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Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 28 Aug 2013, 20:38
by lanciadelta64
Hallo Georg,

ich hoffe ja immer und versuche wirklich - aber im Positiven - Kaffeesatz zu lesen, aber immer wieder werde ich dann von solchen Hiobsbotschaften auf den Teppich der Tatsachen geholt.

Mein Freundlicher hat einen wirklich schönen Lancia-Verkaufsraum (Lanzwil kennt ihn) und Lancia hat in meiner Provinz einen Marktanteil von 6-7% (im Landesdurchschnitt sind es 4,5-5%) und der neue Ypsilon verkauft sich mittlerweile so gut, dass du hier bei mir in einem Umkreis von 30-50 Km unterwegs beinahe mehr New Ypsilons als das Vorgängermodell siehst.

Das Problem ist, ich traue diesem Agnelli-Clan nicht, denn es ist eines dieser Familien, die ein Unternehmen "mutwillig" an die Wand gefahren haben. Natürlich bin ich auch "stinkig" (wie mein Freundlicher), dass man so viel Geld in Alfa reingesteckt hat, für Lancia kaum etwas da war und dennoch mehr Lancias als Alfas verkauft wurden. Ich wage nicht zu denken, was mit Lancia passiert wäre, hätte man genauso in Lancia investiert wie in Alfa.

Ich habe lange SM "verteidigt", auch weil er FIAT wirklich mit dem "Kuckuck" vor der Türe übernommen hatte und dank seiner Erfahrung und Cleverness das Unternehmen in etwas ruhigerem Gewässer gebracht und zum ersten Mal nach rund 30 (oder sogar noch mehr Quartale) nur rote Zahlen), aber ich höre ja auch die Stimmungslage hier bei meinem Freundlichen, der beispielsweise nicht so negativ auf die Chrysler-Modelle reagiert hat, weil er der Meinung war, lieber nur einen Thema verkaufen, als überhaupt kein Fahrzeug.

Aber diese Rolle-rückwärts und die Geschichte mit Alfa war für mich eine eiskalte Dusche. Ich dachte mir, man habe wirklich Interesse gehabt, Lancia "mittelfristig" auf einen bestimmten Level zu bringen. Ich sah und sehe per se auch nichts Schlimmes daran, dass man nun "Chrysler" und "Lancia" als "eine" Marke behandelt, weil für mich die Substanz wichtig ist und wenn man sieht, wie VW einen "Mini" unter drei Brands verkauft (Up! etc.), dann kann ich damit leben, auch weil es eine logische Sache ist, dass Stück für Stück Chrysler Group und FIAT Group verschmelzen, zusammenarbeiten, gemeinsam neue Entwicklungen vorantreiben (siehe die Giulietta-Plattform, die in den USA überarbeitet wurde, um nun in allen zukünftigen Mittelklasse-Fahrzeuge der Gruppe zum Einsatz zu kommen).

Ob dann ein Produkt "gut" oder "schlecht" ist, hängt dann weniger davon ab, ob nun die "Chrysler-Leute" daran Hand angelegt haben oder welche in Turin.

Ich dachte, als man "New Lancia" gestartet hatte, dass man sich die Zeit nimmt, denn a) wusste SM schon da von der Krise - er redet ja schon seit ein paar Jahren von der "europäischen Durststrecke" b) konnten die drei Chrysler-Modelle nur "Übergangsprodukte" sein, aber wie ich finde, genau richtig, weil ja die Lancia-Struktur noch nicht richtig funktionierte und selbst neue "Eigenprodukte" kaum erfolgreicher hätten werden können. Ich glaubte, man nutze eben diese Zeit, in der man "Übergangsfahrzeuge" hat, um die Struktur so weit zu verbessern, dass am Ende die "neuen" Produkte dann auf ein wesentlich besseres Umfeld getroffen wären.

Daher geht mir das immer noch nicht in den Kopf, wie Marchionne, der ja eigentlich kein "Vollpfosten" ist, wenn es um die Marktbeobachtung geht und viele Dinge lange vorher genannt hatte, bevor andere damit herauskamen, nicht klar sein konnte, dass Fahrzeuge wie Thema, Voyager oder Flavia Cabrio (letzteres eh eigentlich nur als "Häppchen" vorgesehen) bei den Verkaufszahlen "floppen" mussten.

Dabei geht es nicht einmal um die Produkte selbst, denn man kann über sie diskutieren, sie kritisieren, aber schlechter als Konkurrenzprodukte sind sie nicht, als vielmehr um die miese Struktur, den miesen Vertrieb.

Wenn du für eine relativ "unbekannte" Marke keine Werbung machst, kann sie sich nicht verkaufen und nur etwas mit der Gießkanne hantieren, damit kannst du kaum ein großes Feld nass machen.

Und ich versuche daher immer noch zu verstehen, was also das dann mit New Lancia sollte? Entweder man lässt es sein - ich behaupte, das aktuelle Ergebnis wäre auch 2011 vorhersehbar gewesen, vielleicht hätte man mit ein paar verkauften Themas mehr rechnen können, aber sicherlich nicht mit riesigen Verkaufszahlen - oder aber gibt einer Marke Zeit, versucht dann Stück für Stück dieses "Pflänzchen" heranwachsen zu lassen.

Wie gesagt, die Begründung, die heuer SM für die Umleitung von Investitionen von Lancia weg hin zu Alfa, herangezogen hat, hätte er auch schon 2011 anfügen können. Die Rahmenbedingungen Lancias haben sich nicht verschlechtert gehabt und die Problematik konnten die drei Chrysler-Modelle nicht lösen. So dämlich kann ein SM nicht gewesen sein und wenn doch, dann wirklich "buonanotte".

Ja, SM spricht davon, dass man 5 bis 6 Mio braucht, um überleben zu können, aber Jahr für Jahr 800 Mio. abschreiben und das ohne große Investitionen, die sonst noch hinzukämen, ist auch eine Hausnummer und ich befürchte - es klang in letzter Zeit ein paar Mal so - es könnte "leichter" sein, mit einem anderen Hersteller eine "enge" Verbindung einzugehen, als wirklich groß in Europa zu investieren.

Für mich schaut SM zu sehr auf "heute" und zu wenig auf "morgen" und das könnte fatal werden, zumal es ja schön klingt, "wir brauchen Europa nicht", aber die Wirklichkeit sieht anders aus, denn auch wenn man in Europa Verluste einfährt, so hat man es bis heute nicht geschafft - lassen wir Brasilien beiseite und natürlich auch den nordamerikanischen Markt - auf den wichtigsten Märkte großartig zu punkten.

Die "Fehlleistungen" und diese muss sich SM auf den Fahnen heften, denn diese Sachen kann er nicht, wie beispielsweise hier in Europa, seinen Vorgängern anlasten, mit den großen wachsenden Märkten, ist ellenbogenlang. Man könnte das alles als "Pleiten, Pech und Pannen" bezeichnen, eine Blamage nach der anderen, eine blutige Nase nach der anderen.

Egal, ob Indien, China oder Russland, überall kam man "zu spät" und/oder ist heute nicht so aufgestellt, wie es sein sollte. In China blieb der Viaggio weit hinter den Erwartungen, nachdem man häufiger die Partner dort gewechselt hatte, als andere ihre "Unterwäsche". In Indien hat man sich mit Tata zerstritten und versucht es heuer auf eigener Faust, aber immer noch mit "Klecker-Zahlen" und in Russland hat man sich "Lada" vor der Nase wegschnappen lassen, nachdem man zu lange gezögert hatte, ausgerechnet Lada-VAZ mit ihrem Sitz "Togliatti", also auch noch der russischen Stadt, die ihren Namen eines italienischen Politikers führt.

Daher klingt das bei SM alles "wunderschön", aber er hat mehr offene Baustellen als der der Berliner Flughafen und kein Ende in Sicht.

Wie aber schon erwähnt, ich nenne immer "SM", aber wir wissen nicht, in wie weit die Familie Elkann-Agnelli eine Rolle spielt, die Hauptaktionär der FIAT-Gruppe ist und darüber hinaus ja noch andere "Geschäfte" tätigt. Marchionne kann nicht "tun und machen, was er will" und dürfte seine Strategien, sofern sie nicht eh von den Agnellis vorgegeben, mit ihnen absprechen.

Und die Agnellis haben in den letzten 25 Jahren dem Unternehmen nicht sonderlich gut getan. Angefangen hat es mit der Einberufung Romitis an der Spitze der FIAT-Gruppe, anstatt Ghidella,dem wohl "letzten" Ingenieur von "Qualität" der FIAT-Gruppe, über die Geschichte mit der "Kaufoption" GMs, die de facto bedeutete, dass man den gesamten Automobilbereich an GM veräußert hätte, ergo FIAT "amerikanisch" geworden wäre.

Die Frage, die wir uns aber stellen müssen, Quo vadis Hersteller, quo vadis Europa? Denn wie lange kann Frankreich seine Autoindustrie stützen? Sollte die Krise in Europa wirklich 5-6 Jahre dauern - und dann warum nicht auch "10 und mehr"? - dann könnten die Karten neu gemischt werden. Vielleicht werden wir eine Umwälzung am Automobilmarkt erleben, von denen wir heute noch nichts wissen, denn die PSA-Gruppe hat sich mit GM ins Bett gelegt und wer weiß, vielleicht wird daraus eine "Fusion". Renault und Nissan gehören eh zusammen, ergo wird man sehen, ob sich das nicht am Ende eher in Richtung Nissan verschiebt.

Viele spekulieren - die Betonung liegt auf "spekulieren" und ist nicht neu - dass FIAT-Gruppe mit Tata eine Verbindung eingehen könne, auch wenn ich es für extrem schwierig halte, weil Herr Tata ein "harter Brocken" ist und wenig geneigt, sich als "Juniorpartner" zufriedenzugeben.

Dann ist die Rede von Mazda und selbst Suzuki, aber sicher ist, FIAT ist auf der Suche nach einem Partner. Das haben Elkann und SM immer wieder betont.

Lg

Bernardo

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 28 Aug 2013, 22:06
by LCV
Georg62 schrieb:
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> Im Handelsblatt wurde vor ein paar Tagen
> berichtet, dass wieder Saab Autos bauen will.

Hallo Georg,

ist zwar OT, aber das ist nicht richtig. Wollen vielleicht,
können auf keinen Fall, zumindest nicht wie angekündigt.
Nachdem der "Fliegende Holländer" und selbsternannte
SAAB-Retter alles an die Wand gefahren und Riesenschulden
in kürzester Zeit aufgehäuft hatte, kam zunächst das
endgültige Ende von SAAB als Autohersteller. Dieser
Victor Muller hat mit Sprüchen, Visionen und nicht
erfüllbaren Versprechungen aus einem normalen und
würdigen Ende ein sehr unwürdiges Spiel gemacht.
Zulieferer wurden nicht bezahlt, einige gingen selbst in
Konkurs, die übrigen stellten jegliche Lieferung ein und
konzentrierten sich auf andere Kunden. Die führenden
Ingenieure sind längst bei anderen Herstellern untergekommen.

Dann gründet jemand diese Firma NEVS, wieder mit Chinesen,
die mit ihren Visionen VM fast noch in den Schatten stellt. Man
wollte schon längst den alten 9.3 als E-Mobil produzieren. Bis
jetzt hat man noch nicht einmal die Zulieferer komplett im Boot,
es fehlen die Mitarbeiter für die Produktion, aber man behauptet
noch im Herbst den 9.3 wieder (zunächst mit konventionellem
Motor) zu produzieren. 2014 soll dann eine E-Version folgen.
Es ist absolut unmöglich, in 4 Wochen plötzlich alles startbereit
zu haben, die Nullserie ausgiebig zu testen, die Autos zu
homologieren und mit einem winzigen Rest von Händlern diese
auch noch zu vermarkten. Da ich auch mit SAAB zu tun habe,
bin ich etwas näher dran. Es sind erst kürzlich Leute in Trollhättan
gewesen und bestätigen, dass sich im Werk so gut wie nichts tut.

Interessant auch, dass irgendeine Presseagentur diese Story
vom Produktionsbeginn heraus gab und X Zeitschriften und
Online-Anbieter diesen Blödsinn verbreiteten. Keiner dieser
Superjournalisten ist nach Trollhättan gefahren, um sich vor
Ort zu informieren. Am Ende hat sogar eine schwedische
Lokalzeitung die Agenturmeldung veröffentlicht. Möglich, dass
es irgendwelche Interessen gibt, solche Gerüchte in die Welt
zu setzen.

Ein weiterer Blödsinn ist die Behauptung, dass man auf der
Phoenixplattform einen Nachfolger entwickeln will. Die hat
GM dem VM nicht verkauft (gehörte somit nicht zur Konkursmasse)
und GM wird wohl kaum zustimmen bzw. sehr viel Geld verlangen.

Der Basiswagen für die angebliche Startproduktion ist der 9.3
von 2002, der wohl ein paar Verbesserungen erhielt, aber eben
11 Jahre alt ist. Der verkaufte sich schon damals nicht besonders
gut, wieso sollte den jetzt jemand kaufen? Nach Verschärfung
der Crashtestkriterien bekommt der sicher auch keine 5 Sterne
und was soll der kosten, wenn bestenfalls ein paar Autos verkauft
werden können. Die NEVS-Kiste müsste preislich deutlich unter
der Konkurrenz liegen, wird aber sehr hohe Produktionskosten
verschlingen. Wie sollen da Gewinne erwirtschaftet werden?

Es wirft nur ein schlechtes Licht auf die vielen Journalisten, die
so einer Sommerlochstory auf den Leim gehen ohne selbst zu
recherchieren. Und wie auch bei ähnlich gelagerten Fällen gibt
es "Berufsoptimisten mit der rosa Brille", die jetzt schon NEVS
als neuen Messias bejubeln. Das taten sie auch bei VM, haben
aber nichts daraus gelernt. Am Ende zahlt der schwedische
Steuerzahler die Zeche auf's Neue.

Gruß Frank

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 29 Aug 2013, 09:50
by Lancistos
Hallo Aerotime,

gemessen an den Verkaufszahlen mag BMW richtiger liegen als der Fiat-Konzern. Auch Coca-Cola die Leitungswasser mit Zucker verkaufen liegt richtiger als ein französisches Weingut, dass nur dank der Subventionen über die Runden kommt. Wo ich dir zustimme ist dass die Strategie nicht die richtige im Fiat-Konzern war, und dass es sich großenteils um halbherzige Occasionskäufer handelt, die dann wie in einem mir bekannten fall den Wagen trockenfahren (kein Ölwechsel) und dann auf Fiat fluchen (ohne zu sagen was passiert ist).

Ich sehe die Italienitá als Fluch der italienischen Industrie. Italienische Lebensmittel sind häufig in Skandale verwickelt und deren Lobpreisung nutzt nur den italienischen Gastronomen und Lebensmittelhändlern. Auch das italienische Design und die Kunst sind tot und museal, machen wir uns nichts vor. Die italienische Industrie das Handwerk und der Tüftlergeist machen das Beste an diesem Land aus. Nicht der Pizzabäcker schraubte in seinem vorherigen Leben an Ferrari, sondern Könner und Meister, die mit dem "Teig in den Ofen-Schieber" von Nebenan nicht viel gemeinsam haben. Die Motoren eines Aurelio Lampredi, der erste Wagen mit Ethanol (Fiat-Brasilien) der erste Diesel-Direkteinspritzer in einem Auto/Common-Rail-Technologie usw. Was andere bewerben als "Fortschritt durch Technik" oder "Das beste oder nichts" hat der Fiat-Konzern ausgelebt.

Esprit und Hugo Boss wird mehr verkaufen als Pal Zileri und Missoni, kulturell liegen Welten dazwischen. Willst du bei McDonalds oder der Sparkasse vorfahren bist du mit dem Hugo Boss-Anzug und dem BMW sicher besser bedient. Auch deine bessere Hälfte wird vor dem Nagelstudio im Mini eher beneidet, als im Alfa Romeo Spider 105, den ihre Freundinnen wohl für ein Opa-Auto halten würden....Gute Fahrt

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 29 Aug 2013, 11:54
by fiorello
Ciao Lancistos,

nun da gehe ich aber mal überhaupt nicht mit dir konform :(

Ich möchte jetzt hier kein Italia vs. Germania anzetteln, aber du hast ja einiges an dem italienischem bemängelt.....Lebensmittelskandale in Italia ...aha, wie war das noch in bella Germania als die Menschen an Bambussprossen aus eigener Herkunft verstarben und die armen Spanier in eine Rufschädigung verwickelten !? wo gab es noch gleich das Gammelfleisch am Dönerspieß, wo wird halb grünes Fleisch gewürzt mit roter Tunke eingelegt in fast jedem Supermarkt angeboten ? In Italia hat die Bedienung hinter einer Frischtheke schon Handschuhe getragen da war in Germania noch nicht einmal die Rede von, an Gemüsetheken etc. passiert es trotz EU Auflagen heuer noch nicht in Germania ;)

Wo platzen die Straßen auf wenn es mal ein bischen warm ist ? In Warstein sind jetzt etliche Menschen erkrankt und auch teilweise schon verstorben wegen eine Legionelleninfektion aus einer Klimaanlage, wo laufen wohl täglich dauerhaft mehr Klimaanlagen ? um hier nur mal ein paar Beispiele zu nennen, denn dann dürfte im Umkehrschluß doch kein deutsches Auto außerhalb Deutschlands verkauft werden oder Irre ich mich ?

Wenn das italienische Design nicht mehr up to date ist, was ist es denn dann, die skandinavische " Leichtigkeit " :D

Wie ich schon eingangs sagte kann ich deinen Ansichten nicht zustimmen, überhaupt nicht, die Gründe liegen ganz woanders ;)

Und dann zeige mir die Frau welche einen Alfa Spider für ein Opaauto hält !? falls du sie findest wird sie wahrscheinlich bis über beide Ohren tätowiert sein :D

So und nun könnt ihr gerne auf mich rumhacken B)

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 29 Aug 2013, 12:35
by Lancistos
Ciao Fiorello,

auf den Widerspruch von dir habe ich gewartet ;-) Jegliches Beispiel lässt sich durch ein Gegenbeispiel belegen, daher lasse ich meine wie deine so stehen als Gegeben. Italien wird zum kulinarisches Heiligtum hochgelobt, dafür seine Technik niedergemacht. Ich habe im Großen und Ganzen italienische Industrieprodukte als Kultivierter gefunden, als Erzeugnisse auf unserer Seite der Alpen (Ausnahmen gibt es immer). Italienische Lebensmittel hingegen bergen so manche Überraschung, ein Barolo-Wein, der nur dem Etikett nach ein solcher war; Olivenöl-Verschnitte (aus dem Land das mehr Olivenöl exportiert als es erzeugt) beides selbst erlebt, ungefährlich aber doch unsittlich. Mein Lancia hat mich nie im Stich gelassen, die Kaffeemaschine, das Fahrrad und unser Mobiliar (italienische Designklassiker aus den 1970ern) auch nicht. Das erste Fahrzeug in meiner Familie war ein Fiat, allerdings kein Auto sondern ein Traktor und das war in den 1930er Jahren. Ich habe mit meinem Lancia nordhessische "Ahle Wurst" abgeholt, mit dem Audi italienischen Wein abzuholen käme mir nicht in den Sinn ;-) Italien zum Lebensmittelland zu erklären bedeutet faktisch ihm seine industrielle Tradition abzusprechen.

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 29 Aug 2013, 18:23
by web.uno
das mit dem wechseln der marken im konzern ist hausgemacht -
1. man hat den marken nie eindeutige images (sportlich - edel - einsteiger) gegeben oder
2. hatte plötzlich eine anderen konzernmarke ein fahrzeug das eigentlich zur einen viel besser gepasst hätte oder so... (das nachfolgerproblem).
das niemand von fremdmarken kommt ist auch hausgemacht -
keine der aktuell gefragten nischen wird abgedeckt (kompaktvan, kompaktSUV) aber nicht mal die klassiker (kompaktkombi) sind irgendwo im programm.

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 29 Aug 2013, 20:40
by lanciadelta64
Nun der Hauptgrund ist halt das Image. Es gibt viele, die traditionell der italienischen Marken verbunden sind, egal ob nun in D. oder I. und dann solche, die selbst "Gold" von FIAT und Co nicht kaufen würden.

Nun in Italien hat es ja bei der FIAT-Gruppe die "Einteilungen" gegeben, die sich nicht großartig von der anderer Hersteller mit mehr Brands unterschied. VW verkauft die gleichen Motoren auch in allen Brands und es bleibt dann eher bei einer "traditionellen" Einteilung.

Nun dass man innerhalb der Gruppe bleibt, hat logischerweise auch mit der Problematik mit den "Nachfolgern" zu tun, aber auch eben mit dem "Gefallen". Nicht immer gefällt einem ein "Nachfolgermodell" der einen Marke, dafür vielleicht dann das Modell der anderen Marke im Konzern.

Ich habe einige Bravo-Besitzer erlebt, die sich auf die Giulietta gestürzt haben und zuvor hat es ja auch den 147er gegeben bzw. war der Bravo eigentlich noch "gut im Saft".

Aber sicherlich gibt es hier in Italien eine klare Trennung zwischen denen, die sich vorstellen können, einen "neuen" Italiener zu kaufen und die sich so einen niemals zulegen würden.

Da kommen aber viele Dinge hinzu, einerseits das Image per se, denn schließlich ist die FIAT-Gruppe eher wie "Dacia", ergo meidet man sie oder aber es spielen "politische" Gründe eine Rolle, wie sie auch früher in Italien eine Rolle spielte, wenn auch in einer anderen Art (wer "Deutsch" kaufte, hatte eine bestimmte politische Gesinnung).

Autokauf ist selten "rational", selbst bei denjenigen nicht, die glauben, "rational" zu kaufen. Es werden immer irgendwelche Instinkte angesprochen und daher spielen auch die substantiellen Dinge eher eine untergeordnete Rolle.

Wir Menschen neigen nun einmal in "Schablonen" zu denken und springen viel zu gerne auf Vorurteile und stereotypische Dinge.

Ich habe hier einen Bekannten, der partout keinen Grande Punto und sich einen Opel Corsa gekauft hatte, weil "kein" FIAT. Er ließ sich auch nicht das erklären, dass Punto und Corsa nicht nur die Plattform teilen, sondern viele Bauteile und die Krönung war dann, als es um die Motoren ging, denn er wollte "um keinen Preis einen FIAT-Motor, weil FIAT-Motoren nur Müll" seien. Dass der Corsa mit dem 1,3 Turbodiesel de facto den gleichen Motor wie der Punto verbaut, beachtete er nicht, er blieb dabei, sei ja in einem Opel verbaut, ergo automatisch "besser".

Und so hast du viele "Köpfe". Die Problematik ist, dass SM nicht verstehen will, dass man massiv gegen ein schlechtes Image ankämpfen muss, aber dafür braucht man Geduld und SM sieht die Produktion eines Autos wie das eines "Waschmittels", ergo egal Name, oder Herstellungsort, wichtig nur, es lässt sich verkaufen und basta.

Ob er damit richtig liegen wird, wird die Zukunft bringen, denn wenn das stimmt - so auch heuer Ford- dass die Krise mindestens 5-6 Jahre dauern wird, also de facto bis Ende des Jahrzehnts und somit eine gesamte Autogeneration - dann dürfte in 5-6 Jahren vieles nicht mehr so sein wie heute.

Marchionne gibt Europa auf, weil er der Meinung ist, der Markt ist für FIAT verloren bzw. viel zu teuer, als dass man lohnend sich dagegen stemmen könnte. Das Problem ist nur, er redet viel, verspricht eine Menge und am Ende bleiben überall nur halbe Sachen.
Außer Brasilien und Nordamerika ist FIAT nirgendwo nur annähernd konkurrenzfähig. Überall hat man offene Baustellen und sich verschätzt. Ob Indien oder China, für die Anzahl an Autos, die dort verkauft werden, sind unsere europäischen FIAT-Zahlen ja der reinste "Hit". In fast allen Schwellenländern - eben Ausnahme Brasilien - steht man nicht gut da und somit könnte es zum Horrorszenario kommen, in Europa in Vergessenheit geraten, in China, Indien und Russland höchstens durch Ferrari und Maserati wirklich vertreten. Bliebe nur Latein- und Nordamerika.

Ich habe heute ein Bericht gelesen, eines Blogs, der normalerweise eigentlich sehr "human" und sehr "liebeswert" mit SM umgeht und darin wird schon gefragt, ob nicht mit Alfa am Ende alles nur "Schall und Rauch" sei, denn das mit der Giulia ist ein Hickhack und am Ende vielleicht sollte es sich nicht mehr um ein D-Segment-Auto handeln, sondern gar um eine "Giulietta-Limo" bzw. "Giulietta-SW" und auch sonst sieht man nicht klar, was überhaupt geplant ist und vor allem wo. So flexibel wirst du kaum hantieren und schon gar nicht so sprunghaft.

Mal soll in Italien produziert werden, dann wieder nicht, dann ist Tychy "Paradefabrik", um dann über eine Schließung zu reden. Dann sollte alles in Übersee produziert werden, um dann zu sagen "geht nicht, weil dort eh schon die Fabriken ausgelastet seien" usw. usw. usw.

Und wenn du dann bedenkst, dass von der Beschließung ein Fahrzeug in einer Fabrik zu produzieren bis zur Serienproduktion mindestens 6, eher 12 Monate dauert, frage ich mich, wann er wo wie produzieren will?

Im Endeffekt gibt es lauter "Absichtserklärungen", die dann wieder über den Haufen geworfen werden. Wir können ja schon glücklich sein, dass man wenigstens bei Maserati - lassen wir die SUVs beiseite - neue Modelle herausgebracht hat und dort schon ein Jahr zuvor die Schritte dafür eingeleitet wurden.

Heute wie heute gibt es nur den 200er Nachfolger, da die Fabrik schon in der Vorbereitung ist, aber sonst gibt es meines Wissens nach nicht eine!!!!!!!!!! Fabrik der gesamten Gruppe, die in der Vorbereitung eines neuen Modells wäre. Den Melfi-Mitarbeitern wurde zwar erklärt, dass man den "Jeep X" und "500X" dort bauen werde, aber die x-te Absichtserklärung, nachdem man vor nicht so langer Zeit das auch den Mirafiori-Mitarbeitern gesagt hat.

Wie gesagt, ich sehe nirgendwo das Auflegen eines neuen Modells und noch einmal, man braucht beinahe 1 Jahr, bis die Serienproduktion beginnt, also hieße das, schon heuer bis Mitte/Ende 2014 sehen wir kein neues Modell (Ausnahme 200er Nachfolger und das eine oder andere Jeep-Produkt) der FIAT-Gruppe. Der Spider bei Alfa ist für 2015 vorgesehen und der 4C ist eh eine "Mikroserie".

Re: Nur noch gemeinsame Verkaufsräume bei FIAT/LANCIA/Alfa

Posted: 30 Aug 2013, 00:26
by web.uno
wenn es nur das image wäre so liesse sich ja was daran ändern, HYUNDAY und KIA waren vor 2-3jahren auch noch als billige koreakisten in verruf, doch jetzt sieht man die (vor allem KIA) immer häufiger auf unseren strassen.
doch das gravierende problem ist meines erachtens das viele der aktuell gefragten fahrzeugkategorien einfach fehlen.
und dann ist da noch die fehlende werbung. selbst am nutzfahrzeug-sektor, wo man modellmässig ja gut aufgestellt wäre, überlässt man mangels bekanntheit vieles der konkurrenz, dabei hätte man sogar einige "van of the year" auszeichnungen vorzuweisen.