Ciao Günter,
zum einen ein Franzose an der Spitze von Lancia, das kann nicht gut gehen, zumal Franzosen und Italiener sich so ähnlich lieben wie Österreicher und Deutsche
Nein, im Ernst. Die Probleme liegen weit zurück und haben in meinen Augen auch etwas mit der Gesellschaft zu tun, aber dafür müsste ich sehr weit ausschweifen. Ohne auf das "Gesellschaftsproblem" (in Italien sind oft die unfähigsten Personen an der Spitze dank Beziehungen, wie alles in Italien fast ausschließlich auf Beziehungen und "Widerspruchslosigkeit" basiert) heranzuziehen, begannen die größten Fehler mit der Übernahme von Alfa. Lancia war bis dato die Autos, die in jeder Hinsicht die "noble Sportlichkeit" im Konzern verkörpern sollte. Während FIAT kostengünstige Autos bauen sollte, war Lancia das Privileg, im Motorsport tätig zu sein, egal, was es auch kostete. Mit der Übernahme Alfas aber hatte man nun eine "sportliche" Marke im Hause und somit musste(?) man Lancia neu positionieren, was bis heute nicht gelungen ist. Zuerst bildete man eine Gruppe AlfaLancia, die Alfa "ALLES" brachte, Lancia nichts und dann kommt die Phase, in denen die Agnellis sahen, dass man mithilfe des Staats mehr Geld verdienen kann als mit dem Bau von Autos. Man reduzierte den persönlichen Einsatz, brachte das Geld teilweise in abenteuerlicher Weise außer Landes. Man entschied sich, mit wenigen Modellen möglichst viel Geld zu verdienen, schließlich kaufte der Staat ja Autos für den Staatsdienst, wie auch für Telecom, Polizei etc.
In der Zeit wurden dann notwendige Entwicklungen nicht getätigt und bei Lancia viele "Stockfehler" begangen, die sich nicht einmal "Staatsunternehmen" in China erlauben dürften

Zuerst ließ man den Thema zu lange am Markt, der längst seinen Zenith hinter sich gelassen hatte und dann entwickelte man ein Fahrzeug, dass optisch nicht besonders ankam, nicht einmal im Heimatland Italien und das zu einer Zeit, als FIAT noch den Markt intern in der Hand hielt. Der Kappa bekam den Spitznamen "großer Dedra", was an sich schon eine Beleidigung war. Dann wiederholte sich das zu lange Zögern, einen geeigneten Neufahrzeug auf den Markt zu bringen und der Dedra blieb zu lange am Markt, ohne wirklich ihn technisch auf den neusten Stand zu bringen, dann das "Herumgeeiere" mit dem Lybra, dessen Herauskommen verschoben werden musste und auch hier war das Design im Gegensatz zum Vorgänger, dem Dedra zumindest in Italien nicht unumstritten, aber dennoch schaffte er es, dank seiner inneren Qualitäten sich in Italien am Markt zu behaupten, doch in der Zwischenzeit war die FIAT-Gruppe in die Krise geraten und der Lybra wurde einfach tot gechwiegen.
Dann folgten die Jahre, in denen FIAT praktisch pleite war und die Phase, in denen die Agnellis FIAT loswerden wollten und somit den Amerikanern eigentlich "Schrott" abgeben wollten, keine wirkliche Entwicklung an Motoren (lassen wir die Multijets beiseits) oder an anderen technischen Errungenschaften.
Als Marchionne das Ruder übernahm, fehlte es an allem und nur dank der "Strafzahlung" GMs und den Verkauf von "Tafelsilber" konnte man die notwendigsten Investionen tätigen und Marchionne gab den Slogan heraus, jedes neue Modell muss das Geld für die nächste Generation an Fahrzeugen hereinholen.
Viele wissen hier vielleicht nicht, dass vom Grande Punto beispielsweise ein Cabrio/Coupé geplant wurde, aber nur wenn der GP sich hätte übermäßig verkauft. Das tat er nicht. Er verkaufte sich halt "nur" normal und erreichte maximal die Stückzahlen, die man als "Mindestwert" angesehen hatte. FIAT hat das B-Segment immer angeführt, über Jahrzehnte, der GP aber hat das nie wirklich geschafft, einmal nur für eine kurze Zeit ein paar Monate.
Lancia war da längst außen vor und kein Geld vorhanden und dann kam ein "Österreicher", der Lancia gleich "killen" wollte, weil er keine Perspektive sah und wurde deswegen- Ironie des Schicksals- entlassen.
Mittlerweile dürften aber die nicht gerade besonders intelligenten Marketing-Fritzen von FIAT festgestellt haben, dass Alfa außerhalb Italiens klangvoller sei als Lancia und vor allem ausbaufähiger, sprich mit gleichem Aufwand mehr zu erreichen sei.(was ich bezweifle)
Francois hat sehr viele Ankündigungen gemacht - und ich spreche hier von offiziellen Äußerungen und nicht von Gerüchten und "Pseudo-Infos".
Hier gibt es nur 2. Möglichkeiten: Entweder ist Francois nicht durchsetzungsfähig und eher ein Sprücheklopfer - also ist er unfähig und muss weg- oder aber er hatte keine Chance und dann müsste er aus "Protest" wie viele andere CEOs bei anderen Herstellern und auch bei FIAT den Hut nehmen und sagen "ok, ich kann meine Ideen nicht durchsetzen, also gehe ich".