Re: Fiat und Chrysler
Posted: 17 Sep 2010, 21:48
Mit Chrysler (ich hätte mir auch lieber einen anderen Partner gewünscht) hat man wohl die Konsequenz aus der gescheiterten Politik, genügend Kooperationen zu bilden. Hier war die PSA-Gruppe führend, die aber das Glück hatte, diese Politik wesentlich früher zu beginnen. Marchionne ist der Meinung, dass man mit den Stückzahlen, die FIAT weltweit hat, keine Gewinne erzielen kann. Jede Entwicklung von Motoren, Plattformen etc. sind einfach zu kostspielig, als dass man sie nur für FIAT/Alfa/Lancia stemmen kann. Wenn ich mir die Sache mit den V6-Motoren anschaue, ist da wohl etwas Wahres dran, denn für die wenigen Fahrzeuge, die man mit solchen Motoren verkauft, lohnt sich eine eigene Entwicklung nicht und hier sollte die Sache mit Chrysler greifen. Die Entwicklung von eigenen SUVs ist scheinbar an Know How und Geld gescheitert. Mit Chrysler hat man nun die Chance, hier aufzuholen und somit sich breiter zu fächern. Auch lohnen sich nun Entwicklungen, die vorher unsinnig gewesen wären.
Die Anteile an Chrysler waren eigentlich ein sehr "kostengünstiges" Geschäft, denn FIAT hat eigentlich nur sein Know-How eingebracht. Also bis zu dem Punkt kann man nicht viel sagen. Wenn ich mir anschaue, was alles bei FIAT (vor der Chrysler-Geschichte) gefehlt hat, wo man überall Baustellen hatte, war eine Allianz oder eine möglichst breite Kooperation unumgänglich, denn FIAT stand 2004 nicht einfach nur finanziell am Boden, sondern auch bezüglich Technik und Entwicklung. Man hat rund 10-15 Jahre geschlafen, während die Konkurrenz Vollgas gegeben hat. Diesen GAP hat FIAT nie schließen können und so ist diese Entwicklung irgendwie logisch, auch wenn mir das mit Chrysler Bauchschmerzen erzeugt hat.
Ich hätte eher auf eine Allianz mit der PSA-Gruppe gesetzt, eben weil beide Hersteller durch viele Joint Venture miteinander verbunden sind. Andererseits gab es immer zwei Hindernisse dafür, nämlich dass man im gleichen Gewässer fischt und ähnlich ausgerichtet ist und dass die Franzosen kaum einen Juniorpartner spielen wollen.
Daher kam das mit Chrysler gelegen, einerseits ergänzen sich die Produktlinien, hat man unterschiedliche Ausrichtungen. Chrysler in in Nordamerika stark, FIAT genau da praktisch nicht vorhanden. Dazu pleite im richtigen Moment, sodass der amerikanische Staat eingriff und mit der Pleiteerklärung alle Zulieferverträge hinfällig wurden, ohne dass man langwierige Kündigungen vornehmen musste.
Dass FIAT in den 90er Jahren katastrophal mit Lancia umgegangen ist, brauche ich dir nicht zu sagen. Man hat Lancia einerseits der Politik geopfert, andererseits der eigenen Brieftasche und das ist die eigentliche Tragik.
Wenn damals ein vernünftiges Management vorhanden gewesen wäre, hätte man heute Chrysler nicht gebraucht, denn Lancia war in den 80er Jahren auch dank des Rallye-Sports technisch ziemlich fortschrittlich. Die Fabrik in Chivasso war die modernste auf italienischem Boden und zählte zu den modernsten Automobil-Fabriken Europas. Mit der Entwicklung Lancias, mit Chivasso, würde heute FIAT Allrad haben, ergo mit Sicherheit über viele Jahre längst SUVs etc. Aber das sind Versäumnisse, die mir noch heute die Galle hochkommen lassen.
Zu China habe ich einen einen Link: http://www.italiaspeed.com/2010/cars/in ... /1709.html
Aber du hast voll und ganz Recht, man hat viel zu lange gezögert, denn während VW und Co Jahrzehnte dort sind, hat FIAT nur zaghaft und halbherzig Kooperationen vorangetrieben, aber vielleicht ist hier FIAT ein Spiegelbild der italienischen Industrie, an der die Globalisierung irgendwie vorbeigegangen ist.
Die Anteile an Chrysler waren eigentlich ein sehr "kostengünstiges" Geschäft, denn FIAT hat eigentlich nur sein Know-How eingebracht. Also bis zu dem Punkt kann man nicht viel sagen. Wenn ich mir anschaue, was alles bei FIAT (vor der Chrysler-Geschichte) gefehlt hat, wo man überall Baustellen hatte, war eine Allianz oder eine möglichst breite Kooperation unumgänglich, denn FIAT stand 2004 nicht einfach nur finanziell am Boden, sondern auch bezüglich Technik und Entwicklung. Man hat rund 10-15 Jahre geschlafen, während die Konkurrenz Vollgas gegeben hat. Diesen GAP hat FIAT nie schließen können und so ist diese Entwicklung irgendwie logisch, auch wenn mir das mit Chrysler Bauchschmerzen erzeugt hat.
Ich hätte eher auf eine Allianz mit der PSA-Gruppe gesetzt, eben weil beide Hersteller durch viele Joint Venture miteinander verbunden sind. Andererseits gab es immer zwei Hindernisse dafür, nämlich dass man im gleichen Gewässer fischt und ähnlich ausgerichtet ist und dass die Franzosen kaum einen Juniorpartner spielen wollen.
Daher kam das mit Chrysler gelegen, einerseits ergänzen sich die Produktlinien, hat man unterschiedliche Ausrichtungen. Chrysler in in Nordamerika stark, FIAT genau da praktisch nicht vorhanden. Dazu pleite im richtigen Moment, sodass der amerikanische Staat eingriff und mit der Pleiteerklärung alle Zulieferverträge hinfällig wurden, ohne dass man langwierige Kündigungen vornehmen musste.
Dass FIAT in den 90er Jahren katastrophal mit Lancia umgegangen ist, brauche ich dir nicht zu sagen. Man hat Lancia einerseits der Politik geopfert, andererseits der eigenen Brieftasche und das ist die eigentliche Tragik.
Wenn damals ein vernünftiges Management vorhanden gewesen wäre, hätte man heute Chrysler nicht gebraucht, denn Lancia war in den 80er Jahren auch dank des Rallye-Sports technisch ziemlich fortschrittlich. Die Fabrik in Chivasso war die modernste auf italienischem Boden und zählte zu den modernsten Automobil-Fabriken Europas. Mit der Entwicklung Lancias, mit Chivasso, würde heute FIAT Allrad haben, ergo mit Sicherheit über viele Jahre längst SUVs etc. Aber das sind Versäumnisse, die mir noch heute die Galle hochkommen lassen.
Zu China habe ich einen einen Link: http://www.italiaspeed.com/2010/cars/in ... /1709.html
Aber du hast voll und ganz Recht, man hat viel zu lange gezögert, denn während VW und Co Jahrzehnte dort sind, hat FIAT nur zaghaft und halbherzig Kooperationen vorangetrieben, aber vielleicht ist hier FIAT ein Spiegelbild der italienischen Industrie, an der die Globalisierung irgendwie vorbeigegangen ist.