Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
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LCV
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Hallo,

das mit dem Image ist schon richtig. Der Alfa konkurriert mit den selbsternannten
Premiummodellen von ABM und ein einmal (damals völlig zu Recht) erworbenes
Negativimage hält sich viele Jahrzehnte, auch wenn es schon lange nicht mehr
gerechtfertigt ist. Da in Ländern mit nennenswerter Automobilproduktion viele
Leute "national" kaufen, aber auch "rational" in Bezug auf Händlernetz, Service
usw., hat es ein ausländisches Auto viel schwerer. Die Japaner und Koreaner haben
das durch vollständigere Ausstattung, bessere Garantieleistungen und guten
Service kompensiert. Letzten Endes haben wir es den Japanern zu verdanken, dass
auch deutsche Hersteller bessere Konditionen anbieten und die Aufpreislisten nur
noch solche Dinge enthalten, die nicht jeder haben will. Noch vor 30 Jahren konnte
man froh sein, dass die Kiste ein Lenkrad serienmäßig hatte ;-)

Der Vergleich mit dem 500 hinkt aber. Mit dem Retrostyling ist es gelungen, ein
altes Kultauto in moderner Form zu konstruieren, das ebenso Emotionen geweckt
hat. Wenn ich hier die relativ vielen 500er der 1. Retroversion sehe, fahren fast nur
Frauen damit herum. Vor allem als Cabrio. Die Frage ist nur, was die kaufen werden,
wenn ein neues Auto fällig ist. Erstkäufer eines Fiat sind möglicherweise vom
Drumherum enttäuscht, wie das beim Alfa 156 war. Das hängt nun wieder davon ab,
wie gut der örtliche Händler ist.

Grundsätzlich kann man feststellen, dass kleine Autos eher noch von ausländischen
Herstellern gekauft werden. Je höher die Klasse, umso schwerer wird es. Siehe
Lexus. Toyota ist sicher erfolgreich, aber in der Oberklasse kommt man nicht gegen
ABM an, nicht mal dann, wenn ein Lexus den Vergleichstest gewinnt. Da kommt
zum allgemeinen Image noch das Prestigedenken hinzu, was gerade im deutsch-
sprachigen Raum offenbar sehr verbreitet ist. Deshalb war der Thesis auch eine
Geldvernichtungsmaschine.

Die Giulia dagegen sieht zwar ganz gut aus, aber ist nun nicht so weltbewegend
gestylt, dass sie viele BMW 3er - Fahrer abwerben kann. Ein Kultauto ist sie nicht.
Also nur ein Konkurrent mehr in einer Klasse. Da wiegt der Nachteil im Image schon
schwerer und es werden wohl vor allem Alfa-Fans sein, die das Auto kaufen. Dass die
nicht so zahlreich sind, sieht man an den KBA-Zahlen.

Übrigens, eine Sitzprobe kann zwar einen ersten Eindruck vermitteln. Aber was der
wirklich wert ist, kann man erst nach 100.000 km sagen. Dann zeigt sich, ob die
Sitze auch Langzeitqualitäten haben.

Ich bin aber auch der Ansicht, dass man mit dem Aufwand, den man mit Alfa treibt,
mit Lancia am Ende besser gefahren wäre.

Gruß Frank
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Sol
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Hallo Frank,

da bin ich mit Dir einer Meinung, dass die Giulia keine Design-Ikone wird.
Es fehlen architektonisch markante Details wie die traumhafte 159-Front,
wahrscheinlich um dem US und Asien-Geschmack entgegenzukommen.
Immerhin sind die Glubschaugen endlich weg, ich glaube Du hattest das
auch mal kritisiert.

Image setzt sich aus Faktoren wie dem konkreten Produkt- und Firmenimage
sowie dem Länder-Image zusammen. Und da kann ich nur sagen, dass Italien
für die meisten Deutschen positiv besetzt ist.

Mal ein anderes Beispiel als der 500: Wenn alle glauben würden, dass aus Italien
nur Schrott kommt würden nicht so viele Profi-Entscheider Iveco kaufen. Guck mal
auf der Autobahn wie viele Stralis und Eurocargo heute unterwegs sind im Vergleich
zu früheren Zeiten. Und das, weil die Entscheider wissen, dass das Produkt gut ist
und auch nach ein paar Jahren noch gut dasteht wenn bei den Mercedes-Nutzfahrzeuge
die Türunterkanten schon knusprig sind. Dabei ist der Iveco nicht mal viel preiswerter,
aber auch gebraucht gut zu verkaufen (wie auch ein 500er).

Warum möchten so viele Leute italienische Design-Kleidung haben? Warum gibt der
Motorboot-Fahrer sein vieles Geld lieber bei Azimut in Italien aus als für stillose US-Boote?


Also muss es auch im Autobereich möglich sein. Ein gutes Produkt, eine konkurrenz-
fähige Kalkulation (Preis, Leasing, Restwert) und das garniert mit dem Länderimage
von Italien wird funktionieren, vorausgesetzt man verfolgt die Strategie kontinuierlich
und mit langem Atem (Iveco hat mit dem Stralis 20 Jahre gebraucht, Audi hat 2 x 200er,
1 x V8, bis mit dem A8 der Erfolg kam)

Die Asiaten haben es viel schwieriger. Denn ihnen fehlt das Luxus-Länderimage und
das kreativ-Image. Ein asiatisches Auto bleibt ein zuverlässiges Auto, aber eben im
Aussehen immer nur ein eher peinliches Plagiat, wie die Gucci-Tasche vom Strand-
Verkäufer. Denk mal daran wie Mazda und andere über Jahre die Alfa-Rückleuchten
und das 5-eckige Heckfenster von 145/147 kopiert haben. Das ist einfach nur peinlich.
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LCV
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

Unread post by LCV »

Das ist sicher richtig. Das reine Länderimage Italiens ist durchaus positiv.
Urlaub, Gelati, Slow-Food, Kleidung, Schuhe usw., alles gut. Aber beim
Auto haben die selbst ihr Image verpfuscht. Lancia wurde auch in Deutschland
als Luxusmarke anerkannt, innovativer und zum Teil teurer als Mercedes.
Fiat hat dieses Kapital mit der ersten Beta-Serie in kürzester Zeit kaputt
gemacht. Alfa hatte zumindest bis zum Bertone Autos, die derart attraktiv
waren, dass man Verarbeitungsmängel ihnen verzieh bzw. selbst diverse
Verbesserungen anbrachte. Ich hatte den 2000 GTV und bezüglich Fahrwerk,
Lenkung und Bremsen war der Top. Die 131 PS reichten für 200 km/h und
das 5-Gang-Getriebe war sportlich abgestimmt. Trotzdem musste man
nicht wie beim 1300 im Getriebe "rühren", um nicht zu verhungern. Aber
es gab massive Rostprobleme und die Sitze begannen schon nach 70.000 km
sich in Wohlgefallen aufzulösen. Kunstleder mit etwas zu weichem Untergrund
und falsche Berechnung der duch das Gewicht der darauf Sitzenden sorgten
dafür, dass die Nähte das Material aufschnitten und das Polster an diversen
Stellen aufplatzte. Derartige Mängel hatte ich in keinem BMW, aber der
Spaßfaktor und die perfekte Bertone-Linie wogen das auf. Also ließ man
die Sitze beim Sattler fachgerecht mit Echtleder beziehen. Und Rost kann
man bekämpfen und vorsorgen, was allerdings der Hersteller hätte machen
sollen.

Was IVECO angeht, wird das garnicht so sehr mit Fiat Pkw in
Verbindung gebracht. Fast alle Wohnmobilhersteller arbeiten mit IVECO,
Marktführer, und allein das schafft Vertrauen. Der Fuhrparkleiter sollte ja
in Sachen Auto kein Laie sein, für ihn zählen Fakten, keine Vorurteile.
Die Pkw-Käufer sind aber eher Privatleute, da mangels vernünftiger
Leasing-Angebote wenig Fiat oder Alfa im Geschäftswagenbereich genutzt
werden. Das sind natürlich mehr oder weniger Laien, die sich von Tests
in Zeitschriften und Stammtischgeschwätz beeinflussen lassen.

Ich hatte denen in Frankfurt mal vorgeschlagen, jungen Taxiunternehmern
extrem günstig Autos anzubieten, die dann kostenlos Werbung fahren.
Was als Taxi läuft, wird vom Privatmann als Qualitätsprodukt angesehen.
Aber man kann vorschlagen was man will, umsetzen konnten die nie etwas.

Dass die Asiaten anfangs abgekupfert haben, stimmt schon. Aber inzwischen
haben die es schon lange nicht mehr nötig. Abgesehen davon weiß ich, dass
viele italienische Designer für Japaner und Koreaner arbeiten. Also muss man
einem Kia nicht unterstellen, dass er von einem it. Auto abgekupfert hat. Es
ist sogar so, dass die Designer lieber für Asiaten arbeiten, weil die weniger
an den Entwürfen herumdoktern. Giugiaro hat für VW einiges entworfen,
was man bei der Serie nicht wiederkannt hat (Golf 1, Scirocco, Audi Pic Asso).
Dagegen war dann die Giugiaro-Version für Isuzu der deutlich schönere "Scirocco".

Gruß Frank
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Delta LX
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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«… Was IVECO angeht, wird das garnicht so sehr mit Fiat Pkw in Verbindung gebracht. Fast alle Wohnmobilhersteller arbeiten mit IVECO, …» - Stärker als Iveco (mit dem Daily, seltener auch mit dem EuroCargo) ist die Marke FIAT (mit dem Ducato) bei den Wohnmobilherstellern verbreitet. Nicht von ungefähr dürfte der FIAT Ducato - nunmehr in der 3. Generation - die meistververwendete Basis für Wohnmobile in Europa sein. Dies trotz dem (angeblich) schlechten Image der Marke FIAT…

Iveco ist als Marke ohnehin eine einzigartige Erfolgsgeschichte, flossen doch die Traditionen und Know-hows einer ganzen Reihe renommierter Nutzfahrzeug-Marken darin zusammen. Die wichtigsten: FIAT, OM, Unic, Lancia, Margirus-Deutz, Ford (UK), Pegaso, Karosa, International (Aus), Saurer-Berna (Motorenentwicklung; Common-Rail hat dort seine Ursprünge).
Parzifal
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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wenn ich den Artikel richtig verstehe ( kann kein Holländisch ) sollen die ersten Giulias für China im 2 Quartal ausgeliefert werden.... also wird sich erst dann zeigen wie die Giulia läuft und die Produktion wird ihr Soll wohl auch erst Anfang 2017 erreichen. Kann wer lesen wie viele mit dem Schiff in den USA angekommen sind ?
Delta LX
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

Unread post by Delta LX »

Der Bericht gibt keine Anzahl an, spricht aber davon, dass die Schiffsladung verschiedene Versionen (Quadrifoglio, TI, Normalversion) der Giulia enthielt.
evo16v
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

Unread post by evo16v »

Wenn man auf Alfaromeoausa.com mal schaut, sieht man es gibt aktuell 154 Alfa Dealer in den USA.
Nachdem die Amis ja im Gegensatz zu den Europäern welche sind, die ein Auto besichtigen, probefahren, konfigurieren und bestellen, um dann einige Wochen bis Monate auf die Auslieferung zu warten, sondern man geht dort zum Händler, schaut an und wenn gefällt sucht man den richtigen aus der Horde aus, die beim Händler am Hof steht und holt ihn morgen oder übermorgen nach Zulassung ab.
Bei diesen Marktgewohnheiten kann jetzt FCA nicht nur für jeden Händler 2 Vorführwagen wie in EU liefern, sondern braucht auch glaich für jeden einen Vorrat aus dem gleich geliefert werden kann.
Von daher würde ich sagen, mal minimal mit 10 Auto pro Dealer gerechnet, sind da mindestens 1500 Autos unterwegs, wahrscheinlich sogar eher mehr, Aber man hat im September und erste Oktoberhälte ja auch tausende von Autos gebaut, die nicht in EU zugelassen wurden, die stehen dann wahrscheinlich (und hoffentlich) auf diesem Dampfer.
mefisto2011
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

Unread post by mefisto2011 »

LCV schrieb:
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>>
> Was IVECO angeht, wird das garnicht so sehr mit
> Fiat Pkw in
> Verbindung gebracht. Fast alle Wohnmobilhersteller
> arbeiten mit IVECO,
> Marktführer, und allein das schafft Vertrauen.
>
> Dagegen war dann die Giugiaro-Version für Isuzu
> der deutlich schönere "Scirocco".
>
> Gruß Frank

Hallo Frank,

IVECO Marktführer bei den Wohnmobilen? Wo das denn?

Und welchen Isuzu meinst Du? Piazza oder 117?
mefisto

aktuell: Lybra SW 1,9 JTD

davor
Delta TD (Gurke, mit 130.000 recycelt)
Dedra TD (220.000 km und Schluss)
Uno TD (mit 110.000 eingetauscht)
Ritmo 85S (mit 105.000 nach 10 Jahren ausgemustert)
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LCV
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Na ja, ich schrieb ja auch MARKTFÜHRER.
Ein Bekannter nutzt einen älteren Ducato Diesel geschäftlich. Der
geht langsam auf die 600.000 km zu, wird täglich mit Baumaterial
voll geladen und darf auch noch einen Anhänger schleppen.
Kürzlich war mal eine Kraftstoffpumpe fällig, was man bei der
km-Leistung verzeihen kann. Es gab Überlegungen, evtl. einen
neuen zu kaufen. Der Händler riet aber aus reiner Freundschaft und
gegen seine eigenen Interessen, den alten so lange zu erhalten wie
nur irgendwie möglich.

Übrigens, Karosa wurde erwähnt. Das ist eine uralte Firma in Vysoké Mýto,
heutige Tschechische Republik, die zuerst Pferdekutschen baute und
dann unter dem Namen Sodomka Edelkarosserien auf namhafte Chassis
der damaligen Luxusklasse aufbaute, u.a. auch auf Lancia Astura.
Ein Clubmitglied aus der Region ist mal dort hingegangen und hat für
mich Bilder der beiden Astura-Versionen beschafft. Zu der Zeit war
Karosa schon zum Omnibushersteller geworden und gehörte zunächst zu
Renault, später erst zu IVECO.
Lancia Club Vincenzo - Int. Lancia Flaminia Register - Int. Lancia Thema Register - Eurovan 1 IG - SAAB-Freunde Südbaden
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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mefisto2011 schrieb:
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> LCV schrieb:
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> -----
> >>
> > Was IVECO angeht, wird das garnicht so sehr mit
> > Fiat Pkw in
> > Verbindung gebracht. Fast alle
> Wohnmobilhersteller
> > arbeiten mit IVECO,
> > Marktführer, und allein das schafft Vertrauen.
> >
> > Dagegen war dann die Giugiaro-Version für
> Isuzu
> > der deutlich schönere "Scirocco".
> >
> > Gruß Frank
>
> Hallo Frank,
>
> IVECO Marktführer bei den Wohnmobilen? Wo das
> denn?
>
> Und welchen Isuzu meinst Du? Piazza oder 117?

Fast alle WoMo-Hersteller arbeiten bevorzugt mit IVECO. In Europa
ist man Marktführer, weltweit gesehen kann das anders sein.

Und: Isuzu 117.
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