Re: Lancia Italien Mai
Posted: 14 Jun 2013, 13:53
Caro Fiore,
wir haben oft über die Problematik der "fetten" Jahre gesprochen. Ich will das jetzt nicht wieder aufrollen, mit Romiti und Co z.B.
Also gehen wir zur Ära SM über. Ich sehe die Sache sicherlich kritisch und für mich ist SM weder ein Messias noch ein "Totengräber" und ohne Chrysler würde FIAT heuer das Schicksal der PSA-Gruppe ereilen, ohne dass aber, anders als in Frankreich, man auf Hilfe des Staates hoffen könnte.
SMs Verdienst ist es, mit "leeren" Kassen, nahezu zahlungsunfähig dank geschicktem Taktierens FIAT zu "stabilisieren". Man darf nicht vergessen, dass FIAT während der Umstrukturierungsphase und der ausgearbeiteten neuen Strategie von der Finanzkrise voll getroffen wurde und das nur 3 Jahre, nachdem beinahe der "Gerichtsvollzieher" vor der Türe stand.
Die Situation war 2004 so dramatisch, dass die Zulieferer nur Teile gegen Cash lieferten, was extrem ungewöhnlich ist und die Banken wollten der FIAT-Gruppe keinen einzigen Cent mehr geben. Schlimmer noch, denn man hatte Stück für Stück auch mit Entwicklungen aufgehört. Es gab also nix mehr und dazu eine zu dem Zeitpunkt veraltete Modellflotte.
Mit der "Abfindung" GMs wurden dann die Projekte gestartet, die wir kennen, der Bravo um 12 Monate vorverlegt und die Motorenentwicklung wieder begonnen (T-Jet, MultiAir etc.).
In der Zeit wollte SM die Strategie der PSA-Gruppe anwenden und er gab das Ziel heraus, dass jedes Fahrzeug das Nachfolgermodell tragen müsste und nur ein neues Modell auf den Markt kommen sollte, wenn es finanziell abgesichert sei.
So hat -was viele vergessen - nicht nur das Fulvia-Konzept eingestanzt, sondern auch das des FIAT 500 (3+1). Es begann die Zeit, dass mit Suzuki den Sedici baute, holte Ford mit ins Boot, um für sie den Ford Ka zu bauen, wobei Ford so rund 50% der Entwicklungskosten des FIAT 500 übernommen hatte und erst mit Ford im Boot gab SM grünes Licht, den 500er zu bauen.
Chrysler aber bekam FIAT beinahe "geschenkt", bzw. bezahlte man in Technologietransfer ohne Geld aus der Tasche zu ziehen.
Es ist also nicht so, dass nun FIAT-Europa Mrd. Euro Gewinne erzielt hätte, mit denen man die Chrysler-Beteiligung finanziert habe bzw. mit denen man Chrysler nun komplett einverleiben möchte.
Fakt ist, dass FIAT-Europa im letzten Jahr rund 800 Mio. Euro Verluste eingefahren hat und dass die FIAT-Gruppe am Ende mit schwarzen Zahlen dasteht, liegt vor allem an den Gewinnen der Chrysler-Group samt FIAT-Lateinamerika.
Auf diesem Gebiet hat SM relativ wenige Fehler gemacht bzw. dafür gesorgt, dass FIAT - wenn auch in einigen Bereichen eher schleppender (siehe China) - das Schicksal der PSA-Gruppe erspart geblieben ist.
Anders als die Leute der PSA-Gruppe hat SM schnell begriffen - oder einfach auch nur das Glück gehabt - dass man sich mehr von Europa lösen müsse.
Sicherlich hat aber im Detail SM nicht immer eine gute Figur gemacht, sein "Schlingerkurs", zumindest verbal, hat nicht immer gutgetan und vor allem in einem Land, in dem FIAT traditionell misstraut wird, sorgte er für noch mehr Misstrauen und Missmut.
SM ist, wenn es im Großen geht, sicherlich ein hervorragender Stratege, der aber im Detail oft einiges zu wünschen übrig lässt.
Tanti saluti
Bernardo
wir haben oft über die Problematik der "fetten" Jahre gesprochen. Ich will das jetzt nicht wieder aufrollen, mit Romiti und Co z.B.
Also gehen wir zur Ära SM über. Ich sehe die Sache sicherlich kritisch und für mich ist SM weder ein Messias noch ein "Totengräber" und ohne Chrysler würde FIAT heuer das Schicksal der PSA-Gruppe ereilen, ohne dass aber, anders als in Frankreich, man auf Hilfe des Staates hoffen könnte.
SMs Verdienst ist es, mit "leeren" Kassen, nahezu zahlungsunfähig dank geschicktem Taktierens FIAT zu "stabilisieren". Man darf nicht vergessen, dass FIAT während der Umstrukturierungsphase und der ausgearbeiteten neuen Strategie von der Finanzkrise voll getroffen wurde und das nur 3 Jahre, nachdem beinahe der "Gerichtsvollzieher" vor der Türe stand.
Die Situation war 2004 so dramatisch, dass die Zulieferer nur Teile gegen Cash lieferten, was extrem ungewöhnlich ist und die Banken wollten der FIAT-Gruppe keinen einzigen Cent mehr geben. Schlimmer noch, denn man hatte Stück für Stück auch mit Entwicklungen aufgehört. Es gab also nix mehr und dazu eine zu dem Zeitpunkt veraltete Modellflotte.
Mit der "Abfindung" GMs wurden dann die Projekte gestartet, die wir kennen, der Bravo um 12 Monate vorverlegt und die Motorenentwicklung wieder begonnen (T-Jet, MultiAir etc.).
In der Zeit wollte SM die Strategie der PSA-Gruppe anwenden und er gab das Ziel heraus, dass jedes Fahrzeug das Nachfolgermodell tragen müsste und nur ein neues Modell auf den Markt kommen sollte, wenn es finanziell abgesichert sei.
So hat -was viele vergessen - nicht nur das Fulvia-Konzept eingestanzt, sondern auch das des FIAT 500 (3+1). Es begann die Zeit, dass mit Suzuki den Sedici baute, holte Ford mit ins Boot, um für sie den Ford Ka zu bauen, wobei Ford so rund 50% der Entwicklungskosten des FIAT 500 übernommen hatte und erst mit Ford im Boot gab SM grünes Licht, den 500er zu bauen.
Chrysler aber bekam FIAT beinahe "geschenkt", bzw. bezahlte man in Technologietransfer ohne Geld aus der Tasche zu ziehen.
Es ist also nicht so, dass nun FIAT-Europa Mrd. Euro Gewinne erzielt hätte, mit denen man die Chrysler-Beteiligung finanziert habe bzw. mit denen man Chrysler nun komplett einverleiben möchte.
Fakt ist, dass FIAT-Europa im letzten Jahr rund 800 Mio. Euro Verluste eingefahren hat und dass die FIAT-Gruppe am Ende mit schwarzen Zahlen dasteht, liegt vor allem an den Gewinnen der Chrysler-Group samt FIAT-Lateinamerika.
Auf diesem Gebiet hat SM relativ wenige Fehler gemacht bzw. dafür gesorgt, dass FIAT - wenn auch in einigen Bereichen eher schleppender (siehe China) - das Schicksal der PSA-Gruppe erspart geblieben ist.
Anders als die Leute der PSA-Gruppe hat SM schnell begriffen - oder einfach auch nur das Glück gehabt - dass man sich mehr von Europa lösen müsse.
Sicherlich hat aber im Detail SM nicht immer eine gute Figur gemacht, sein "Schlingerkurs", zumindest verbal, hat nicht immer gutgetan und vor allem in einem Land, in dem FIAT traditionell misstraut wird, sorgte er für noch mehr Misstrauen und Missmut.
SM ist, wenn es im Großen geht, sicherlich ein hervorragender Stratege, der aber im Detail oft einiges zu wünschen übrig lässt.
Tanti saluti
Bernardo