Fiat droht mit Produktionsverlegung

jopi
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Joined: 22 Dec 2008, 21:09

Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Das "Gewrkschaftsproblem" gab es schon einmal.....in England. Da hat sich die Automobillandschaft auch verändert. Und die Gewerkschaften haben das nicht verhindern können. So weit ich mich erinnern kann, gab es Streiks bei der Bahn, weil traditionell auf einer Lok immer ein Heizer sein muss, auch wenn eine E-Lok bewegt wird. Oder die berühmte Tee-Pause bei laufender Produktion!?!?! Diese Dinge haben sich auch geregelt und heute spricht keiner mehr darüber. Der Preis war natürlich der Tod der englischen Marken . Jetzt werden die Autoindustrie fremd-bestimmt vom Ausland. Also, Machionne sollte richtig und strategisch entscheiden, damit endlich die Qualität stimmt und damit der Konzern überlebt. Die italienische Presse sollte das entsprechend würdigen und nicht das eigene Nest beschmutzen. Aber die sind auch nur Papageien und veröffentlichen Waschzettel von einflussreichen und dubiosen Personen. Der kürzliche Auftritt von Berlo lässt grüßen.

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lanciadelta64
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Joined: 07 Jan 2009, 20:28

Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Die Gewerkschaften haben mittlerweile keine Macht, aber Berlusconi mit seiner Medienmaschinerie. Wenn er will, verkauft FIAT kein Auto mehr in Italien. So sieht die Sache aus. FIAT hat es geschafft, Chivasso und Arese mit teilweise dubiosen Methoden zu schließen, um die Produktion in den Süden zu verlagern, es wäre also durchaus möglich das durchzuziehen, aber Populisten wie es Silvio und vor allem seine Mastinos, der Lega, haben eigene Ziele. Man muss ja auch die Camorra zufriedenstellen ;)
lanciadelta64
Posts: 9055
Joined: 07 Jan 2009, 20:28

Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Die italienische Presse beschmutzt lieber das eigene Nest, als wirklich sich in die "richtige" Richtung zu bewegen, denn sonst hätten wir keinen Silvio und keine Lega ;) Sie ist ein Teil einer Maschinerie und die Gewerkschaften haben in Italien längst keine solche Macht, wie man vielleicht denken mag. Wenn es nach Marchionne ginge, wäre Pomigliano längst dem Erdboden gleich gemacht und er hat einmal offen geäußert (in Italien ist das schon beinahe eine halbe Revolution), wenn er heute die Fabriken bauen würde, würden die, wie sie heute sich ergeben, nicht bauen, denn sie seien völlig losgelöst von einer Infrastruktur, völlig unsinnig einfach hingebaut.

Dass er aber nicht so einfach die Produktion verschieben kann, ist mir klar. Dass man nun in Pomigliano das so macht, ist wohl Marchionnes Versuch, Pomigliano durch die Hintertüre loszuwerden, denn Pomigliano und Marchionne, das wird keine Liebe mehr. Der Zug ist abgefahren.
lanciaYcosmo
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Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

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Ein Alfa Romeo aus Pomigliano d'Arco – das war jahrelang der Horror vieler Autohändler. Es gab Zeiten, da musste das Werk bei Neapel eine zusätzliche Kontrollrunde einbauen, damit nicht noch ein Sandwich oder ein Schraubenschlüssel im Kofferraum oder unter den Sitzen lag, wenn die Autos die Fabrikhalle verliessen. Ende der 60er-Jahre mit staatlichen Fördergeldern aus der «Cassa del Sud» gebaut und 1987 von Fiat übernommen, verkörperte Pomigliano alles Negative, was die italienische Industrie zu akkumulieren weiss.

Die Zeitung «La Repubblica» fasste die Lage dieser Tage mit diesen Worten zusammen: Die tiefste Produktivitäts- und die höchste Abwesenheitsrate, Letzteres vor allem freitags und wenn Napoli Fussball spielte. Dazu so viele Invalide wie sonst nirgends im Land, systematische Diebstähle und jene Mängel an den Neuwagen, welche die Verkäufer in den Wahnsinn trieben.

Es geht um 15'000 Arbeitsplätze

Doch dann kam Sergio Marchionne. 2004 rettete der Italo-Kanadier Fiat vor dem Konkurs und konnte sogar in Pomigliano einen gewissen Kulturwandel bewirken. Immer noch weniger effizient als andere Fiat-Werke, stimmte nun wenigstens die Qualität der produzierten Autos.

Doch dann kam die Krise, und die Autoverkäufe brachen ein – zumindest jene der Marke Alfa Romeo, die nicht von den Abwrackprämien in Deutschland oder Italien profitieren konnte. Seit fast zwei Jahren ist in Pomigliano d'Arco Kurzarbeit angesagt.

Und nun spielt sich dort, in einer der wirtschaftlich schwächsten Gegenden des Landes, ein dramatischer Kampf um die Zukunft des Werks ab. Es geht um die Lebensader einer ganzen Region – gut 5000 Arbeitsplätze im Werk selber und doppelt so viele im Zuliefererbereich. Und letztlich geht es auch um die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Italien. Jedenfalls laut Marchionne. «Wenn wir so weiterfahren, hat die industrielle Produktion in Italien keine Zukunft», sagte er kürzlich am Rande einer Veranstaltung in Mailand.

Im Rahmen der Strategie für die kommenden vier Jahre ist Fiat bereit, 700 Millionen Euro in das Werk in Pomigliano zu investieren und die Produktion des erfolgreichen Kleinwagens Panda von Polen dorthin zu verlegen. Doch diese Investition hat einen Preis: eine Produktivität und Flexibilität, wie sie in den brasilianischen und polnischen Fiat-Werken längst Realität ist. Konkret heisst das: eine zusätzliche Achtstundenschicht von Samstag auf Sonntag, kürzere Pausen, bis zu 120 Überstunden pro Jahr ohne gewerkschaftliche Bewilligung, keine Entschädigung bei auffällig hohen Abwesenheitsraten.

Dieses Angebot hat Marchionne den Gewerkschaften in einem Vertrag unterbreitet. Mit der zusätzlichen Bedingung, dass alle unterschreiben und dass gegen die Bestimmungen des Vertrags nicht gestreikt werden darf. Vier der fünf wichtigsten Gewerkschaften haben zähneknirschend unterschrieben. Nur die Fiom hat die Unterschrift verweigert, die Metallbausektion des grössten, aggressivsten italienischen Gewerkschaftsbundes CGIL. Sie bezichtigt Fiat der Erpressung und macht den Vertrag zu einer Grundsatzfrage. Das Streikverbot verstosse gegen die Verfassung, und der Vertrag höhle landesweit geltende Gesamtarbeitsverträge aus.

Vertrag spaltet die Linke

Pomigliano wird zur Zerreissprobe für die Gewerkschaften. Sogar Guglielmo Epifani, Generalsekretär des CGIL, lässt durchblicken, dass er sich eine versöhnlichere Haltung seiner Basis wünschte. Ebenso gespalten sind die linken Parteien. Die sogenannten Reformer wie Pierluigi Bersani, Sekretär des Partito Democratico, haben sich für den Vertrag ausgesprochen. Von einer «harten, aber unausweichlichen Lösung» spricht sein Vorvorgänger Walter Veltroni. Ganz anderer Ansicht ist hingegen Sergio Cofferati, der frühere Generalsekretär des CGIL und Bürgermeister von Bologna. Dieser Vertrag sei ein «Selbstmord der Gewerkschaften», sagte er in der «Repubblica».

Zu Spannungen kommt es auch unter der Belegschaft des Werks. Am Samstag haben rund 5000 Personen – mehrheitlich Fiat-Arbeiter mit ihren Familien – für den Vertrag demonstriert. «Ihr seid Diener der Bosse», hielt ihnen eine Hundertschaft von Gegnern auf Plakaten entgegen. Morgen Dienstag findet eine Urabstimmung unter den Angestellten des Werks statt. Die Fiom erachtet auch diese Abstimmung als illegal, will aber ihre Mitglieder nicht von der Teilnahme abhalten. Allgemein wird eine Zustimmung zum Vertrag erwartet. Je nach Höhe des Jas wird der Druck auf die Fiom sinken oder steigen, doch noch einzulenken.

Marchionne jedenfalls hat klar gemacht, dass die Investitionen nur bei einer eindeutigen Zustimmung fliessen. Bei der Sanierung von Chrysler habe er mit einer einzigen Gewerkschaft verhandeln können, in Italien müsse er sich hingegen gleich mit zehn oder noch mehr herumschlagen. So könne es nicht weitergehen, heizte er das Klima übers Wochenende zusätzlich an.

Für den Vertrag von Pomigliano hat sich auch die italienische Regierung ausgesprochen. Sie diskutiert dieser Tage gerade mal wieder Massnahmen, um das im internationalen Vergleich schlechte Investitionsklima im Land zu verbessern. Mehr als neue Gesetze bräuchte es in Italien allerdings einen Mentalitätswandel in der Arbeitswelt. Einen, wie er in Pomigliano d'Arco zur Debatte steht.
(tagesanzeiger.ch)
lanciadelta64
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Re: Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

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Ich lache mich kaputt...

"auch die italienische Regierung ausgesprochen. Sie diskutiert dieser Tage gerade mal wieder Massnahmen, um das im internationalen Vergleich schlechte Investitionsklima im Land zu verbessern"...

Das ist doch ganz einfach, die gesamte Regierung zurücktreten, die Lega verboten, Silvio samt Helfeshelfer ins Gefängnis und durchgreifendes Handeln gegen das organsierte Verbrechen und schon bekommst du ein besseres Investitionsklima
Siegi
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Re: Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

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Hallo Lancisti,
zuerst Danke für die Übersetzungen. Ich war 2 Wochen in Bella Italia u.habe mitbekommen, dass da etwas brodelt, konnte aber nicht die Hintergründe herauslesen.
In einer Zeitung war sogar eine Statistik über die Produktivität in den Fiat Werken weltweit u. mir wurde klar, dass Marchionne handeln muss.
Ich hoffe er bleibt hart, denn sonst geht das Abdriften von Alfa weiter. Er muß Zeichen setzten wenn er die Marke halten u.stärken will.
Quattroruote berichtete im Juni Heft über die zukünftigen Modelle der Fiatgruppe, das Umsetzten dürfte doch sehr unsicher sein bei so vielen Problemen. Schön war zu lesen, dass Allradautos SUV angeboten werden sollen, sowohl von Alfa u. Lancia!
Hoffen wir.
ciao Siegi
mp
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Joined: 21 Dec 2008, 22:35

Re: Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

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http://www.autoblog.it/galleria/foto-sp ... -ypsilon/2
kommt nur darauf an wann?? z.B der Y kommt erst 2012 damit sich nicht so weit weg ist 12/2011 um 2 Jahre zu spät wie immer.
lanciadelta64
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Re: Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

Unread post by lanciadelta64 »

Die Schließung Imerese, die Umstrukturierung von Pomigliano und die daraus entstehende Unsicherheit, wo welches Fahrzeug gebaut werden soll, sorgen für ein weiteres Verschleppen, aber das ist den Arbeitern in Pomigliano egal. Sie tun so, als ginge ihnen das nichts an, denn schließlich wird schon Silvio dafür sorgen, dass sie weiter rumwurschteln können.

Es war eine politische Entscheidung, den Panda nach Pomigliano zu bringen, was bedeutet, dass einiges sich verändert. Der Ypsilon wandert von Sizilien nach Polen, der New Panda von Polen nach Kampanien und wenn dann die Unsicherheit vorherrscht, dass die Gewerkschaften nicht auf ihre Kaffeepausen verzichten möchten und ihre Fehlzeiten für Fußball, Diskobesuche etc. noch weiterhin bezahlt bekommen wollen, dann verschießt sich automatisch alles. Einige Monate sind schon verloren gegangen und nun gibt es eine Urabstimmung, Ausgang offen und selbst wenn es in die "richtige Richtung" gehen sollte, ist immer noch nicht für Ruhe garantiert.

Sollte dann vielleicht doch nicht Pomigliano den New Panda bekommen, würde man ein Problem haben, somit eventuell nach einer weiteren Produktionsstätte umschauen und dann wäre Serbien natürlich eine Möglichkeit, aber auch hier würde es Zeit kosten, also egal, wie du es drehst, die Sache verschleppt sich.

Was soll ich dir sagen? Der Panda in Pomigliano ist ein Kompromiss, ein "Geschenk" an die Regierung, die wohl im Gegenzug ein paar "Versprechungen" gemacht haben dürfte, aber sinnvoll ist es keineswegs.

Wenn du mich fragst, sollte man die gesamte Produktion italienischer Autos ins Ausland bringen und vor mir aus kann dann DR seine Fahrzeuge mit chinesischen Teilen dort zusammenbauen. Aber das wäre für die Verarbeitung der Fahrzeuge der eigentlich einzige richtige Weg. Aber Marchionne kann das niemals durchsetzen. Das ist das Problem.

Weißt du? Letzte Woche hat man in Imerese gestreikt. Nein, nicht, weil man mehr Geld wollte. Nein, nicht weil man weiterhin FIAT unter Druck setzen möchte, dort das Werk nicht zu schließen. Nein, nicht, um bessere Arbeitsbedingungen zu bekommen. Weißt du warum? Du wirst niemals drauf kommen: Damit sie das Fußballspiel Italien-Paraguay sehen konnten.

Verstehst du? Mehr brauche ich dir nicht zu sagen und weißt nun, wieso ich die ganzen Fahrzeuge ins Ausland herstellen lassen würde. Das hier ist grotesk, fast schon zu lachen, wenn es nicht ernste Realität wäre.

Die diskutieren darüber, ob man nun Sonderschichten machen soll oder nicht (man stelle sich das einmal vor, in halb Europa wären die Leute glücklich darüber, nur nicht in Pomigliano, denn samstags wartet ja vielleicht die Disko um die Ecke, oder vielleicht der Zweitjob bei der Camorra ;) . Da wehrt man sich dagegen.
lanciaYcosmo
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Joined: 10 Aug 2009, 00:16

Re: Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

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mp schrieb:
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> z.B der Y kommt erst
> 2012 damit sich nicht so weit weg ist 12/2011 um 2
> Jahre zu spät wie immer.

Sieht ganz danach aus, dass das Datum stimmt. Man liest in letzter Zeit immer wieder das Termini Imerese jetzt erst Ende 2011 statt 2010 geschlossen wird. Es kann gar nicht anders funktioneren, denn, gesetzt dem Fall dass Pomigliano nicht geschlossen wird, dauert es auch noch mal geschätzt ein Jahr bis Pomigliano modernisiert und vor allem die Mitarbeiter geschult wurden um den Panda zu produzieren. Wenn der Ypsilon schon ab diesem Jahr in Tychy produziert würde, müssten sie den Panda demnächst einstellen und dann klafft eine zeitliche Lücke von mehren Monaten bis der neue Panda in Pomigliano anläuft und endliche ausgeliefert werden kann. Wo werden dann eigentliche die Alfas produziert und ist bis 2012 die 500er Plattform nicht schon wieder veraltet?
lanciaYcosmo
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Re: Neuer Vertrag spaltet Fiat-Arbeiter

Unread post by lanciaYcosmo »

Durch diese miserable Produktivität werden die Autos in der Herstellung auch unnötig teuer.

Fiat und Daimler haben vielleicht vor etwa drei Jahren darüber verhandelt, dass sie in Zukunft kleinere Autos gemeinsam entwickeln und evtl. auch zusammen produzieren. Daimler hat die Verhandlungen dann abgebrochen, weil Fiat teurer produziert als sie selbst. ( http://www.finanznachrichten.de/nachric ... in-015.htm ).

Das muss man sich mal vorstellen, Mercedes kann (überwiegend in Deutschland) seine Autos günstiger herstellen als Fiat und anschließend für ein Haufen Geld verkaufen und Fiat kriegt seine Autos oft nur mit großen Rabatten auf den günstigeren Listenpreis los und dabei waren die Autos in der Herstellung teurer als ein vergleichbares ABM-Modell.
Bei den hohen Produktionskosten bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, als möglichst günstige Teile zu verbauen, mit denen man dann nicht die optimale Qualität erreichen kann.

Wurde der Streik in Termini von einer Gewerkschaft organisiert?
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