fiorello schrieb:
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> nein Saab wird wohl nicht der Maßstab, nur wurde
> Saab bisher hier immer so gadelt
Hallo Fio,
ich weiß, dass meistens ich gemeint bin, wenn
es um SAAB geht. Aber, ich leite einen Lancia Club
und keinen SAAB Club.
Der Zufall wollte es, dass ich vor meiner Lancia-Zeit
einen richtig guten SAAB 99 Turbo bekam. Mich
reizte, dass das Styling sehr polarisierend ist und es
der einzige 99 Turbo mit Stufenheck im Landkreis war.
Außerdem ein Panzer. Drei Autos fuhren gegen den
jeweils stehenden SAAB. Alle drei waren wirtschaftlicher
Totalschaden und am SAAB war kaum was zu sehen.
Der Turbo brachte auch Fahrspaß. Da ich aber den
BMW 6er hatte und dann ein Beta Coupé bekam, habe
ich den SAAB verkauft. Schade eigentlich, denn wenn ich
die etwas selteneren Autos in eine Halle stellen könnte,
wäre das eine nette Sammlung. Aber ich habe mich für
Lancia entschieden. Kein SAAB mehr, kein BMW.
Nur durch eine blöde Situation habe ich (bis gestern)
für ein knappes Jahr einen SAAB 9000 gefahren, aber
nur weil ich den gewünschten Lancia zum richtigen
Zeitpunkt nicht fand und weil es mich reizte, das Thema-
Schwestermodell mal zu vergleichen. Die Verarbeitung
des SAAB ist in einigen Bereichen besser, in anderen
schlechter. Natürlich hinkt ein Motorenvergleich, wenn
ein 2.3 Ltr. 16V mit 145 Ps das noch höhere Gewicht
des SAAB bewegen soll, während der Thema 3.0 V6 hier
in einer höheren Liga spielt. Dann hätte man einen Turbo
nehmen müssen. Ganz klar aber, dass die Form des
Thema vor allem im Heckbereich noch etwas besser ist.
Ich rede nur vom Thema der 3. Serie. Der SAAB hat einen
6 cm längeren Kofferraum, aber eine magerere Ausstattung.
Man kann aber damit leben. Für mich ist das Kapitel damit
abgeschlossen.
Was aber den Werdegang der Firma angeht, ist es zum
einen Schuld von GM, dass man fertige Modelle nicht
produzieren ließ, immer in die Politik hineinredete und
ob die SAAB-Verluste nur hausgemacht waren oder bei
einem Weltkonzern dorthin transferiert werden, wo es
am günstigsten ist, kann auch niemand nachprüfen. Ich
habe aber gehört, dass in Schweden die Steuern ziemlich
hoch seien. Da wäre es blöd, nicht Verluste zu machen!
Es gibt Parallelen zu Lancia und starke Gegensätze.
Die SAAB-Fans sind wahrscheinlich ihrer Marke noch
stärker verbunden als die Lancisti. Die weltweite Protest-
aktion mit Boykottdrohungen gegen alle GM-Produkte
haben bewirkt, dass das schon beschlossene Aus der Marke
doch noch revidiert wurde und Spyker den Zuschlag bekam.
Während ein schwedisches Unternehmen von Detroit aus
dirigiert wurde, was vom Ansatz her schon zum Scheitern
verurteilt ist (Ami-Mentalität gegen europäische), ist Lancia
als italienische Marke in Italien einem italienischen Konzern
einverleibt worden. Das ist alles viel näher beieinander.
Aber, dass SAAB in den letzten Jahren nur ganz wenig
verkaufte, ist ja kein Wunder. Wer kauft Autos bei einer
Marke, die sterben soll? Es wird auch sicher noch zwei
Jahre dauern, bis man die Gewinnzone erreicht. Aber man
hat jetzt Unabhängigkeit von GM, freie Entscheidungsgewalt,
kann dort kaufen, wo es die passenden Produkte gibt (z.B.
Motoren von BMW) und entwickelt nach und nach eine
eigene weitgehend GM-freie Produktpalette. Man hat sich
so aufgestellt, dass man als Nischenmarke im Bereich von
130 - 150.000 Autos pro Jahr gut leben kann. Der 9.5 ist
ein reines Übergangsmodell.
Weshalb kam SAAB denn hier überhaupt ins Gespräch?
Es ging doch darum, dass man noch vor kurzem spekulierte,
dass Lancia auch geschlossen wird und was man als
Individualist überhaupt noch kaufen kann. Da bleibt ja
wirklich nicht viel, denn von Ferrari, Maserati oder Aston
Martin (AM ist für mich das absolute Non-plus-ultra) kann
man träumen, aber nur wenige können die kaufen. Selbst
Gebrauchte sind unkalkulierbar im Unterhalt. Lamborghini,
meine frühere Lieblingsmarke, ist für mich seit der Audi-
Übernahme nicht mehr der Überlegung wert. Man hat
also die Wahl zwischen SAAB, einigen Volvo-Modellen,
Jaguar und evtl. speziellen BMW oder Mercedes, also
nicht Massenprodukte.
Jetzt geht aber Lancia mit Chrysler genau den Weg, der
für SAAB ins Verderben führte. Wesentlicher Unterschied:
SM hat das Sagen, nicht die Amis. Da SM aber die These
vertritt, 5 bis 6 Mio. Autos verkaufen zu müssen, ist es
doch klar, dass man das nicht mit Individualismus erreicht.
Deshalb werden jene bisherigen Kunden wohl abspringen.
Das kann dem SM aber egal sein, denn mit massentauglichen
Konzepten wird man vor allem auf dem US-Markt gegen Ford
und GM antreten. Das alles hat mit Lancia nichts mehr zu
tun und man hätte genauso gut mit GM oder Ford fusionieren
können. Allerdings wäre dann SM nicht der Boss. Rein
optisch sehe ich übrigens Lincoln noch als besten US-Partner
für Lancia, auch grilltechnisch. Aber die sind bei der Konkurrenz.
Ich wollte nur noch einmal klarstellen, dass man nicht ständig
auf SAAB herumhacken soll. Deren Kunden ticken ähnlich wie
die bisherigen Lancia-Kunden und SAAB und Lancia hätten
besser zusammengepasst. Egal. Lancia ist nun nur noch ein
Label an einem Chrysler. Ich kann damit leben und glaube
auch, dass man (nicht in Europa) in Nordamerika und den
BRIC-Staaten Erfolg haben wird.
Gruß Frank