Ciao Markus,
war ich das mit dem "Martin"? Scheinbar bin ich :)o ohne zu trinken
Ich bin der Meinung, dass der Markennahme sehr wohl mitentscheidend ist und der Thesis mit dem Stern darauf sehr wohl andere Verkaufszahlen gehabt hätte. Schau dir die A-Klasse an. Schön war sie nicht, Elche mochte sie auch nicht. Jeder andere Hersteller wäre mit so einem Mobil pleite gegangen. Für Mercedes wurde er ein Hit. Fast jeder Trottel meines Landes träumt von der A-Klasse.
Aber das sind Dinge, die man weiß, die man bei FIAT hätte wissen müssen. Lancia mit dem Bekanntheitsgrad und dem Image von Lancia hätte niemals mit so einem Produkt an den Start gehen dürfen, erst recht nicht in einer Zeit, als man in der Krise stand. Das ist das eigentliche Problem. Dass das Design des Thesis kontrovers geworden wäre, hätte eigentlich bei FIAT jeder vorher wissen können, aber man hat ihn trotzdem so gewollt.
Es ist ja auch nicht so, dass die Verkaufszahlen den Thesis zum Flop machten (ein Ferrari ist mit geringer Stückzahl auch kein Flop), sondern die Planung, vom Thesis pro Jahr!!!!!!!!!! mehr als 20.000 Fahrzeuge absetzen zu können. Dabei hat man so ziemlich alles verbockt, was man verbocken konnte, wobei ich immer noch der Ansicht bin, dass man den Thesis aus ganz bestimmten Gründen wollte, dass den Verantwortlichen von Anfang an klar war, dass er niemals solche Verkaufszahlen hätte erzielen können, aber um die Planung und Herstellung rechtfertigen zu können, wurde einfach dieser Wert genannt.
Der Thema war eine Erfolgsstory, weil er anders positioniert war und die Zeiten anders und natürlich das Design ein breiteres Publikum ansprach, die sich den Thema auch leisten konnten. Der Thema war ein klassisches Auto des E-Segments, wobei seine Maße sogar eher ins D-Segment reichte und viele in Deutschland und vor allem in Italien den Thema eher unterhalb der E-Klasse sahen, also auf dem Niveau eines 190er Mercedes, was auch mit der Motorisierung zu tun hatte (der 6-Zylinder im anfänglichen Thema war ein Alibi)
Die "Deutschen" produzierten in jenen Jahren ausschließlich hubraumstarke Modelle, während die FIAT-Gruppe schon damals Downsizing betrieb. In Italien wurde/wird die Versicherung nach Hubraumzahl berechnet und dazu kam eine "Luxussteuer" für alle Fahrzeuge oberhalb der 2-Liter-Grenze. Damit war ein Lancia-Thema-Turbo ein Auto, dass mehr Italiener kaufen konnten, du Kosten eines Mittelklasse-Autos hattest, aber Fahrleistungen, die in die Oberklasse reichte.
Der Thesis dagegen ist zwar von den Abmessungen eher ein E-Segment-Auto, der aber von Anfang an in die Oberklasse positioniert wurde, also genau in einem Segment, wo die Luft zu dünn wird. Nicht nur, dass Lancia der Name von Mercedes fehlte, sondern vor allem auch an Service-Leistung. Keiner kauft sich einen neuen Thesis, wenn er im Prinzip so behandelt wird, wie ein FIAT Panda-Kunde, wenn er im Nachhinein nicht den besten Service genießen kann.
Du verkaufst also ein Auto, dass du in die Oberklasse positionieren willst, mit einem Service-Dienst eines Kleinwagenherstellers. Damit ist man zum Flop von Anfang an verdonnert. Dass du damit keinen Thema-Kunden für dich gewinnen kannst, ist auch klar, war der Thesis doch doch dem klassischen Thema-Kunden enteilt. Und in Italien hatte sich das Kaufverhalten auch geändert, weil einerseits immer mehr Leute zu Geld kamen, andererseits die Luxussteuer wegfiel und damit die sich den Traum verwirklichen konnten, den sie auch früher hegten, nämlich ein deutsches Auto zu kaufen. Man träumte von Mercedes und fuhr Lancia Thema.
Somit ist der Thesis der größte Flop geworden, weil er bewusst oder unbewusst, falsch positioniert wurde, also entweder ein anderes Design, das eine breitere Masse anspricht, oder aber mit so einem Design, das keine breite Masse anspricht, dafür aber mit realistischeren Verkaufszielen.
Man hatte weder das Image, noch das Geld noch das Händernetz samt Marketing-Strategie, ein Fahrzeug wie den Thesis erfolgreich am Markt zu positionieren.
Wir können den "Markt" beschimpfen, ums beschweren, dass die Leute lieber "Einheitsware" liebt, aber am Ende werden auto für diesen Markt gebaut. Wenn du als Hersteller nicht das Image hast, einen Trend durchzusetzen, kannst du dir so eine Extravaganz erlauben, wie sich FIAT mit dem Thesis erlaubt hat. Der Markt bestimmt, was "gut" und was "schlecht" ist.
Übrigens der FIAT Stilo war ein Flop mit 120.000 verkauften Exemplaren pro Jahr, der Bravo ist ein Erfolg, auch mit 120.000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr

, eben weil man mit dem Bravo realistischer Ziele hatte, nicht wie mit dem Stilo, von dem man 250.000 hätte verkaufen müssen, um in die Gewinnzone zu geraten.
Beim Delta hat man mit geringen Stückzahlen gerechnet, ergo erfüllt er die gesteckten Ziele, auch weil er sich kostengünstig produzieren lässt. Alles Dinge, die man in der Vergangenheit mit überzogenen Erwartungen, nicht richtig eingeschätzt hat
Schöne Grüße und einen schönen Abend
Bernardo