Das ist eigentlich genau der Punkt.
Der zweite Punkt ist, wieviel Zeit bin ich bereit zu investieren, um den Kasten richtig zum Laufen zu bringen.
Eine Fulvia ist nämlich ziemlich "tuning-resistent".
Wenn ich das Auto ausschließlich auf der Straße bewegen möchte, würde ich bei der Serien-Nockenwelle bleibe. Ohne umfangreiche Mofifikationen in der Motor-Peripherie machen Sport-Nockenwellen meiner Meinung nach wenig Sinn. Und überhaupt, wo kann man auf der Straße denn noch mit Spaß Auto fahren?
Ich hab heute einen Alfasud eingemottet und warm gefahren, der mit einem "gemachten" Motor ausgestattet ist. Ab 5000 U/min geht das Ding wie die Hölle. Unter 3000 U/min geht gar nichts. Das Auto ist also im Straßenbetrieb quasi unfahrbar, da heutzutage in der Regel mit 60-70 km/h durch die Gegend gezuckelt wird und ein Überholen bei der Masse an Autos völlig unsinnig ist.
Was ich damit sagen will: Einen getunten Motor im Straßenbetrieb zu fahren, ist einfach nur noch nervig geworden.
Ich bin vor einige Zeit mit meiner 1300er Fulvia einige Bergrennen wie Ransel Classic (72 Kurven auf 4,5 km oder so ähnlich) gefahren. Dort war das Auto mit Sport-Nockenwellen fünf Sekunden langsamer, weil mir aus den engen Kehren das Drehmoment fehlte. Einige Kehren musste ich sogar einen Gang tiefer fahren. Der Motor war, und ist immer noch seriennah. Der Kurbeltrieb wurde damals mit Pleuel und Kolben gewuchtet, Verdichtung 11,3:1 was in meinen Augen im Zusammenspiel mit wirklich funktionierenden Nockenwellen (mit viel Überschneidung) schon zu wenig ist. Dazu Fächerkrümmer, Serienvergaser, Serienventile. Leistung auf dem Prüfstand mit Serien-Nockenwellen 93 PS, mit Sport-Nockenwellen nicht auf dem Prüfstand gewesen, aber gefühlt weniger Leistung.
Es gibt kaum ja auch kaum Anbieter. Meine Anfrage bei Cat Cams, mit denen ich in einigen Alfas sehr gute Erfahrung gemacht habe: negativ.
Was bleibt? Colombo&Bariani, deren Profile immer noch aus den 70er Jahren stammen. Und sogenannte Gruppe 4-Wellen, wie sie bei einem Händler in Frankreich angeboten werden. Moderne Profile gibt es einfach nicht für die Fulvia. Jedenfalls wüßte ich nicht wo. In England gibt es noch Piper und Kent, aber wer kennt deren Nockenprofile? Ich jedenfalls nicht.
Momentan fahre ich Colombo&Bariani-Wellen, in Verbindung mit Solex C42, deren Abstimmung schon schwierig genug ist. Warum, weil es auch für die Solex-Vergaser kaum Teile gibt. Mischrohre sind kaum zu kriegen, dazu kommt, dass Luftkorrekturdüse und Mischrohr bei den Solex ein Bauteil ist. Mit 32 mm Venturis hängt er mittlerweile einigermaßen am Gas, solange die Drehzahl passt. Im unteren Drehzahlbereich zu fett, durch nicht verfügbare Mischrohre auch schwer magerer zu kriegen, ab 4000 U/min passt es, ab 6000 U/min zu mager (Lufkorrekturdüsen kaum zu bekommen).
Langer Rede kurzer Sinn: Wer viel Zeit hat, kann sich ja am Tuning der Fulvia versuchen. Aber der Aufwand ist hoch, mit einem Tausch von Nockenwellen ganz sicher nicht getan, die Abstimmung des Motors danach aufwändig aus genannten Gründen. Ein Umbau auf Weber oder Dellorto Vergaser ist sicher einfacher, hierfür gibt es wenigstens alles, was man braucht. Aber man hat dann halt dieses Ansaug-Geweih im Motorraum und ich wollte es optisch einigermaßen original lassen.
Über dieses Thema könnte man stundenlang diskutieren, aber die Leute, die sich selbst an das Thema wagen, sind so rar gesät, wie die zu Verfügung stehenden Teile.
Also, weiter machen...
Gruß, Ali