das mit dem Image ist schon richtig. Der Alfa konkurriert mit den selbsternannten
Premiummodellen von ABM und ein einmal (damals völlig zu Recht) erworbenes
Negativimage hält sich viele Jahrzehnte, auch wenn es schon lange nicht mehr
gerechtfertigt ist. Da in Ländern mit nennenswerter Automobilproduktion viele
Leute "national" kaufen, aber auch "rational" in Bezug auf Händlernetz, Service
usw., hat es ein ausländisches Auto viel schwerer. Die Japaner und Koreaner haben
das durch vollständigere Ausstattung, bessere Garantieleistungen und guten
Service kompensiert. Letzten Endes haben wir es den Japanern zu verdanken, dass
auch deutsche Hersteller bessere Konditionen anbieten und die Aufpreislisten nur
noch solche Dinge enthalten, die nicht jeder haben will. Noch vor 30 Jahren konnte
man froh sein, dass die Kiste ein Lenkrad serienmäßig hatte

Der Vergleich mit dem 500 hinkt aber. Mit dem Retrostyling ist es gelungen, ein
altes Kultauto in moderner Form zu konstruieren, das ebenso Emotionen geweckt
hat. Wenn ich hier die relativ vielen 500er der 1. Retroversion sehe, fahren fast nur
Frauen damit herum. Vor allem als Cabrio. Die Frage ist nur, was die kaufen werden,
wenn ein neues Auto fällig ist. Erstkäufer eines Fiat sind möglicherweise vom
Drumherum enttäuscht, wie das beim Alfa 156 war. Das hängt nun wieder davon ab,
wie gut der örtliche Händler ist.
Grundsätzlich kann man feststellen, dass kleine Autos eher noch von ausländischen
Herstellern gekauft werden. Je höher die Klasse, umso schwerer wird es. Siehe
Lexus. Toyota ist sicher erfolgreich, aber in der Oberklasse kommt man nicht gegen
ABM an, nicht mal dann, wenn ein Lexus den Vergleichstest gewinnt. Da kommt
zum allgemeinen Image noch das Prestigedenken hinzu, was gerade im deutsch-
sprachigen Raum offenbar sehr verbreitet ist. Deshalb war der Thesis auch eine
Geldvernichtungsmaschine.
Die Giulia dagegen sieht zwar ganz gut aus, aber ist nun nicht so weltbewegend
gestylt, dass sie viele BMW 3er - Fahrer abwerben kann. Ein Kultauto ist sie nicht.
Also nur ein Konkurrent mehr in einer Klasse. Da wiegt der Nachteil im Image schon
schwerer und es werden wohl vor allem Alfa-Fans sein, die das Auto kaufen. Dass die
nicht so zahlreich sind, sieht man an den KBA-Zahlen.
Übrigens, eine Sitzprobe kann zwar einen ersten Eindruck vermitteln. Aber was der
wirklich wert ist, kann man erst nach 100.000 km sagen. Dann zeigt sich, ob die
Sitze auch Langzeitqualitäten haben.
Ich bin aber auch der Ansicht, dass man mit dem Aufwand, den man mit Alfa treibt,
mit Lancia am Ende besser gefahren wäre.
Gruß Frank