Zuerst einmal Gratulation zu deinem 147er Alfa, denn wenn man so viele Kilometer mit einem Auto herunterreißt, ist das immer ein Ereignis und natürlich verstehe ich dich, dass du auch auf der Basis deiner Erfahrungen mit dem 147er dein Herz für die Giulietta höher schlägt. Ich habe einen Punto HGT, der nun "erst" 155.000 Km auf dem Tacho hat und auch der läuft wie ein "Schweizer Uhrwerk" und ich weiß, dass man dann darauf schwört. Ich verstehe auch, dass man nach dem Prinzip "never change a winning team" verfährt, auch einer der Gründe, weswegen ich wieder einen Lancia gekauft hatte, weil ich mit seinem Vorgänger, einem Dedra Turbo über 17 Jahre insgesamt sehr zufrieden war.
Schau, ich will dir weder deinen noch Alfa an sich madig machen, aber ich habe es als etwas weniger passend empfunden, hier zu schreiben "kauf dir eine Giulietta". Lassen wir dahin gestellt, dass hier jemand nach dem Delta gefragt hat und somit keine Diskussion um Alternativen zum Delta gesucht hat, denn sonst könnte man ja auch den Bravo empfehlen, oder? Wer beispielsweise einen leistungsstarken Diesel haben will, muss zum Delta greifen, wer einen tollen Sportler mit tollen Fahrleistungen sucht und vor allem keinen Automaten haben will, der hat in der Giulietta QV eine tolle Wahl und wer auf sein Budget mehr achten muss oder achten will, der findet im Bravo mit Sicherheit ein schönes und gutes Auto, der den beiden "größeren" Brüdern Paroli bieten kann.
Vielleicht wäre es besser gewesen, du hättest die Vor- und Nachteile von Delta und Giulietta hier aufgeführt und vielleicht auch warum du dich für die Giulietta entschieden hattest, oder?

Ich beispielsweise würde mir niemals einen Diesel (zumindest nach dem heutigen Stand der Dinge) und nie ein Schiebedach/Panoramadach zulegen, aber es gibt Leute, die aus welchen Gründen immer (mal rationaler Natur, mal rein aus Emotionen heraus) anders über diese Dinge denken. Daher versuche ich die Vor- und Nachteile aufzulisten, die man auch nachvollziehen kann und am Ende muss jeder für sich entscheiden, ob die Nachteile für einen zu vernachlässigen sind bzw. die Vorteile für einen persönlich überwiegen oder ob man eher die Nachteile einen höheren Stellenwert gibt.
Also mache ich es hier jetzt für Bravo/Delta und Giulietta einen Vergleich, der die typischen Eigenarten der drei Geschwister herausheben soll:
Für den Bravo spricht zuerst einmal, dass er ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis besitzt. In den gehoberen Ausstattungsvarianten muss er sich vor der Giulietta und dem Delta nicht verstecken. Mit 400 Liter hat er einen der größten Kofferräume der Kategorie (50 Liter mehr als Audi oder die Giulietta), dafür sind die Platzverhältnisse hinten nur mäßig, ähnlich wie beim Audi A3 Sportback. Auch die Kopffreiheit hinten wird durch das Absinken des Hecks für große Leute etwas eingeschränkt.
Die Basis-Version ist aber auch etwas "spartanisch" und kann vom Ambiente her nicht selbst mit den Basis-Versionen vom Delta und Giulietta mithalten. Auch bei den Motoren muss man ein paar Einschränkungen machen, weil es hier nur den 2,0 MultiJet mit 165 PS gibt, als Topmotorisierung sozusagen und auf der Benzinerseite nur den MultiAir mit 140 PS gibt.
Straßenlage, Komfort und auch bei den Innengeräuschen gilt der Bravo zu den besten seiner Klasse. Auch bei den Bremsen gibt es nichts zu bemängeln. Optisch gesehen empfinde ich den Bravo immer noch als ein schönes Auto, auch wenn er nach nun beinahe 4 Jahren etwas in die Jahre gekommen ist. Allerdings hat seine Seitenlinie Schule gemacht, denn ob Megane oder Astra (von Delta und Giulietta will ich erst gar nicht reden), sie haben alle diese seitlichen Formen übernommen.
Der Delta ist wieder ein anderes Auto, auch wenn er auf den Bravo basiert. Äußerlich ist die Verwandtschaft weniger zu erkennen, dafür im Innenraum wie bei der Basisstruktur des Armaturenbretts samt Türverkleidungen und Mitteltunnel umso mehr.
Von den Materialien her macht der Delta vielleicht den hochwertigsten Eindruck der drei Geschwister", auch wenn die beiden anderen speziell in den gehoberen Ausstattungslinien keine schlechte Figur abgeben. die Karosserielänge sorgt für sehr gute Platzverhältnisse hinten, die dank verschiebbarer Rückbank (der Delta ist der einzige der drei, der die besitzt), schon Verhältnisse bietet, wie man es nur von größeren Fahrzeugen her kennt. Der Kofferraumvolumen ist wegen der Verschiebetechnik variabel und kann bis zu 465 Liter Volumen fassen (wenn die Rückbank nach vorne geschoben ist). Eines der Nachteile aber ist die hohe Ladekante (die aber wiederum einer Karosserie mehr Steifigkeit gibt) und der Aufbau des Kofferraums, der nicht immer ideal zu nutzen ist.
Vom Komfort her bietet er etwas mehr als der Bravo, ist noch leiser (speziell ohne Panoramadach) und wirkt dank des größeren Radstands noch stabiler als der Bravo, allerdings sorgt die weiche Abstimmung speziell mit kleineren Rädern (16"-Felgen) und schmaleren Reifen samt "Ballonreifen" bei Wechselkurven für ein Aufschaukeln der Karosse. Mit dem RSS und/oder anderen Rädern) verschwindet das aber praktisch ganz.
Der Delta bietet motormäßig bei den Diesel-Motoren als einziger (zumindest zum aktuellen Zeitpunkt) den Biturbo und somit den leistungsstärksten Diesel der drei Typen. Dem 1,6er Diesel sagt man eine gewisse "Trägheit" nach, die anderen Motoren aber haben alle keine Probleme, den Delta zu sehr ansprechenden Fahrleistungen zu verhelfen.
Er bietet auch als einziger im Trio eine Reihe von zusätzlichen Extras wie das elektronsiche Dämpfersystem oder auch die halbautomatische Einparkhilfe besitzt.
Nachteilig ist beim Delta wie schon beim Bravo die schlechte Übersichtlichkeit speziell nach hinten, was angesichts einer Länge von 4,51 schon störend sein kann, sodass Parksensoren zumindest hinten ein Muss sein sollten.
Die Giulietta ist das jüngste Geschwisterteil der drei "Stilo-Enkel". Sie ist also in vielerlei Hinsicht das modernste Auto im Trio. So besitzt sie als einzige die neue Hinterachse (Multilink), während Delta wie Bravo noch die Verbundlenkerhinterachse haben.
Platzverhältnisse hinten sind nur durchschnittlich und mit 350 Liter Kofferraumvolumen liegt man mit dem Golf und A3 gut im Bunde, aber erreicht nicht das Volumen des Bravos (und des Deltas). Der Fahrkomfort liegt auf dem Level der anderen beiden Brüder. Dank der moderneren Hinterachse und dem kürzeren Radstand braucht man hier kein RSS.
Bei den Diesel-Motoren fehlt nach oben ein leistungsstarker Diesel, der vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt kommt, dafür bietet man auf der Benzinerseite das beste Angebot des Trios, denn neben dem 120er T-Jet kommt der 170er MultiAir zum Einsatz, dem man den beiden anderen vorenthält und nach oben rundet der 1,8er, hier mit 235 PS, also stärker als im Delta, das Programm ab.
Auch muss man bei ihr - zumindest in Italien - beim Zubehör aufpassen, denn Dinge wie dritte Kopfstütze hinten oder elektrisch einklappbare Außenspiegel sind aufpreispflichtig.
Fazit:
Wer ein günstiges Auto sucht, ohne auf ein paar Annehmlichkeiten zu verzichten, dazu kleinere Kinder hat, der ist mit dem Bravo gut aufgehoben.
Wer ein Design sucht, das nicht alltäglich ist und aus der Menge herausragt, dabei Komfort und Platz sucht, ohne auf gute Fahrleistungen verzichten zu wollen, findet im Delta das richtige Auto.
Bei dem die Sportlichkeit an erster Stelle kommt, Kofferraumvolumen nicht alles ist (schließlich kann man ja auch die Ablage bei Reisen weglassen oder eine Gepäckbox oben anbringen, wenn man denn das braucht) und auch keine großen Personen hinten laufend transportieren muss, für dem ist die Giulietta erste Wahl.
Ich glaube, das charakterisiert die drei Modelle am besten.
Tanti saluti
Bernardo