Zuerst einmal Martin, was heißt hier „schlecht“ ausgestattet und „schwache“ Motoren?
Mit 120 PS „rennt“ der Tipo rund 200 und auch einen Sprint schafft er in unter 10 Sekunden. Angesichts der „SUV-/Crossoveritis“ liegt man damit immer noch gut im Rennen

.
Und ob „Rückfahrkamera“, Navi etc. nun wirklich „arm“ bedeutet, lasse ich jetzt einmal dahingestellt.
Der Preis ist immer auch eine Frage der Positionierung eines Fahrzeugs und natürlich der möglichen Verkaufszahlen und da ist halt so, dass der Tipo sicherlich in erster Linie für Märkte gedacht war/ist, in denen solche Limos gefragt sind, also wie in Osteuropa und der Türkei, alles keine Länder, in denen man nun „viel“ Geld ausgibt und was beinahe noch wichtiger ist, „Gimmicks“ eher Probleme bereiten, weil die, einmal kaputt „erfahrungsgemäß“ so gelassen werden.
Für diese Märkte war der Tipo gedacht. Dass er nun nach Westeuropa kommt, hat mich etwas überrascht, auch weil man nach „Duna“ (immer noch der Spott, den FIAT über sich kommen lassen muss) eigentlich nie wieder eine Limo dieser Größenordnung hier anbieten wollte.
Aber zumindest theoretisch gibt es hier einen wenn auch begrenzten möglichen Kundenkreis, der mittlerweile um die 60 aufwärts sein dürfte, der vielleicht ursprünglich sogar einen „Ur-Tipo“ hatte oder aber eine „günstige“ Limo sucht. Ich „kenne“ diesen Typus hier und scheinbar –so zumindest glaubt man in Turin – dürfte es ausreichende Personen geben, damit sich der „Import“ lohnt.
Dieser Typus aber sucht keine „Hochleistungsmaschine“ und dazu noch extrem „kompliziert“, hält nichts von Crossover und SUVs, sondern ein möglichst günstiges und solides Fahrzeug.
Anders sieht es bei den Hatchbacks aus, die immer noch in Westeuropa „bevorzugte“ Form bis zum C-Segment, also den insgesamt drei volumenstärksten Segmenten. Hier ist die Konkurrenz groß und der „typische“ Kunde anders gestrickt. Also kann man davon ausgehen, dass bei einem Tipo HB eine etwas breitere Motorenpalette zur Verfügung stehen dürfte, auch wenn ich nicht so ganz erkennen kann, wenn man die FIAT-Motoren kennt, woraus diese dann bestehen sollte. Bestenfalls käme noch ein T-Jet/MultiAir infrage und nach unten wahrscheinlich noch einen Gas betriebenen Motor, aber vielmehr dürfte es nicht werden (man braucht sich das Bravo-Programm nur anschauen, was es dort an Motoren gab: 1,4-16V Sauger mit 90PS, 1,4 T-Jet mit den Leistungssteps 120 und 150/155 PS (155 PS die Sportvariante), wobei der 150er/155er dann vom 140er MultiAir abgelöst wurde. Beim Diesel kamen zuerst die 1,9er zum Einsatz, mit 120 und 150 PS, später dann der 1,6er mit 105 und 120 PS, die den 1,9-120PS ablösten, dazu der 2,0, der mit 165 PS den 150er 1,9er ablöste).
Nun das Thema Punto ist so eine Sache, denn wenn ich mir so anschaue, für welche Summen mittlerweile die Fahrzeuge des B-Segments hier in Italien angeboten werden, kann ich Marchionne verstehen, der meinte, man könne hier kein Geld verdienen. Die 10.000 Euro-Marke wird hier teilweise deutlich nach unten durchbrochen.
Klar, wenn du vom Listenpreis ausgehst, ist der Tipo ein „günstiges“ Auto, aber ich glaube nicht, dass ein Panda-/Ypsilon-/Punto-Kunde nur auf den Preis achtet oder „rational“ alles „durchdenkt“.
Für meinen Ypsilon (Listenpreis) hättest du dir einen Tipo mit Komplettausstattung und dem 1,6er MultiJet zulegen können und zu der Zeit hätte mir ein Abarth Punto Evo mit ein paar Extras ähnlich viel gekostet. Umgekehrt hättest du für einen FIAT Panda mit gleichem Motor bei ähnlicher Ausstattung nur rund 500 Euro darunter gelegen (für mich persönlich wäre der Panda „teurer“ als der Ypsilon dann gekommen, weil ich die Winterräder, die ich heuer auf den Ypsilon habe und zuvor auf den Punto waren, nicht mit dem Panda hätte fahren dürfen, ergo ein komplettes Winterrädersatz hinzukaufen müssen).
Was ich damit sagen will, so darfst du niemals an die Sache herangehen, denn klar ist der Tipo günstig, klar, wenn du das „Basis-Modell“ nimmst, liegst du auf VW-Polo-Niveau, aber der Preis ist ja nicht „alles“. In Rom, Mailand oder Palermo bekommst du einen Polo oder Punto irgendwo geparkt, bei einem Tipo fängt es schon an, schwer zu werden und wenn es um die „Nachtunterbringung“ geht, wird es noch einmal ein Problem für sich.
Daher sehe ich preislich keinen großen Zusammenhang zwischen der Positionierung eines Puntos im Verhältnis zum Tipo, selbst wenn man diesen beinahe „schenken“ würde

.
Hier spielen dann andere Faktoren eine Rolle. Fakt ist, Peugeot beispielsweise ging beinahe Pleite (wäre nicht da „Vater Staat“ gewesen), weil man gerade einen „nagelneuen“ Peugeot 208 vorgestellt hatte, als Europa sich mitten in einer Krise befand. Die Folge war, dass man praktisch von der „ersten“ Minute sich in eine Rabattschlacht befand. Ob Ford oder FIAT, sie konnten ihre Produkte ohne große Verluste, da bereits „amortisiert“ mit Rabatten überhäufen, Peugeot aber stand da, entweder zu teuer zu sein, seine Fahrzeuge nicht zu verkaufen, ergo Verluste zu haben oder aber Fahrzeuge verkauft zu bekommen, dafür aber dann mit Rabatten um sich werfen.
Die Frage wird daher lauten, was Marchionne glaubt, was für eine Strategie er für „richtig“ hält. Und da glaube ich, werden wir wohl in Zukunft entweder sehr knapp kalkulierte B-Segment-Fahrzeuge haben oder aber wir werden mehr „Nischenprodukte“ bekommen, also Fahrzeuge, die zwischen zwei Segmenten sind und somit das B-Segment beinahe das wäre, was früher das C-Segment war und dafür bewegt sich dann das A-Segment mehr in Richtung B-Segment.