Fiat kauft Chrysler !

lanciadelta64
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Re: Fiat kauft Chrysler !

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Kleine Korrektur ;-): der Ypsilon steht NICHT auf der 500er Plattform, sondern auf der "veränderten" 500er Plattform ;-). Sie ist "verlängert" und dient dem neuen Panda auch als Plattform. Der 500er kommt noch auf der "Vorgängerbasis" ;-)

Nun so groß ist der Unterschied bei den Motoren zwischen 500er und Ypsilon jetzt auch nicht und wenn ich mich nicht irre- ich bin jetzt beim 500er nicht auf dem neusten Stand - besitzt der Ypsilon sogar den leistungsstärkeren Diesel.

Wenn du also die Abarth-Reihe des 500ers abziehst, ist eigentlich nur der 105er TwinAir, den es auch noch erst seit kurzem gibt, der "größer" ist als im Ypsilon.

Lassen wir einmal beseite, dass man versucht hat, mit aller Gewalt Lancia=Komfort und Alfa=Sportlichkeit und das mit einem Fundamentalismus, der kaum zu überbieten ist, aber ich frage dich, glaubst du wirklich, wenn man den Ypsilon mit "200" PS anböte, würden nun "massig" mehr Ypsilons verkauft werden? ;-)

Ich habe gerade den 500er am Anfang ja gut beobachtet und auch hier gab es lange keinen Abarth und die Motoren waren mehr oder weniger wie beim Ypsilon. Ok, man hatte den 1,4er-100PS. Aber ganz ehrlich? Die Leistungsdaten waren wie beim TwinAir.

Erst als der 500er auch außerhalb Italien Kunden fand, fing man an, das Programm auszuweiten. Beim Ypsilon aber ist es ganz anders. Er wurde niemals außerhalb Italiens angenommen und somit sieht man eine nüchterne "Kosten-Nutzungsrechung".

Mein Freundlicher hat seit der Einführung der EcoChic-Modellen (ich will jetzt nicht lügen, aber das müsste gegen Ende 2012 gewesen sein bzw. der TwinAir-Metano Anfang 2013) NICHT einen einzigen "normalen" Benziner verkauft bekommen.

Sogar die Varianten "Elefantino" und "Momo", die man als LPG ordern kann, sehe ich hier nur mit Gasanlagen (man erkennt sie, weil sie deutlich höher sind)

Daher würden große Motoren wenig Sinn machen, weil die Nachfrage außerhalb Italiens insgesamt nach Ypsilons gering sind, große Motoren vielleicht den einen mehr oder weniger verkauften Wagen bringen würde, aber eben nicht ausreichend, um die Mehrkosten zu rechtfertigen, denn in Italien würdest du NICHT einen verkauft bekommen.

Wie gesagt, der 500er war außerhalb Italiens erfolgreicher, ergo konnte man bei den Motoren nachlegen bzw. mit Abarth eine "Sonderform" ins Leben rufen.

Warum streicht man das Motorenangebot beim Delta?

Fiore, der Delta ist ein "Auslaufmodell", also bestenfalls noch bis Sommer bestellbar. Es liegt in der Natur der Sache, dass man in der letzten Serie - das macht nicht nur FIAT, Lancia und Co so, sondern auch deutsche Hersteller - dass man am Ende das Programm "strafft", also bei den Ausstattungsvarianten zusammenstreicht, Extras nicht mehr anbietet bzw. andere dann gleich vom Werk verbaut etc.

Beim Delta kommt noch hinzu, dass beispielsweise der Biturbo "exklusiv" im Delta war, also sonst in KEINEM Fahrzeug der FIAT-Gruppe mehr verbaut wurde. Also gehe ich einmal davon aus, dass man schon länger die Motorenproduktion eingestellt hatte und somit keine mehr produziert wurden.

Beim 1,8er kommt das Getriebe hinzu, denn der Aisin-Automat gehört halt "Toyota" und ich gehe einmal davon aus, dass Verträge ausgelaufen sind bzw. nicht mehr bis zuletzt die Lieferung aufrecht erhalten wollte.

Das ist es nicht, was ich als "Problem" ansehe, sondern liegt in der Natur der Sache. Problematischer ist es, dass man keinen direkten oder indirekten Nachfolger mehr hat.

Zur Giulietta kann ich nur sagen, wetten, der QV wird der erste Motor sein, der verschwindet? Ich habe nicht einen einzigen QV auf italienischen Straßen erlebt und der Motor verschwindet komplett, wird also nirgendwo mehr verbaut und auch nirgendwo mehr verbaut werden.
Der "Nachfolger-Motor" ist mit dem 4C gekommen, ist aber meines Wissens nach komplett aus Alu.
lanciadelta64
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Re: Fiat kauft Chrysler !

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Warum? Ganz einfach, weil Chrysler beinahe noch einen mieseren Ruf als die FIAT-Gruppe genießt und nach "Chapter11" will keiner etwas von diesem Namen hören, zumindest nicht "auf dem Kontinent" ;-)

Du vergisst, dass Alfa rund 50% seiner Autos außerhalb Italiens verkauft, Lancia im Schnitt aber rund 80-90% nur in Italien und da sind die "Chrysler-Fahrzeuge", die es in UK oder IRL gibt, als "Lancia" gerechnet.

Der Delta lag in Italien immerhin lange auf Platz 1 der Premium-Fahrzeuge seines Segments. Es wurden lange mehr Deltas als A4, 3er BMW oder C-Klasse verkauft (die A1, B-Klasse oder 1er BMWs waren eh unter ferner Liefen). Der New Ypsilon ist, wenn ich mich nicht irre, der "erfolgreichste" Lancia Ypsilon (die Betonung liegt auf Lancia, weil der Y10 unter Autobianchi lief) aller Zeiten, zumindest liegt er konstant auf Platz 3 der italienischen Zulassungszahlen, vor dem FIAT 500 oder allen anderen Konkurrenten, wie A1 etc.

Es ist das "Auslandsgeschäft", das bei Lancia nicht läuft. Der Ypsilon "rechnet" sich noch, weil er beinahe 50.000x im Jahr in Italien verkauft wird, aber der Delta kam, lasse mich nicht lügen, in den besten Jahren vielleicht auf 20.000-25.000 Fahrzeuge, zu wenig, um zu überleben. Dazu dürfte die Gewinnmarge beim Ypsilon im Endeffekt größer sein als beim Delta.
fiorello
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Re: Fiat kauft Chrysler !

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Ciao caro Bernardo,

natürlich gibt es für alles eine Erklärung, ob sie dann auch dann wirklich was erklärt lasse ich dahin gestellt.

Man kann nicht immer nur sagen, dieses oder jenes lohnt sich eh nicht, deshalb macht man erst gar nicht, mit dieser Einstellung hat man in der heutigen Zeit keine Chance, bei Fiat kämpft man nicht um seine Traditionsmarken, man versinkt in Selbstmitleid und nimmt sein vermeintliches Schicksal als gegeben hin (td)

Es fehlt jegliche Art des Versuches die Marken wieder halbwegs erträglich zu positionieren, ich denke das Fiat bei seiner " Gier " nach Chrysler jegliches Feingefühl für seine eigenen Marken verloren hat und das verurteile ich !!!
Saluti
Fiore
Lancista per sempre

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Delta 1,3, Prisma 1,6iE, Thema 2.Serie 16V, Dedra 1,6 i.E, Dedra 2,0 i.E, Kappa 2,4 LX Berlina, Kappa Coupe 2,4 2.Serie, Thesis 3,0 V6 Emblema, Ypsilon 1,2 LS, Ypsilon 1,4 LX, Musa 1,4 Oro, Lybra 1,8 LX SW. l Kappa Coupe 2,0 20V T, Ypsilon Cosmopolitan, New Ypsilon 1,2 Oro, Delta 3 1,4 T-Jet Oro..........

meine anderen Italiener...Alfasud 1,3, Maserati Biturbo, Fiat 131 Mirafiori Sport Walter Röhrl Edition 2000TC, Alfa Sei 2,5 V6 1.Serie, Fiat Bravo
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LCV
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Re: Fiat kauft Chrysler !

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Ciao Fio,

ich glaube nicht, dass die in Selbstmitleid versinken. Vielmehr geht es in der heutigen Globalisierung darum, möglichst viel Geld zu scheffeln. Das hat nichts mit Chrysler zu tun, denn nach dem Vertrag mit GM hätte der Clan schon 2004 die gesamte Autosparte verhökert. Nun kam die Krise dazwischen und GM zahlte lieber eine hohe Konventionalstrafe als sich auch noch Fiat ans Bein zu binden. Trotzdem war der Fiat-Konzern zu jenem Zeitpunkt so gut wie pleite. Hätte GM das alles übernommen, hätten die Lancia auf jeden Fall zugemacht. Sie haben ja auch eigene Marken wie Oldsmobile und Pontiac über die Klinge springen lassen. Die Spielchen mit Opel und SAAB waren auch nicht gerade die feine Art. Und ohne diese Zahlung von GM wäre wohl die italienische Automobilindustrie Geschichte. Betrachtet man den Fiat-Konzern mal losgelöst von den Produkten, hat SM den Laden gerettet. Aber Autokunden sind nun mal emotionaler als die Käufer von Waschmitteln oder anderen Produkten des täglichen Bedarfs. Deshalb regen wir uns auf. Es gibt Foren und Clubs, die zu ihrer Marke stehen. Das ist der Unterschied zu anderen Produkten. Hier wurden extrem viele Fehler gemacht, der Markt falsch eingeschätzt und vor allem die Reaktion der Kunden unterschätzt. Es mag sein, dass man mit Fiat nicht ganz so feinfühlig umgehen muss, weil die Käufer der vorwiegend kleinen Autos nicht nach Marke, sondern Preis, Verbrauch, Schadstoffausstoß usw. schauen. Es wird dieser Zielgruppe nichts ausmachen, sich beim nächsten Wagen bei Franzosen, Japanern oder Koreanern zu bedienen.

Anders bei Lancia und Alfa (auch SAAB, Jaguar, Volvo). Das sind keine typischen Massenprodukte und es gibt eine viel stärkere Markenbindung. Als dann einer der Bosse vor ein paar Jahren den Einsatz von Holden-Motoren verteidigte und sagte: Es ist dem Alfafahrer doch völlig egal, was für ein Motor drin ist! hätte ich diesen Typen sofort fristlos entlassen. Gerade ein Alfa wird wegen des Motors gekauft. Solche "Manager" gehören entsorgt. Die agieren so als würden sie mit ihren Kindern Monopoly spielen. Einen Konzern für die Zukunft gut aufzustellen, schließt ja nicht aus, dass man sich auch um die Produkte bemüht. Gesundschrumpfen um jeden Preis kann sich rächen. Die Fehler in der Modellpolitik wurden schon lange vor SM begangen. Um z.B. Lancia wieder auf die Beine zu bringen, hätte man den modellpolitischen Schlingerkurs aufgeben sollen. Die Fulvietta hatte Publikum und die Presse begeistert. Es wäre eine Chance gewesen, ausschließlich die Fulvietta als Lancia anzubieten und damit sich den guten Namen zurückzuerobern. Kappa, Delta 2 und erst recht der Thesis waren Flops, die nur Geld gekostet haben. Das schadet ja auch dem Image. Man hätte im Prinzip alle Modelle ab etwa 1995 "in die Tonne klopfen" können*. Dann einen Wagen bringen, der mit relativ kleinen Stückzahlen auskommt, aber dafür perfekt ist. Man hat ja alle Komponenten im Regal. Wenn die Presse schon jubelt, muss man diese Chance nutzen. Wenn dann alles gut läuft und der Bekanntheitsgrad der Marke wieder besser ist, kann man behutsam das Programm erweitern. Sicher ist das ein etwas ungewöhnlicher Weg, aber nachdem man die Marke schon fast gekillt hatte, hätte es funktionieren können. Es ist natürlich einfacher, Schrottkisten von Chrysler etwas zu verbessern und auf Märkten zu verhökern, wo sich die Kunden einiges bieten lassen.

* Die Liebhaber von kC oder Thesis sind auf diese Weise zu relativ seltenen Autos gekommen. Aber rein geschäftlich gesehen, hätte man auf diese Modelle besser verzichtet.
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web.uno
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Re: Fiat kauft Chrysler !

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nana, das "feingefühl" für die FIAT-marken war schon vor beginn der CHRYSLER-übernahme dahin.

die frage ist nur wie sie es schaffen wollen all diese marken unter einen hut zu bringen.

wie schon gesagt - man hörte immer wieder als mögliche begrundung für die modellpolitik der letzten jahre das man sich nicht kannibalisieren wolle, doch indem man nun ALFA in die US drängt macht man doch genau das (ALFA und DODGE sind ja beide "sportlich"), während umgekehrt (also CHRYSLER-modelle in EU) kein kannibalismus bestünde.
MfG,
martin
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lanciadelta64
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Re: Fiat kauft Chrysler !

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Die Probleme der FIAT-Gruppe gab es vor der Geschichte mit Chrysler. Ja Chrysler hat in gewisser Weise eher etwas ermöglicht, was sonst nicht möglich gewesen wäre.

Wir drehen das Rad der Zeit zurück:
FIAT hat gerade die größte Krise seiner Geschichte "überwunden" und Marchionne gibt die Maxime heraus: Jedes Modell muss sich selbst tragen und die genügend Erfolg haben, um die nachfolgende Generation zu rechtfertigen. Die Zeiten des "Geldvernichtens" in "unsinnige" Projekte sind vorbei. Cabrios und Coupés haben FIAT "immer" nur Verluste beschert. Neue Modelle werden NUR DANN angepackt, wenn man die Kosten teilen kann.
Flavia Concept und TrePiu1-Projekt (FIAT 500) werden komplett auf Eis gelegt, weil man kein Geld hat, diese Projekte zu stemmen. Der FIAT Croma ist ins Leben gerufen, sorgt aber für tiefrote Zahlen, der Thesis ist gar eine "Geldvernichtungsmaschine" und kostete rund 500-600 Mio. Entwicklungskosten, womit man gleich mehrere Produkte entwickeln hätte können.

In den folgenden Jahren verfolgt FIAT die "PSA-Gruppe"-Strategie (Die Familien Agnellis und Peugeots sind eng miteinander befreundet) und Marchionne sucht weltweit Partner, mit denen man gemeinsam Projekte starten kann, um die Entwicklungskosten zu sparen.

Mit Ford bekommt man einen ins Boot und man kann endlich den TrePiu1 in die Tat umsetzen. Mit Tata geht man eine Partnerschaft ein, um im asiatischen Raum besser aufgestellt zu sein und mit der Übernahme Rovers und Jaguars bekommt FIAT - so glaubt man - eine Chance, dank dieser Kooperation zwischen Tata und FIAT andere Projekte zu starten.

Aber dies geschaltete sich als schwieriger als man glaubte, denn der Tata-Chef ist keine "einfache Person" und meinte, "nix da, ich behalte die Dinge für mich allein".

Marchionne bietet sein Bravo-Plattform auch anderen an und sucht verbissen nach "Verbündete".

Es kommt zur Finanzkrise und das zuvor bestehende System bricht zusammen. PSA-Gruppe in der Krise, Renault sowieso, Opel pleite, weil auch GM pleite ist, Ford rettet sich halbwegs, aber in Europa sieht es auch übel aus.

Damit scheiden über Nacht fast alle möglichen Partnern aus. Eine Kooperation mit BMW scheitert (du kannst dir vorstellen, wieso ;-) ) und FIAT schaut nach Fusionsmöglichkeiten, weil FIAT zu klein ist, um allein zu überleben, zu groß, um einfach geschluckt zu werden.

Also kommt die Idee mit der PSA-Gruppe auf, aber hier gibt es Probleme mit der "Kontrolle". Die Franzosen wollen die Mehrheit haben, die Agnellis sind nicht bereit, die eigene aufzugeben. Die Franzosen wollen Frankreich als Sitz, FIAT Turin usw. usw. usw.

Und da kommt die Idee mit Chrysler. FIAT hat riesige Probleme mit großen Motoren und größeren Plattformen, ist stark bei den kleineren Plattformen und auch kleineren Motoren. Also gibt es eine Schnittmenge.

Man bekommt 20% Chrysler-Anteile umsonst. Einzige Bedingung ist der Techologietransfer - der im Übrigen in beiden Richtungen geht - womit FIAT diese Anteile bezahlt. Bis zur Mehrheitsübernahme bezahlt man eigentlich "alles" aus der "Portokasse" und FIAT-Europa dürfte wohl keinen wirklichen "Cent" in die USA gebracht haben.

Auch der Techologietransfer hält sich in Grenzen, denn Motoren wie den 1,4er MultiAir mögen sich gut für Obamas Administration machen und werbewirksam sein, aber für den US-Bürger kein Grund, sich ein Auto zu kaufen, die lieber weiterhin ihre großen Motoren vorziehen.

Die dann etwas "italienische Kosmetik" bekommen und das war es dann auch schon.

Anders ausgedrückt, FIAT hat Chrysler extrem "billig" bekommen und heute sorgen die Gewinntransfers von Chrysler - und natürlich auch FIAT-Latina - für das Auffangen der umfangreichen Verluste in Europa.

Ich muss dir nicht über die Einstellungen sagen. Wenn Leute lieber einen Coras als Punto nehmen, weil der Erste "Made in Germany" und der Zweite leider "Made in Italy" ist, wenn das Image dermaßen schlecht ist, dass die Leute deswegen Produkte meiden und lieber einen Gebrauchten mit "tollem" Image kaufen, ist es nur verständlich, dass man sich das zwei Mal überlegt.

Einer aus meinem Dorf hatte - dazu auch noch familiäre Beziehungen, ergo extrem günstig - einen neuen Delta Biturbo bekommen. Nun hat dieser keine Probleme gemacht (auch weil er ihn mit 5.000 Km abgegeben hatte), aber hier wurde er dann immer wieder darauf angesprochen, wieso denn so einen "Schrott" wie einen "Lancia" und nicht einen "Nobelwagen" wie BMW?

Das Ende vom Lied, er verkauft den Delta und holt sich einen BMW (kurioserweise ist der Händler nun "pleite" und er wird viel "Spaß" haben, die Garantieleistungen irgendwo auf "Sizilien" - ich übertreibe nachtürlich - geltend zu machen), hatte bisher jede Menge Probleme (hätte er vielleicht auch mit dem Delta haben können), aber er ist glücklich, denn ihm ist der "Applaus" der Leute sicher, die "Bewunderung", anstatt mitleidenswert angeschaut zu werden.

So sind sehr sehr viele Menschen gestrickt, andere, die leichtgläubig sind, andere, die sich vom "Stammtischgeschwätz" beeinflussen lassen.

Nun frage ich dich, wie soll ein Unternehmen existieren können - ich rede ja schon gar nicht von Gewinnen - wenn die Stimmung in praktisch ALLEN Ländern derart mies ist, dass viele allein dadurch deine Produkte nicht haben wollen.

Du kannst versuchen, über großartige Werbemaßnahmen einen Gegentrend erzeugen (ob das im deutschsprachigen Raum Erfolg hätte? Ich habe da so meine Zweifel), aber das dauert viele Jahre und in der Zwischenzeit bist du schon "tot" bzw. hast keine Garantie, dass es auch funktioniert.

Also vielleicht über den Preis. Fiore, je nach Modell kostet ein italienisches Auto bei vergleichsweiser Ausstattung rund 10.000 bis 15.000 und mehr Euro, also wo soll das hingehen. Damit nicht genug, viele wollen lieber "Haus und Hof" verkaufen, wichtig nur, sich in dem "Image" widerzuspiegeln.

Also geht es auch über dem Preis nicht. Also wie in Gottes Namen soll FIAT Produkte so entwickeln, produzieren und verkaufen, dass man nicht in Schieflage geraten?

Aber nehmen wir einmal an, dass Marchionne ein "Blindgänger" sei, dann frage ich dich, wieso auch die Franzosen und das mit beiden Gruppen, eine derartige Schieflage erleiden mussten?

Damit nicht genug, während die Leute in Frankreich applaudieren, wenn der Staat diese Unternehmen in irgendeiner Form unter die Arme greift, würde in Italien jede Regierung verlieren, die nur ansatzweise Hilfe gewähren würde. Die öffentliche Meinung ist derart FIAT-feindlich, dass du kaum eine Chance hast, hier etwas daran zu ändern. Dieser Zug ist längst abgefahren und ich behaupte, für die Marken FIAT, Lancia und auch Alfa ist Europa längt verbrannte Erde und man wird hier niemehr ein Bein zum Stehen bekommen.
Die könnten "Gold" produzieren, die Leute würden lieber "Müll" von ABM vorziehen. Das ist die Realität, ob es nun einen gefällt oder nicht, aber das ist die Situation. Wir können uns noch solange darüber unterhalten, wieso und warum das so ist, wann und wieso es soweit kommen konnte, aber es ändert nichts an den Status Quo. FIAT ist Synonym für "Schrott ab Werk" und du weißt, wie viele Witze sogar in der deutschen Politik die Runde machen. Mehr noch, du selbst hast ja einen Freundeskreis und ich bin mir sicher, nicht wenige haben dich skeptisch angeschaut, als die hörten, du habest ein kC oder heuer den New Ypsilon.

Wie gesagt, es hilft nichts, über die Schuldfrage zu disktutieren, denn sie ändert leider nichts an dem Zustand.

Ich möchte dir nur ein Beispiel nennen, wie manche ticken. Heute hat mich "mein" Meister angerufen, dessen Freund ein Golf "Metano" haben will, der aber erst im nächsten Jahr nach Italien kommt, während er schon in Deutschland auf den Markt sein soll. Nun sind die "Metano-Preise" hier echt günstig, keine Frage, aber warum im Gottes Namen redest "du" vom Spritsparen, um dann am Ende teilweise deutlich mehr für das Auto auszugeben, mehr als du wahrscheinlich jemals wieder über den Preis hereinbekommen könntest?

Warum? Weil es ein VW Golf ist. Der Witz ist, VW hat auf dem Gebiet keine wirkliche Erfahrungen und FIAT seit Jahrzehnten, ergo dürften gerade die FIAT-Motoren auf dem Gebiet besser sein, weil "ausgereifter", aber nein, ist ja "Schrottmarke", also lieber ein "Risiko" mit "Gold-Marke" eingehen.

So sieht das Europageschäft aus. Also ist Marchionne diesbezüglich nur "konsequent".
Chrysler kostet im Endeffekt rund 3,5 Mrd, Euro, aber die hat das Unternehmen in den letzten Jahren locker erwirtschaftet und sogar wenn du die Verluste der letzten Jahre FIAT-Europa einrechnest, hätte man somit Chrysler "gratis" bekommen bzw. mit den Gewinnen abzüglich der Verluste finanziert bekommen.

Also ist Chrysler sicherlich nicht das Problem.

Aber du, der ja Italien liebst. Ist dir bewusst, dass in den letzten Jahren nahezu alle!!!!!! traditionellen Marken Italiens in Besitz ausländischer Firmen geraten sind? Es gibt nur noch sehr wenige, darunter die FIAT-Gruppe, sogar die Modehäuser sind in Besitz "fremder" Unternehmen.

FIAT ist es heute gelungen, genau entgegen den Trend zu laufen und statt auch "geschluckt" zu werden, andere zu "schlucken".

Daher sage ich immer, Marchionne ist weder der "Messias" noch der "Teufel" in Person und man kann und soll ihn kritisieren, aber dabei nicht vergessen, dass es nur eine Seite der Medaille ist. Und dann sollte jeder sich die Frage stellen, ob FIAT als Unternehmen - zumindest als Automobilunternehmen - ohne Marchionne geben würde.

Wenn ja, dann hat er sicherlich recht, alles andere, was mit Marchionne im Zusammenhang steht, "vernichtend" zu kommentieren. Andernfalls ist eine "ausgeglicherene" Betrachtung, im Guten wie im Schlechten, nicht so verkehrt.

Ich mag Marchionnes Produktmanagement nicht, ich mag nicht seine Haken, die der blitzartig schlägt. Ich mag nicht seine teilweise flapsigen Äußerungen nicht, aber eins muss man ihm anerkennen, während fast alle anderen Unternehmen Italien in den Ruin getrieben wurden oder noch treiben, lebt FIAT immer noch und positioniert sich mehr und mehr zu einem "weltweiten" Unternehmen.
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