Aus aktuellem Anlass soll es nun auch mir nicht vergönnt bleiben, ein Zwischenfazit zu meinem Lancia Thesis abzugeben. Seit einer für meine Sinne noch nie dagewesen Überführungsfahrt im Februar 2009 kann ich einen Lancia Thesis 2,4 JTD ( Baujahr 10/2006, inzwischen 39 T km) mein eigen nennen. Besonders an ihm dürfte wohl sein, dass er mit seinen knapp 161 KW/219PS (??) etwas mehr Leistung als der serienmäßige Motor hat und zudem vollausgestattet ist, was ich größtenteils dem vorangegangenen Leben als Werksfahrzeug zuschreibe. Über das extravagante Design in Verbindung mit der unübertroffenen Ausstattung muss ich höchstwahrscheinlich keine weiteren Worte verlieren, da ihr dies selbst jeden Tag aufs neue erlebt.
Dennoch kam ich nicht umhin, in den letzten vier Monaten zum Dauergast in meiner Fiat - Werkstatt zu werden. Es begann schon einen Tag nach er Überführung mit dem Komplettausfall der Batterie. Sie war mit ihren 65 ah dem außergewöhnlich kalten Winter einfach nicht gewachsen, sodass meine neu erworbene Liebe es früh nicht mehr für nötig hielt anzuspringen. Dies wurde jedoch erst zum Abenteuer für mich, als der ADAC einen Kurzschluss verursachte, der die Kabel im Kofferraum langsam durchschmoren ließ, sodass während der Fahrt zu meiner Uni das Connect, der Tacho sowie das gesammte Licht ausfielen. Daraufhin ließ sich dann weder Motor noch die Handbremse lösen, was bei -20 °C und Schneetreiben keine fröhlioche Stimmung aufkommen lässt. Im Nachhinein noch einmal vielen Dank an den ADAC, der mich dank seines selbstverusachten Fehlers zur Werkstatt schleppen musste, sodass ich dort gleich meinen Einstand für eine langanhaltende Beziehung geben konnte.
Gut einen Monat später meldete sich dann die Antriebswelle (???) durch ein heftiges vibrieren zu Wort. Im besonderen Maße zeigte sich dieses kraftvolle Vibirieren, als wöllte der Motorblock sich aus dem Fahrzeug befreien, in den Kurven und bei höheren Geschwindigkeiten. Die Erklärung des Fiat - Meisters war so banal wie nichtssagend: "Sie wollen gar nicht wissen, wie die in Italien mit den Werksfahrzeugen umgehen. Aber sonst ist es ein Top Auto." Seitdem schwankten mein Empfindungen zwischen Angst vor zukünftig anstehenden Reperaturen und dem ungebrochenem Stolz einen wohlmöglich einmaligen Thesis zu fahren

Es folgte ein verregneter Tag im Monat Mai und im Nachhinein ist es wahrscheinlich leicht zu behaupten, aber mein Gefühl sagte mir irgendwie schon, dass ich an diesem Tag meine Vorlesung verpassen werde. Dem war dann auch so, als mein geliebter Thesis nicht anspringen wollte, weil ein Relay seinen Dienst verweigerte. Wüsste ich was das ist, könnte ich etwas ausführlicher darüber berichten

Beängstigend ist nur, dass weder der Motor noch die Handbremse funktionierten, sodass mir wieder einmal nichts weiter übrig blieb als einen freundlichen Helfer des ADAC zu holen, der meine kleine Diva ein weiteres mal zum Händler brachte. Der Werkstatt - Meister ist inzwischen mit mir per Du.
Gut eine Woche später fuhr mir leider beim Ausparken jemand gegen mein Auto. Aus einer Beule entstand ein Schaden von knapp 4000 €, da ihr Auto förmlich in meine beiden Scheinwerfer diffundierte.

Vor gut einer Woche durfte ich nun mein nicht ganz treues Gefährt aus der Werkstatt holen. Es stand in seiner vollen Schönheit auf dem Parkplatz, sodass es sich ein Rentner nicht nehmen ließ, mit seinem Einkaufskorb gegen sein Auto zu fahren. Mein Herz schlug wieder wie am ersten Tag. Zwei Wochen schmerzvolle Abstinenz konnten auch durch meinen Musa Leihwagen nicht gemildert werden. Vielmehr wurde mir erst da bewusst, was für ein Auto ich fuhr und was für eines ich bitte nie wieder fahren möchte.
Seit dieser Zeit hatte ich morgendlich in den ersten Sekunden einen unruhigen Motorlauf meines Diesels, der vergleichbar mit einem Auto war, welches kurz vor dem Absterben ist. Dank der Einstellung der Dieseleinspritzung gehört dies jedoch der Vergangenheit an. Das Problem scheint bei den Dieselmotoren dennoch keine Seltenheit zu sein.
Heute kam es jedoch zu meinem persönlichen Super- Gau, als ich nach einer langen Autobahnfahrt bemerkte, dass sich die Scheinwerfer nach vorn heraus geschoben hatten und drohten gänzlich auf die Straße zu fallen. Der Grund lag wohl einfach darin, dass irgendwelche Feder nicht richtig fest gezogen worden waren. Es ist schon etwas beängstigend, wenn ich daran denke, dass es diese bei einer Vollbremsung nach vorne heraus geschleudert hätte.
Das Fazit könnte nun wie folgt aussehen. Ein wunderschönes Auto, mit einem sehr leistungsstarken Motor. Leider fehlt mir der Vergleich zu dem serienmäßigen 185 PS Diesel. Der Unterschied wird sicherlich nicht so gravierend sein. Die Verarbeitung und Qualität des Autos ist trotz der vielen Werkstattbesuche in Ordnung, da im Endeffekt lediglich der Antriebsstrang und das Relay getauscht werden mussten, während der Rest an der Inkompetenz der Werkstatt und anderen dummen Zufällen scheiterte.
Ein Vergleich mit dem Maserati Quattroporte, den mein Vater seit geraumer Zeit fährt, ist meiner Meinung nach nicht angebracht. Ihnen ist einfach der unwiderstehliche Spagat zwischen Sportlichkeit und luxuriösem Dahingleiten gelungen. Trotz des scheinbar baugleichen Skyhook Systems fehlt diese Dynamik dem Thesis vollkommen. Die Trägheit wird selbst durch einen leistungsstarken Motor nicht hinreichend ausgeglichen. Dennoch lässt sich eine gewisse Baugleichheit nicht verneinen. Der Thesis wird somit wohl zum bezahlbaren Quattroporte fürs Volk.
