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Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 06 Jun 2009, 16:06
by SalvaGer
Es ist mal wie es ist, jeder der aufs Auto angewiesen ist, muss irgendwann tanken. Auch wenn mir die Tankstellenpächter hier leid tun, sofern es sich einrichten lässt, wird in Luxemburg getankt.
Die Preisgestaltung zu verstehen fällt durchaus manchmal schwer. Leider verkommt unsere Wirtschaft zu einem reinen Spekulantentum. Statt nach Bedarf, Leistung oder Erzeugnis wird das meiste von BWLern entschieden, die außer Geldschneiderei noch nichts zur Gesellschaft beigetragen haben.
Hätte man kein Bindungen, würde ich es Keith Richards gleichtun und mir benebelt auf einer schönen Insel eine Kokosnuss auf den Blätter fallen lassen. Aber es hilft nichts, man muss ja was tun.
Ich arbeite ja in der Werbung, aber gegenüber der Finanzwelt sind die Luftblasen in diesem Bereich ja geradezu seriös.
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 06 Jun 2009, 16:25
by lanciadelta64
Ciao Markus,
Tankstellenpächter hin, Tankstellenpächter her, auch er denkt in erster Linie an seinen Verdienst, also warum sollte ich nicht auch an meine Geldbörse denken? Wenn er mir nur 10 Euro extra aus der Tasche ziehen könnte, würde er es i.d.R. ohne mit der Wimper zu zucken tun, also hält sich mein Mitleid in Grenzen. Es ist natürlich etwas Anderes, wenn du natürlich eine engere Beziehung zu dem Tankstellenpächter hast, aber auch das ist am Ende eine "Zweckgemeinschaft", der Tankstellenpächter, der einen Stammkunden hat und der Stammkunde, der weiß, dass er für ein paar Cent mehr vielleicht einen besseren Service hat, vielleicht bei anderen Dingen auf einen sehr großzügigen Pächter treffen kann etc.
Nun die Preisgestaltung ist i.d.R. schwer zu durchschauen, weil sie ja von vielen Faktoren abhängt und die freie Marktwirtschaft basiert ja nicht auf "Fairness" und auf "Korrektheit". In der Theorie gleicht sich alles immer wieder aus, aber in der Praxis kommen viele andere Faktoren auch noch hinzu. Das eigentliche Problem in meinen Augen ist die Verschmelzung von Verbrechen und Legalität. Die Grenzen sind fließend und nicht immer leicht auszugrenzen. Raffgier, Korruption und sonstige unappetitliche Dinge sind eher die Regel denn die Ausnahme und das macht das ganze System zu dem, was wir tagtäglich erleben.
Solange Manager Unternehmen an die Wand fahren können und dafür nicht nur die Zeche persönlich zahlen müssen, sondern auch noch besondere Vergütungen bekommen, wird sich daran kaum etwas ändern. Du weißt selbst in deiner Branche, wenn du Mist baust, bezahlst du i.d.R. einen gewissen Preis dafür, aber viele Top-Manager haben völlig den Kontakt zur Realität verloren und bewegen sich längst in einer Region, die in meinen Augen sich kaum von der eines gewöhnlichen Diebes unterscheidet, mit der Unterschied, der kleine Dieb riskiert etwas, der große kann sich noch die Taschen füllen.
Als ich Ökonomie studierte, war der Börsenplatz noch recht in Ordnung und glich nicht einem Casino. Heute hat das alles eher mit einem Spielcasino zu tun, denn wirklich mit einem Platz, der zumindest ansatzweise den Markt widerspiegelt, mit dem einen Unterschied, dass in öffentlichen Spielcasinos genaue Regeln vorherrschen, die scheinbar an den Finanzmärkten nicht zu existieren scheinen.
Seien wir ehrlich, was riskieren all diejenigen, die für dieses Desaster, was zz. vorherrscht, mitverantwortlich sind? Wenn sie nicht finanziell in Mitleidenschaft gezogen wurden, haben sie sich eine goldene Nase verdienen und die Konsequenzen trägt die Gemeinschaft.
Jeder Taschendieb riskiert mehr.
Tanti saluti
Bernardo
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 06 Jun 2009, 16:31
by SalvaGer
Da ich beruflich früher mit dem Unternehmen verbunden war, bringe ich gerne das "Steve-Jobs-Beispiel".
Wie bekommt man als Geldjongleur preiswertere Apple-Aktien? Man lanciert das Gerücht, Herr Jobs sei sehr erkrankt. Ergebnis, die Aktien fallen, so schnell kann gar kein Dementi kommen. Dieses kommt natürlich und schwupps steigt die Soße wieder.
Was einen aber wirklich wütend macht, wie auf Gedeih und Verderb gehandelt wird ohne Funken Verantwortungsbewusstsein. Nur der Profit zählt. Vielleicht sollte man sich auch diese Denkweise aneignen.
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 06 Jun 2009, 16:32
by lanciadelta64
Du hast es genau auf den Punkt gebracht

(tu)
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 08 Jun 2009, 21:54
by mp
@moglie
stimmt leider nur bei den Benzinpreisen ...das bissel billiger kriegst aber nicht rein - wir zahlen nähmlich 10 mal mehr KFZ Steuer als unsere dt. Nachbarn und von der NOVA noch gar nicht zu reden....und das ist nicht künstlich hochgehalten sondern gelinde gesagt eine Abzocke von legalisierten Verbrechern = Politiker
http://www.motorline.cc/blog/index.php?itemid=772
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 09 Jun 2009, 00:07
by mogli
Das mit der KFZ Steuer war mir neu.
Daß unsere Nova jedoch im EU Parlament schon für Aufsehen gesorgt hat, ist ja schon bekannt geworden.
Erste Reaktion war: Ö ist nicht EU konform (wieder mal). Beim zweiten Hinsehen dürften die jedoch die zusätzlichen Einnahmen gewittert haben - und jetzt denken die EU Parlamentarier weiter darüber nach.
Tja in einer Sache sind wir Österreicher spitze : beim Abzocken durchs Finanzamt und bei Ideen für Steuern - das
macht uns so schnell niemand nach.
Für die Nichtinsider: Steuerabgabe beim Autoneukauf: 20% + Normverbrauchsabgabe....und die bewegt sich im günstigsten Fall bei 4% (Erdgasautos, sehr sparsame Diesel) bis 16%. Der Schnitt dürfte so bei ca 9-10% liegen.
Früher hieß das bei uns Luxussteuer - wonach Stimmen laut wurden, was denn bitte an einer Leibschüssel mit 3,4m Länge und 39PS bitte Luxus sein soll - daraufhin hat man die Luxussteuer abgeschafft und die NOVA eingeführt.
Wahrscheinlich kommt bald auch ne CO² Steuer auf Zigaretten.
Die Steuer ist jedenfalls bei allen Autos zu entrichten, auch wenn man einen Gebrauchten importiert - dann aber nur die NOVA+MWST vom Kaufpreis.
Egal, jammern hilft eh nichts.
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 09 Jun 2009, 00:26
by mogli
Tja, dann sind wir halt - wie so oft im System gefangen. Aussteigen ist da schwer.
Schamlosestes Ausnutzen ist das. Und statt daß diese Zocker aussterben, werdens nur noch mehr.
Bin ja gespannt, welche Rohstoffe da noch hinzukommen. Denn mit Kaffe und Kakao wurde ja auch
schon gezockt. Irgendwann wird sicher Getreide und Mais dazukommen.
Vielleicht heißt es dann in 20 Jahren: Gehn wir ins Kino oder kaufen wir uns eine Tüte Popcorn ?
Das Letzte, was wir uns behalten sollten, wären die Rechte auf unser sauberes Trinkwasser - wahrscheinlich
wird das auch in den nächsten Generationen viel teurer.
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 09 Jun 2009, 10:09
by lanciadelta64
Günter ich muss dir leider widersprechen,
wir Italiener sind im Erfinden von Steuern absolut spitze. Bist vor wenigen Jahren musstest du Neufahrzeuge sogar notariell abwickeln, heute nur Gebrauchtfahrzeuge. Allein die Anmeldung kostete ein Vermögen. Ich erinnere mich noch, wie ich meinen alten FIAT 500 gekauft habe und umgemeldet -dabei aber in der gleichen Provinz, ergo ohne Kennzeichenwechsel. Die Kosten für das An- und Ummelden war genauso hoch wie der Kauf fürs Auto.
Hier musst du praktisch auf alles Steuern zahlen. Mich wundert es, dass man noch keine fürs Atmen der Luft bezahlen muss. Wenn es um Steuern geht, sind wir Weltmeister. Ich finde es immer kurios, wenn man in Deutschland von "zuviel Bürokratie" und "Bürokratenstaat" redet, denn Deutschland ist im Vergleich zu Italien ein Paradies. Was die haben, ist doch keine Bürokratie. Wenn man in Italien so etwas einführen würde wie in Deutschland, wäre das eine Revolution.
Du kannst in Deutschland heute ein Auto anmelden, morgen wieder abmelden etc., in Italien ist das nicht einmal annähernd möglich, denn nicht selten brauchst du Wochen und Monate, bist du den Fahrzeugschein bekommst. Wenn du von Mailand nach Rom ziehst und brauchst für eine neue Arbeitstelle eine Bescheinigung, kannst du manchmal 5 oder 6 Jahre warten.
Auch das An- und Ummelden eines Autos kostet in Deutschland im Verhältnis zu Italien nichts...
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 09 Jun 2009, 11:27
by SalvaGer
Da hast du wohl recht Bernardo, wir haben zwar sehr viel Verwaltungund fast alles ist irgendwie geregelt oder verordnet, aber in groben Zügen funktioniert sie zumindest und die Mühlen mahlen zwar manchmal langsam, aber sie mahlen.
Manchmal kommt es auf Kleinigkeiten an oder auch auf Spitzfindigkeiten. Leicht Off-Topic, aber halt auch "Verwaltung":
Ich hatte vor Jahren einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit. Ich habe zu der Zeit in Köln gearbeitet und hatte dort auch einen Zweitwohnsitz, den Erstwohnsitz aber in meiner Heimat und bin auch meistens am Wochenende dorthin.
So war es auch da, es war Montag und ich fuhr morgens von hier Richtung Köln. Durch eigenes Verschulden bzw. weil ich mich ablenken ließ, fuhr ich auf der Autobahn auf ein Stauende auf (gut war, dass es außer meinen Verletzungen nur Blechschaden gab) und hatte den Salat.
Wie gesagt ich fuhr von meinem Erstwohnsitz zur Arbeitsstelle... Letztendlich wurde es nur als Berufsunfall angesehen, weil ich in meiner Zweitwohnung keine Waschmaschine hatte. Ich war mit der Berufsgenossenschaft zuvor lange am Hin- und Herschreiben, bevor mich irgendwann ein Sachbearbeiter anrief und er mich seltsamerweise nach der Ausstattung der Kölner Wohnen befragte. Ich antwortete wahrheitsgemäß auf die gestellten Fragen und kurze Zeit später kam der positive Bescheid. Mein Glück war, dass der gute Mann mich nicht fragte, ob es im Haus keine gemeinsamen Waschmaschinen gab, denn die waren vorhanden. So machte eine Waschmaschine den Unterschied zwischen normalen Verkehrsunfall oder Berufsunfall aus...
Re: Der irre Zock mit dem Erdöl
Posted: 09 Jun 2009, 13:54
by lanciadelta64
Ciao Markus,
ich hoffe, dass dir bei dem Unfall nicht zuviel passiert ist ::o.
Ich kenne die Verwaltung in Deutschland ja aus eigenen Erfahrungen (mein Auto ist in Deutschland zugelassen). Der Vorteil mit der deutschen Verwaltung ist, dass man wenigstens ansatzweise versucht, dienlich zu sein. Das Problem in Deutschland ist die fehlende Flexibilität, denn wenn jetzt derjenige wirklich dich danach gefragt hätte, wäre es ein "einfacher" Unfall und wahrscheinlich keine Chance, die Sache zu umgehen und da kommen wir zum Stichwort "Umgehen". Die italienische Verwaltung ist unlogisch und du hast nicht selten vor dir Leute, die selbst keine Ahnung haben, zumal hier alle paar Wochen irgendetwas geändert wird, was das Chaos kompletiert.
Dafür hast du dann eventuell hier die Chance durch Beziehungen, Freundschaften und auch mit ein paar "Scheine" die Sachen zu beschleunigen und das Problem zu lösen.
Was ist nun besser? Ich weiß es nicht, ich bin immer noch nach der Suche, was von beiden System besser ist und wahrscheinlich bekommt man darauf niemals eine Antwort.
Dein Fall hat gezeigt, wie oft vieles absurd ist, als mache eine Waschmaschine den Unterschied aus, dafür aber gilt das System dann immer und überall und vor allem für alle, während du hier schon von Kindesbeinen an lernst, alles zu umgehen, denn du bist dazu gezwungen, weil du sonst in diesem Sumpf untergehst. Das ist einer der Gründe auch, weswegen wir oft Probleme lösen können und man uns verwundert anschaut, denn wir sind es gewöhnt, nach Lösungen zu suchen, während man in Deutschland oft Gottvertrauen hat.
Aber einer der Gründe für die Bürokratie liegt auch in der Entwicklung einer Gesellschaft. Je komplizierter eine Gesellschaft ist, je vielschichtiger, desto mehr verlangt sie nach Bürokratie, weil man alles regeln muss, weil deine Interessen gegen meine verstoßen und umgekehrt.
Die deutsche Schwäche ist ihre Stärke und das gilt umgekehrt auch für uns Italiener. "Ihr" habt den Hang alles möglichst genau zu organisieren, zu planen, zu katalogisieren, zu bewerten und möglichst bis ins kleine Detail. Diese Detailliebe ist einerseits ein Fluch, andererseits aber auch ein Segen, weil sie das Leben in manchen Dingen einfacher macht, weil geregelter.
Bei uns wiederum ist die Flexibilität ein Segen, denn in deinem Fall hätte vielleicht der Sachbearbeiter ein Auge zugedrückt, so getan, die Waschmaschine wäre nie dort gewesen und wenn er es nicht für einen "Obulus" getan hätte, dann hätte dir dabei ein Freund geholfen oder aber derjenige hätte dir gesagt, gut die Waschmaschine habe ich nicht gesehen, aber dafür siehst du beim nächsten Mal bei mir nichts.
Tanti saluti
Bernardo
PS: ich hoffe, dir ist wirklich bei dem Unfall viel passiert, denn das ist wirklich ein Alptraum, auf der Autobahn schnell unterwegs zu sein und dann auf ein Ende mit lauter stehenden Fahrzeugen aufzufahren...