Re: Wäre es nicht besser, wenn Fiat Chef ,,Marchionne“ ALFA Romeo an VW abgegeben würde?
Posted: 11 Sep 2014, 09:22
Die ganze Diskussion "was wäre wenn" ist doch reine Theorie und im Prinzip überflüssig. Wir wissen nicht, was SM bzw. die Leute hinter ihm wirklich für Pläne haben.
Nach den Erfahrungen seit der Lancia-Übernahme in 1969 kann man rückblickend behaupten, man hat Lancia absichtlich vor die Wand gefahren. Man wurde quasi vom italienischen Staat in die Pflicht genommen, Lancia zu übernehmen (da der Ford-Konzern stark interessiert war), aber eben nur ungern hat man sich den Klotz ans Bein gebunden.
Allerdings baute Lancia bis dahin hervorragende Autos, die nicht der Grund für die finanzielle Schieflage waren. Fiat ging es zu jener Zeit auch noch gut. Leider hat man mit Schlamperei bei den ersten unter Fiat entstandenen Modellen den guten Ruf der Marke zerstört. Die noch weiter gebauten Fulvia- und 2000-Modelle konnten das auch nicht verhindern, wenn die ersten Betas schon halb kaputt bei den Kunden ankamen und schneller rosteten als man hinschauen konnte. Die vernichtende Presse veranlasste die Verantwortlichen sogar, den bislang wichtigen Markt Großbritannien zu verlassen. Neben dem Beta "glänzte" der Gamma durch technische Probleme. Erst mit Delta 1 / Prisma, Thema und Dedra gelang es, die Marke wieder zu stabilisieren. Der geniale Y 10 war auch das ideale Einsteigerauto für junge Leute. Dazu kamen die Rallyeerfolge mit Stratos, 037, Integrale.
Gerade als es richtig vielversprechend aussah, übernahm man den ehemaligen Staatsbetrieb Alfa. Schlagartig ging es mit Lancia bergab. Man brachte den Kappa, der als Berlina vom Styling her sehr bieder wirkte und genausogut ein x-beliebiger Japaner oder Koreaner hätte sein können. Der Delta 2 konnte vielleicht den einen oder anderen Escort- oder Kadett-Fahrer locken, war aber nicht das logische Nachfolgemodell eines Delta 1 mit den Rallye-Ikonen Integrale.
Intern muss es eine Entscheidung zugunsten Alfas gegeben haben, was aber nicht dazu führte, dass Alfa plötzlich (wieder nach langer Zeit) tolle Autos gebaut hätte. Erst mit dem 147, 156 und 166 kamen wieder Autos mit gutem Styling. Das ergab einen kurzfristigen Erfolg, da sich doch viele Leute nur wegen des Stylings auf das Abenteuer Alfa einließen. Ich kenne zwar keine Statistik, aber viele Käufer, die sich nach ihren Erfahrungen mit dem Service keinen zweiten Alfa zulegten. Lancia durfte nun nicht mehr besonders sportlich sein. Auch wenn man beim Delta 2 noch ein paar sportliche Versionen nachschob, war das schon zu spät. Eigentlich geriet alles nach Thema/Dedra zum Flop. Lediglich die Y-Reihe mit Musa konnte noch einigermaßen gut verkauft werden, aber auch nur in Italien.
Geht man mal davon aus, dass die Verantwortlichen in einem solch großen Konzern keine Vollpfosten sind, bleibt nur noch die Annahme, dass Lancia absichtlich gekillt wurde. Bedenkt man, dass Lancia in Italien immer noch einen guten Namen hat, anders als Alfa, dann versteht man diese Entscheidung zugunsten Alfas nicht. Offenbar denkt man, man könne Alfa eher als Global Player aufbauen. Nachdem man kräftig geholfen hat, dass außer ein paar Fans kaum noch jemand Lancia im Rest der Welt kennt, mag das zwar stimmen, ist aber hausgemacht.
Nun versucht man offenbar, Alfa aufzubauen. Zumindest wird das so behauptet. Allerdings scheint der Weg hierzu doch zweifelhaft zu sein. Der Plan, eine Giulia gegen ABM zu setzen, kommt mir etwas größenwahnsinnig vor. Da könnte Alfa ein Auto bauen, das faktisch besser als BMW und Mercedes ist, das Image ist definitiv im Eimer. Außerdem müsste dann auch mal ein wirklich kundenorientierter Service her.
Wäre ich der Boss, hätte ich nicht Lancia sondern Alfa eingestellt. Aber nachdem nun Lancia weg ist, wäre vielleicht der bessere Weg, statt irgendwelcher Alfa-Modelle einen kleinen Maserati gegen ABM zu positionieren. Aus Sicht des Businessman braucht man im FCA-Konzern weder Lancia noch Alfa. Ferrari ist (noch) Superpremium, Maserati auch über jeden Zweifel erhaben. Für Normalverdiener hat man Fiat und Märkte wie USA, China usw. Amikisten. Bedenkt man dies, könnte es durchaus sein, dass auch Alfa über kurz oder lang stirbt. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass man Alfa an den Piech verhökert. Allein die Vorstellung, VW könnte damit erfolgreich sein und dann in Konkurrenz zu FCA treten. Nee!!! Und wer würde VW daran hindern, dem Alfa solche Motorisierungen zu verpassen, dass ein großer Alfa direkt mit Maserati konkurriert?
Und um noch einmal auf die Eingangsfrage des TE zu kommen: Ein VW-Alfa könnte möglicherweise noch in Italien gebaut werden, aber ist es dann noch ein italienisches Auto? Außerdem würde VW vermutlich sehr schnell die Produktion sonstwohin verlegen, wenn zum ersten Mal die diversen Gewerkschaften Stress machen.
Meine Prognose: Alfa bleibt unter FCA oder es wird auch systematisch kaputtgemacht.
Nach den Erfahrungen seit der Lancia-Übernahme in 1969 kann man rückblickend behaupten, man hat Lancia absichtlich vor die Wand gefahren. Man wurde quasi vom italienischen Staat in die Pflicht genommen, Lancia zu übernehmen (da der Ford-Konzern stark interessiert war), aber eben nur ungern hat man sich den Klotz ans Bein gebunden.
Allerdings baute Lancia bis dahin hervorragende Autos, die nicht der Grund für die finanzielle Schieflage waren. Fiat ging es zu jener Zeit auch noch gut. Leider hat man mit Schlamperei bei den ersten unter Fiat entstandenen Modellen den guten Ruf der Marke zerstört. Die noch weiter gebauten Fulvia- und 2000-Modelle konnten das auch nicht verhindern, wenn die ersten Betas schon halb kaputt bei den Kunden ankamen und schneller rosteten als man hinschauen konnte. Die vernichtende Presse veranlasste die Verantwortlichen sogar, den bislang wichtigen Markt Großbritannien zu verlassen. Neben dem Beta "glänzte" der Gamma durch technische Probleme. Erst mit Delta 1 / Prisma, Thema und Dedra gelang es, die Marke wieder zu stabilisieren. Der geniale Y 10 war auch das ideale Einsteigerauto für junge Leute. Dazu kamen die Rallyeerfolge mit Stratos, 037, Integrale.
Gerade als es richtig vielversprechend aussah, übernahm man den ehemaligen Staatsbetrieb Alfa. Schlagartig ging es mit Lancia bergab. Man brachte den Kappa, der als Berlina vom Styling her sehr bieder wirkte und genausogut ein x-beliebiger Japaner oder Koreaner hätte sein können. Der Delta 2 konnte vielleicht den einen oder anderen Escort- oder Kadett-Fahrer locken, war aber nicht das logische Nachfolgemodell eines Delta 1 mit den Rallye-Ikonen Integrale.
Intern muss es eine Entscheidung zugunsten Alfas gegeben haben, was aber nicht dazu führte, dass Alfa plötzlich (wieder nach langer Zeit) tolle Autos gebaut hätte. Erst mit dem 147, 156 und 166 kamen wieder Autos mit gutem Styling. Das ergab einen kurzfristigen Erfolg, da sich doch viele Leute nur wegen des Stylings auf das Abenteuer Alfa einließen. Ich kenne zwar keine Statistik, aber viele Käufer, die sich nach ihren Erfahrungen mit dem Service keinen zweiten Alfa zulegten. Lancia durfte nun nicht mehr besonders sportlich sein. Auch wenn man beim Delta 2 noch ein paar sportliche Versionen nachschob, war das schon zu spät. Eigentlich geriet alles nach Thema/Dedra zum Flop. Lediglich die Y-Reihe mit Musa konnte noch einigermaßen gut verkauft werden, aber auch nur in Italien.
Geht man mal davon aus, dass die Verantwortlichen in einem solch großen Konzern keine Vollpfosten sind, bleibt nur noch die Annahme, dass Lancia absichtlich gekillt wurde. Bedenkt man, dass Lancia in Italien immer noch einen guten Namen hat, anders als Alfa, dann versteht man diese Entscheidung zugunsten Alfas nicht. Offenbar denkt man, man könne Alfa eher als Global Player aufbauen. Nachdem man kräftig geholfen hat, dass außer ein paar Fans kaum noch jemand Lancia im Rest der Welt kennt, mag das zwar stimmen, ist aber hausgemacht.
Nun versucht man offenbar, Alfa aufzubauen. Zumindest wird das so behauptet. Allerdings scheint der Weg hierzu doch zweifelhaft zu sein. Der Plan, eine Giulia gegen ABM zu setzen, kommt mir etwas größenwahnsinnig vor. Da könnte Alfa ein Auto bauen, das faktisch besser als BMW und Mercedes ist, das Image ist definitiv im Eimer. Außerdem müsste dann auch mal ein wirklich kundenorientierter Service her.
Wäre ich der Boss, hätte ich nicht Lancia sondern Alfa eingestellt. Aber nachdem nun Lancia weg ist, wäre vielleicht der bessere Weg, statt irgendwelcher Alfa-Modelle einen kleinen Maserati gegen ABM zu positionieren. Aus Sicht des Businessman braucht man im FCA-Konzern weder Lancia noch Alfa. Ferrari ist (noch) Superpremium, Maserati auch über jeden Zweifel erhaben. Für Normalverdiener hat man Fiat und Märkte wie USA, China usw. Amikisten. Bedenkt man dies, könnte es durchaus sein, dass auch Alfa über kurz oder lang stirbt. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass man Alfa an den Piech verhökert. Allein die Vorstellung, VW könnte damit erfolgreich sein und dann in Konkurrenz zu FCA treten. Nee!!! Und wer würde VW daran hindern, dem Alfa solche Motorisierungen zu verpassen, dass ein großer Alfa direkt mit Maserati konkurriert?
Und um noch einmal auf die Eingangsfrage des TE zu kommen: Ein VW-Alfa könnte möglicherweise noch in Italien gebaut werden, aber ist es dann noch ein italienisches Auto? Außerdem würde VW vermutlich sehr schnell die Produktion sonstwohin verlegen, wenn zum ersten Mal die diversen Gewerkschaften Stress machen.
Meine Prognose: Alfa bleibt unter FCA oder es wird auch systematisch kaputtgemacht.