Text: ViSdP und © by Gerd F. Berges,
info@interberges.de, 04.07.05
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'Vom KompaktVan in die Fahrmaschine'
Umsteigen in den Alfa GT
Es ist eine besondere Lust die Entrückung in einem Lancia Musa zu geniessen, doch jeder Versuch aus einem KompaktVan eine Art von automobilem Wolpertinger zu machen wäre lächerlich. Extreme Sitzwangen würden das gleitende Ein- und Aussteigen konterkarieren. Ein Ausgleich für den naturgemäß höheren Schwerpunkt durch übersportliches Fahrwerk ist eine Angelegenheit von Zwangsumsteigern, die nicht vom sportlichen Wagen lassen können, aber auf einen Van nicht verzichten können ohne ihn geniessen zu wollen. Van ist Van und GT ist Sport. Zwei Extreme. Wie eine Achterbahnfahrt der Prioritäten.
Geduckt wie ein Raubtier auf dem Sprung steht der Alfa GT vor einem. Eine Skulptur. Ein Adonis. Nicht umsonst sind Alfas Favoriten bei der Auszeichnung schönster Autos durch die Fachpresse. Gewinner des Autonis (= Auto + Adonis). Aber so weit unten für einen Umsteiger aus dem Musa, der alles leicht, komfortabel, bequem macht. Fast scheint man sich auf die Strasse setzen. Dann doch Mut gefasst. Die lange Coupé-Türe geöffnet und ein Zucken der Scheibe festgestellt, die leicht nach unten fährt, um beim Schließen sich auf den Rückweg zu machen. Einsteigen ins Cockpit, wobei man die Mentalität dieses Wortes lieber anderen überläßt. Nach dem Überwinden der Sitzwangen ist man erstaunt, weil der Wagen sich wie ein Teil der Körpers anfühlt und selbst ein 156 kein Vergleichsmaßstab mehr ist. In der Ausstattung mit rotem Leder in atmungsfördernder Perforierung ist dieser Wagen der perfekte Alfa. Sitz. Bedienelemente. Instrumente. Alles passt. Und es wird klar, warum eine saftige Frau bei einer Präsentation garnicht mehr heraus wollte: Es ist gebaute Leidenschaft und nicht Marketing per odre de Ferdi und aufgepfropfte Pseudoemotion. Und dabei doch durch und durch rational.
Nur bei einer Sache braucht man sich nicht umstellen: Auch ein Alfa GT hat eine Heckklappe und mindestens 320 Liter Kofferaum ... wenn auch flacher, was nicht unbedingt von Nachteil ist.
Schon nach wenigen Meter ist klar. Die Mittelarmlehne bleibt dem Cruisen vorbehalten. Und man sucht nach Curbs, um die man räubern könnte. Denn genauso wie der Schnitt des Wagens ist die Strassenlage und Kurvengier, die über die 156-Qualitäten noch hinausgehen: berauschend! Nicht wie ein germanischer Berserker, sondern eher apollinisch. Spontan leistungsfreudig und doch sozial.Ein lustvoller Muskeltonus.
Der Wagen als Teil des Körpers. Sportsitze. Kartlenkung. 6-Gang-Getriebe. 150 PS-Diesel. Radaufhängung. Strasse. Fahrer. Alles ein Kosmos, eine große Ordnung, ein Uni-versum. Von der 30er-Zone bis hin zur unbewachten, übersichtlichen Nebenstrasse. Honi soit quil mal y pense!
Von Salvador Dali wird berichtet, er hätte sich Zuckerwasser auf seine Brusthaare aufgetragen, um durch den Schmerz zu verhindern die Haltung zu verlieren. So etwas ist unpopulär in Zeiten, wo man fehlende Haltung und Ausstrahlung durch Ansprüche und bequeme Lösungen ersetzen will. Yehudi Menuhin hatte schon recht, wenn er Zerstörung als schnellste Form von Kreativität bezeichnete. Wer daran glaubt, das die heutige Zeit wirklich schneller ist wird an der Ungeduld scheitern. Die Convenience-Kultur ist eine Art von geistigem Jogging-Anzug, die jede Haltung, jede Mühe, jede Leidenschaft als Anstrengung und Belastung empfindet. Die Elite verdammt und damit soziale Mobilität verhindert, vielleicht um die eigene Position zu sichern, zu konservieren. Doch die Verhaustierung gibt den Raubtierwachen mehr Macht, aber auch mehr Widerstand. Die Anhänger des geistigen Jogging-Anzuges werden den Reiz eines Alfa GT nicht verstehen. Nicht die Anregung. Nicht die Disziplinierung. Nicht die Opfer. Erst recht nicht ein „Er ist ich“.
Ein Charakter in Fleisch und Blut wie auch in Stahl, Lack und Leder. Geschaffen, um zu fahren! Um sich selbst zu erfahren. Um auszudrücken, wie Gefühle, das Fühlen von Realitäten neue Realitäten schafft, von Ideen zu Plänen zu Projekten zu Realitäten wird. Wie die Zukunft am Geist zerrt, um das Fleisch stark zu machen für eigene Wege.
Glauben Sie kein Wort. Probieren Sie es aus. Sie sind der höchste Richter.
PS zu den Umständen des Schreibens: Wein war nicht notwendig. Die Droge heißt GT. Im Hintergrund läuft WDR 5 Nachtprogramm mit Radio Multikulti. Wäre auch eine schöne Untermalung für eine Nachtfahrt. Der Wechsel von Lateinamerika, Afrika, Europa, Asien, von Trommeln, Gitarren, Akkordeon ... Aber morgen ist auch ein GTag.
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War natürlich interessengeleitet!!!