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Re: quo vadis Alfa?
Posted: 03 Dec 2009, 13:47
by Mik75
Hallo Frank,
Du hast völlig recht es wird natürlich ein langwieriger Prozess sein.
Ich denke vom Image her ist aufgrund der Historie dieser beiden Marken eine Basis da auf der man was aufbauen kann, die eben eine Marke wie Lexus nicht hat.
Es scheint ja jetzt ziemlich sicher das es in naher Zukunft einen Thesis Nachfolger geben wird mit dem man hoffentlich zumindest erstmal den ital. Markt wieder zurückerobern kann.
Grüße aus dem Remstal
Michele
Re: quo vadis Alfa?
Posted: 03 Dec 2009, 14:05
by lanciaYcosmo
In der Ober- und Luxusklasse wollen die Kunden Autos, die Prestige, Perfektion und technische Überlegenheit bieten (kombiniert mit einem eher konventionelle Äußeren). Wenn man in dem Segment ein Auto anbietet, welches in einem dieser Punkte schwächelt, kann man das kaum mit einem niedrigeren Preis ausgleichen.
Zahlreiche nicht ABM-Oberklasse Konkurrenz Modelle (z.B. C6, 607, Vel Satis, Thesis, 166, 9-5, S80) haben alle das Problem, dass sie entweder den sehr hohen Ansprüchen der Kunden nicht gerecht zu werden oder viel zu extravagant für das konservative Klientel sind und versuchen mit niederen Preisen zu punkten. Trotztdem dümpeln sie in den Verkaufrängen meist weit abgeschlagen vor sich hin. Nissan, Mazda, Mitsubishi oder Toyota bieten keine Modelle in der Klasse mehr an und Lexus, obwohl sie technisch am ehesten das Potential hätten, kann sich nicht durchsetzen. Von dem großen Honda, dessen Name mir nicht einfällt, braucht man erst gar nicht zu sprechen.
Bei den Kleinwagen ist Lancia in jener Hinsicht ja ein Pionier, da sie mit den Y10 die Gattung der luxuriösen, lifestyligen Kleinwagen begründet haben und bis heute fortführen.
Aber die Früchte dieser Saat ernten die Anderen!!! (z.B. BMW Mini)
Dank idiotischem Fiat-Management und Unterfinanzierung, es ist zum verrückt werden!
Jahrzehnte lang muss der Y als kleiner 3-Türer dahin vegitieren, anstatt das Programm z.B. um ein Cabrio (Peugeot war sehr erfolgreich mit dem 206 CC) oder zumindest um einen 5-Türer zu erweitern um mehr Kunden zu gewinnen. Aber dann dachte sich wohl einer der ganz schlauen Fiat-Manager: halt, halt, dann würde er dem Punto doch die Kunden wegnehmen. Obwohl Punto und Y zwei paar Schuhe sind.
Ich mag den Thesis wirklich sehr, aber er war ein Flop. Die 500 Millionen Euro Entwicklungskosten, die er nie erwirtschaften konnte und die nicht so hohen Entwicklungskosten des 166er zusammen, wären doch viel besser angelegt gewesen in die Verbesserung der Qualität, besserem Service und mehr Perfektion der Autos.
Re: quo vadis Alfa?
Posted: 03 Dec 2009, 14:26
by lanciadelta64
@an die Vorposter...
Nun teile ich die Aussagen in Teilen von Frank, der meint, es sei besser, Schritt für Schritt vorwärts zu gehen. Marchionnes Positionen sind mir seit mindestens 3 Jahren bekannt, als er sich sehr negativ über den Thesis geäußert hat (für Thesis-Fans, es geht hier nicht gegen das Auto an sich und/oder Qualitäten, sondern um die Kosten-/Nutzungsrechnung) und meinte, er könne sich durchaus vorstellen, dass es in Zukunft keine Modelle der FIAT-Gruppe (gemeint sind natürlich FIAT/Lancia/Alfa).
Er hat also diese Problematik lange vorher erkannt gehabt. Seine Selbstkritik bezüglich der Alfa 159er-Reihe anschaut (lassen wir Pomigliano und Co beseite, denn was er dazu denkt, dürfte allen bekannt sein), dann hat er mittlerweile ein klares Bild von Alfa Romeo) - Er meinte, man (und in primes er) habe die Vorstellungen der "Alfisti" unterschätzt und dass ein "Alfista" einen Alfa ohne Alfa-Motor nicht akzeptiert und dass man zu wenig auf das Gewicht geachtet habe - ist bekannt.
Und dann ist ihm ja auch nicht entgangen, dass Lancia ohne internationalen Ruf, mit der ersten Neuerscheinung seit vielen Jahren (Delta), mit einem Ypsilon, der auf der Basis eines vor 10 Jahren herausgekommenen Punto II gebaut wurde und einem FIAT Idea-Ableger, der erst in der neusten Version ein eigenständigeres Gesicht bekommen hat, in Italien doppelt so viele Autos verkauft wie Alfa und auch europaweit vor Alfa Romeo liegt, obwohl gerade bei Alfa sehr viel Ressourcen der FIAT-Gruppe drauf gegangen sind, eine bevorzugte Behandlung bekam und ein Werbebudget, das 5x höher ist als das von Lancia.
Das alles führt natürlich zu Irritationen und die Botschaft ist nun klar: Es wird keinen eigenständigen Alfa geben (wie beispielsweise der Lancia Thesis), der nicht Teile der FIAT-Gruppe benutzt. Dazu fehlt es der FIAT-Gruppe an finanziellen Möglichkeiten und angesichts eines Defizits von jährlich 300-400 Mio- Euro über 10 Jahre (das sind 3 bis 4 Mrd., also ein Verbrennen von Ressourcen, das selbst den Flop des Thesis um weiten übersteigt).
Die Frage, die er nun den Alfa-Manager stellt und auf die er von denen eine klare Antwort haben will, ob es sich lohnt, ein Alfa auf der Basis eines Chryslers mit Chrysler-Motor zu bauen, denn nur das ist die Möglichkeit, die man bei FIAT hat. Er weiß aus der Erfahrung mit dem 159er, dass die Fans nur schwer ertragen können, dass darin Chrysler steckt, selbst wenn alles aus purem Gold wäre. Was bei der Giulietta vielleicht noch funktioniert (der 147er ist ja auch de facto ein "FIAT" und war erfolgreich), funktioniert icht automatisch in einem sehr kleinen Segment, wie die oberen Klassen.
Bei Lancia stellt sich für Marchionne weniger die Frage, denn Lancia wird auf keinen Fall einen S- oder E-Klasse-Gegner auf die Beine stellen. Hier wird auch der Kunde nicht allein wegbleiben, weil es einen V6 von Chrysler gibt, zumal wahrscheinlich eh die Mehrzahl der Kunden auf die kleineren 4-Zylinder bzw. Diesel-Motoren zurückgreifen wird.
Der Thema mit PRV und später Alfa V-6 wurde ja auch nicht ein Flop, nur weil die 6-Zylinder von Alfa bzw. von PRV kamen und die 4-Zylinder von FIAT. Wenn man also einen Lancia richtig positioniert, nicht zu weit oben, wie beim Thesis der Fall, dann lassen sich mit einer Synergie kostengünstige Fahrzeuge herstellen, die relativ geringe Stückzahlen brauchen, um Gewinne abzuwerfen.
Bezüglich Qualität von Chrysler und Image ist es weniger ein Problem für Lancia, denn Chrysler verkauft sich recht wacker in Italien und in Deutschland ist grundsätzlich eh alles, was nicht aus deutschem Lande kommt, für die Bevölkerung Schrott, also schlimmer als das Image, das man hat, kann es eh nicht werden. Dazu wird nicht Chrysler nicht mehr als Marke in Europa in Erscheinung treten und man will mit Lancia einen neuen Markt Stück für Stück erobern, also weniger ambitioniert, dafür solider.
Die Schwierigkeit ist, dass alles Zeit kostet, also die heutigen Entscheidungen erst in 3-5 Jahren Früchte tragen oder auch nicht und somit ist schon allein deswegen Fortschritte in kleinen Schritten zu erwarten. Dazu gehört auch die Entwicklung von Technik und Motoren und auch hier dauert es. Es hat keinen Sinn, einen New Thema mit Technik eines FIAT Pandas und einem 1,4 T-Jet anzubieten (so gut der T-Jet auch sein mag). Dazu muss auch der gesamte Vertrieb verbessert werden und auch hier kostet es Zeit.
Für Lancia scheint Marchionne eine Möglichkeit zu sehen, für Alfa will er erst Fakten sehen, anstatt immer weiter drei stellige Mio. Beträge verbrennen zu sehen, nur um ein paar Alfisti zufriedenzustellen, die eh ein verklärtes Bild von Alfa haben und meinen, Alfa sei mit FIAT untergegangen, anstatt die Sache realistischer zu sehen, denn als ich anfing, Autos zu fahren, war Alfa längst pleite und produzierte fast nur Schrott. Die guten Alfas waren da schon fast Oldtimer, mindestens aber Youngtimer.
Schöne Grüße
Bernardo
Re: quo vadis Alfa?
Posted: 03 Dec 2009, 16:45
by SalvaGer
Sinnvoll wäre wohl maximal eine Auslegung, wie der Thema sie hatte, im Prinzip zwischen 190er und W124. Das ist die maximale Größe, die noch ansatzweise Erfolg versprechen könnte.
Dieses Modell, richtig ausgedacht, wie es Frank schon weiter oben sagte, hätte eventuell Potenzial. Ein größeres Auto wie der Thesis wäre ein Selbstmordkommando, welches dieser ja auch schon war, zum Glück nicht bis zum finalen Schuss.
In der Kleinwagenklasse war nicht Lancia der Pionier, der Y10 war kein Lancia im eigentlichen Sinne.
Re: quo vadis Alfa?
Posted: 03 Dec 2009, 17:09
by lanciadelta64
Salve Markus,
es ist genau das, was M. meint, man solle das nächste Modell oberhalb des Deltas NICHT gegen ABM positionieren, sondern unterhalb, ähnlich wie es im Endeffekt auch der Thema von der Basis her war. Der Thesis ging auf Konfrontationskurs mit ABM und versagte auch, weil man weder das Image, noch die Vertriebstruktur dafür hatte (lassen wir dabei die anderen Fehler beiseite, die aber in meinen Augen den Flop nur gemildert hätten, nicht aber das Scheitern an sich).
Lancia hat in der heutigen Situation nicht die Position, sich mit ABM zu messen. Das wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ein Image muss man aufbauen und das dauert Zeit. BMW, Mercedes und vor allem Audi haben das auch nicht von heute auf morgen geschafft, sondern teilweise Stück für Stück und über Jahrzehnte und es stellt sich dann eh die Frage, ob man das denn auch unbedingt will bzw. sinnvoll ist, dahinzukommen.
Lexus bekommt in Westeuropa auch kein Bein zum Stehen und mittlerweile ist nicht einmal das Aussehen ein Hindernisgrund und an inneren Qualitäten hat es Lexus auch vorher nicht gemangelt, also muss man sehr klug und vorsichtig operieren.
Will man auf die Erfolgspur mittelfristig zurückkehren, muss man eher den Weg des Themas beschreiten, denn den des Thesis.
Nun der Y10 war eigentlich ein Autobianchi und als Nachfolger des A112 gedacht. Erst der Nachfolger, der Lancia Y war dann ein "echter" Lancia, weil er nicht mehr unter dem Namen und Logo von Autobianchi vertrieben wurde, auch nicht in Italien.
Schöne Grüße
Bernardo
Re: quo vadis Alfa?
Posted: 09 Dec 2009, 23:25
by lanciadelta64
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