Wir sprechen hier von einem "Mode-Land". Wenn man "in" sein will, wenn es um "Image" geht (ist ja auch in Deutschland etc. nicht anders, denn sonst wären die Premiummarken auch in Deutschland "tot" und auch sonst "Markenprodukte" wie Apple, Samsung etc. nicht an den Mann zu bringen).
Wenn ich für einen Audi A3 2,0 TFSi Turbo deutlich mehr bezahle als "du" für einen Lancia Delta 1,8er, dann bist du "wer" und ich ein "armer Teufel", weil ich das Geld nicht für so ein Audi hatte

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Darum geht es doch, nicht nur in Italien, aber vor allem auch hier.
Das Problem FIATs liegt auch in der eigenen Geschichte. FIAT hat vor allem auf dem einheimischen Markt verdient. Das Auslandsgeschäft war ein "Zubrot", also konnte man es sich leisten, über den Preis zu kommen. Dazu ermöglichte die "schwache" Lira, dass man günstiger in Italien produzieren konnte und damals konnten auch deutsche Hersteller nicht nach Osteuropa "auswandern".
Das heißt, FIAT wurde als "Discounter" angesehen. Dieses Image hat man sich dann aufgebaut, auch weil man konkurrenzlos war, wenn man von den Franzosen einmal absieht, die zu ähnlichen Preisen ihre Fahrzeuge anboten. Mittlerweile aber gibt es sehr viele Anbieter im niedrigeren Preissektor, können auch VW und Co "günstiger" produzieren und FIAT hat irgendwo den Ruf "Dacia" zu sein, müsste also eigentlich, wenn man in der "Tradition" früherer Jahre bleiben wollte, zu diesen Preisen anbieten.
Allerdings sind die Fahrzeuge technisch wie auch vom Kostenfaktor auf dem Level von VW, Ford oder Opel. Die Schwierigkeit ist nun, du müsstest eher Preise erzielen wie VW oder Opel, kannst aber höchsten Preise wie Dacia erzielen. In dieser Zange ist FCA geraten, eben weil man es versäumt hat, als man auf dem Heimatmarkt Anteile verlor, diese durch ein verbessertes Auslandsgeschäft zu kompensieren. Die Folge ist, dass man viel zu abhängig vom Heimatmarkt geblieben ist, aber dort auf einem enorm niedrigen Niveau.
Mit Ausnahme des FIAT 500 wird kein Produkt FIATs und - zumindest bis zum Erscheinen der Giulia/Stelvio, deren Gesamtzahlen ich nicht kenne - Alfas häufiger im Ausland verkauft als daheim. Über 50% wird immer in Italien verkauft.