Was ist das schon wieder? Hyundai ?

Delta LX
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Re: Was ist das schon wieder? Hyundai ?

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Und was für ein Fazit ziehst du daraus? Etwa, dass man bei FCA besser gleich die Schotten dichtmachen und sich vom Wettbewerb verabschieden soll? Nein, also wirklich! Aber wie schon gesagt: ohnehin komplett hypothetisch, eine Beteiligung VWs an FCA. Denn kartellrechtliche Probleme ergäben sich nicht nur in Italien, sondern auch in Brasilien. Überdies dürften sich auch im US-Markt Probleme ergeben, da die derzeitige US-Regierung eine Übernahme hinsichtlich der US-Marken von FCA kaum goutieren wird.

Und in Bezug auf das skizzierte Szenario eines Rückzugs von Škoda zugunsten eines Re-Badgings für FIAT scheinst du mir deine Landsleute etwas zu unterschätzen. Oder meinst wirklich, die kauften dann wie wild Škoda-FIAT, nur weil diese «by VW» sind, aber allesamt aus Tschechien oder anderen bisherigen VW-Standorten kommen? Denn es sollte klar sein, dass die meisten italienischen FCA-Werke vor dem Aus stünden. Weshalb darob bei den Gewerkschaften die Begeisterung für VW ganz, ganz schnell abflauen würde, so dass positive Image-Werte dieser deutschen Firma in Italien rasch ins Negative tendierten. Kontraproduktiv also, das Ganze!


Und dass FCA Europa als wichtigsten Absatzmarkt bereits aufgegeben hat, sollte nun mittlerweile hinlänglich bekannt sein. FCAs primäre Zielmärkte sind die Regionen NAFTA und LATAM, APAC folgt gleich dahinter, während EMEA mit seinen völlig übersättigten westeuropäischen Märkten für den Konzern deutlich an strategischem Interesse verloren hat (weil sich auf diesen Märkten kaum noch Wachstum generieren lässt - zumindest nicht mit einem begrenzten Mittel-Einsatz). Gerade ein Abkommen mit den Koreanern oder einer chinesischen Firme könnte die relative Schwäche FCAs in der APAC-Region überwinden helfen.
lanciadelta64
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Re: Was ist das schon wieder? Hyundai ?

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"Kartellrechtliche Probleme"? Wo? Bei der EU? Geh bitte, gegen D werden die niemals irgendetwas unternehmen und wie stark VW eine Lobby auch in der deutschen Politik hat, braucht man nur beim Fall Piech sehen, dem in den USA eine Freiheitsstrafe drohte und erst durch die Vermittlung Kohls in den USA sich aus der Angelegenheit "freikaufen" konnte.

Nein, in Europa würde keiner VW in die Quere kommen. Schlimmstenfalls bekommt man ein paar "Auflagen", vielleicht müsste man ein paar Fabriken verkaufen (Käme VW eh gelegen). Wenn es nicht zur Fusion kommen sollte, wovon ich ausgehe, dann nicht, weil es "kartellrechtliche Bedenken" gibt, weil die EU vielleicht ein Veto einlegen könnte, sondern weil VW KEIN Interesse daran hat, FCA- und somit gleich alle FCA-Fabriken Italiens, übernehmen zu müssen. Das wäre für VW ein Bumerang und schnell könnte aus dem Messias (VW) ein Feindbild werden. Auch Marchionne wurde als "Messias" empfangen und heute würde man ihn lieber mit Schimpf und Schande auf den Mond jagen, aber nicht aus den Gründen, die wir hier nennen, sondern aus ganz anderen, die auch mit dem Umgang mit der Arbeiterschaft in Italien zu tun hat. Es ist bekannt, dass VW sich eigentlich nur für Alfa interessiert.

FCA die "Schotten dicht machen"? Du hast es erkannt, zumindest in der Form, wie wir die Gruppe kennen. 2000 ging in Italien ein "Jubelgeschrei" um und die Agnellis "gefeiert", weil ihnen ein "Lottogewinn" gelungen war, FIAT loszuwerden und die Firma den Amerikanern aufzuhalsen. GM wurde dann irgendwann nach der "Verlobungsfeier" nüchtern und merkte, "ups, wem haben wir da ein Heiratsversprechen abgegeben? Also löste man die Verlobung nicht unter eine gebührenden Entschädigung auf.

Die Agnellis wollen sich aus dem Wettbewerb zurückziehen und du gibst ja selbst die Antwort darauf, dass man Europa als den "wichtigsten Markt" aufgegeben habe. Klar, wird FCA als Unternehmen in irgendeiner Form "weiterleben". Die Frage wird nur heißen, wer diese "heiße" Kartoffel anpacken wird.

Die Chinesen wären sicherlich eine Möglichkeit, aber da haben wir ein "Trump-Problem", also wäre diese Linie wegen Chrysler (Jeep) schon schwieriger zu realisieren. Bleiben die Koreaner, wobei auch hier man schauen müsste, wie Trump darauf reagieren könnte, oder eben doch ein anderes US-Unternehmen, das wohl Trump wesentlich lieber sehen würde, also Ford oder GM.

Nicht umsonst hat Marchionne noch vor kurzer Zeit mit GM geflirtet.

Wie gesagt, eine VW-Übernahme halte ich für eher unwahrscheinlich, auch weil kein deutscher Hersteller ein Interesse hat, sich die italienischen Fabriken anzutun. Allein bleiben geht wohl angesichts der fehlenden Investitionen auch nicht und so viele "große" Mitspieler gibt es nicht, die sich ein FCA antun könnten.

Auch bezüglich der Autohäuser gibt es kaum Druck für FCA, denn mittlerweile dürfen die "Fremdmarken" aufnehmen und längst haben die meisten FCA-Händler brav nebenbei mindestens eine "Fremdmarke", manche gleich 2 und nicht wenige Autohäuser sind "Multimarkenautohäuser", die gleich ein riesiges Markenspektrum besitzen, egal ob VW, Hyundai, FCA, GM, PSA etc. etc. etc.
Delta LX
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Re: Was ist das schon wieder? Hyundai ?

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«Geh bitte, gegen D werden die niemals irgendetwas unternehmen und wie stark VW eine Lobby auch in der deutschen Politik hat, …» - Da braucht man sich in Deutschland über antideutsche Ressentiments in vielen anderen europäischen Ländern wirklich nicht mehr wundern.

«… Das wäre für VW ein Bumerang und schnell könnte aus dem Messias (VW) ein Feindbild werden. …» - Wie in meinem Beitrag dargelegt. Aktuelles Beispiel ist der italienische Flag Carrier Alitalia, wo Lufthanse schon glaubte, die Filetstücke daraus auf sicher zu haben. Nun kamen die Wahlen dazwischen, und Alitalia fliegt munter weiter, ohne nur einen einzigen Cent des staatlichen Brückenkredits in Anspruch genommen zu haben. Lufthansa hat ihr Angebot zwar lt. dem zuständigen Minister nachgebessert, doch schwimmen Lufthansa dennoch die Felle davon, da sie sich ob ihrer Arroganz sowohl in der italienischen Politik als auch bei den Gewerkschaften keine Freunde macht; das Negativ-Image haftet ihr bereits an…

«… Es ist bekannt, dass VW sich eigentlich nur für Alfa interessiert. … » - Das war einmal, nämlich zu Zeiten Piëchs. VW konsolidiert derzeit den eigenen Laden, auch deshalb dürfte es in absehbarer Zeit keine Markenzukäufe mehr geben.
Unternehmerisch ist das Engagement VWs in Italien alles in allem mit Zweifeln behaftet: Lamborghini kommt trotz Absatzwachstums nicht aus den Miesen (seit Gründung der Firma im Grunde eine Dauerbaustelle und im Vergleich mit Ferrari nach wie vor eine Klitsche, woran sich die Herren aus Ingolstadt weiterhin die Zähne ausbeissen), Ducati ist und bleibt ein Fremdkörper, weil operativ schlicht und ergreifend nicht integrierbar, und Italdesign erweist sich nach Austritt von Vater und Sohn Giugiaro als Schatten seiner selbst, woran auch Walter de Silva als neuer Chef kaum zu ändern vermag.
lanciadelta64
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Re: Was ist das schon wieder? Hyundai ?

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-Giulietta zu teuer? Der offizielle Listen-Preis liegt in Italien in etwa auf Golf-Level, unterhalb von A3 oder A-Klasse. Mehr noch, hier wird er nur noch zu "Schleuderpreisen" angeboten, also in etwa auf dem Level eines Opel Astras. Dennoch verkauft sich ein Golf deutlich besser als eine Giulietta.

In Italien hast du hier mehr Jeep-Händer, weil i.d.R. FIAT als VW, also wäre das sicherlich nicht das Problem, aber lassen wir die Daten von 2017 beiseite.

Schau dir einmal die Jahre zuvor an, als der Grande Punto/Punto noch relativ frisch war. Der Opel Corsa hat sich praktisch IMMER besser verkauft als der Punto, obwohl beide sehr eng miteinander verwandt sind (wenn man Räder braucht, muss man bei Opel schauen, nicht bei FIAT, die nicht passen) und man konnte sicherlich auch nicht sagen, der Corsa sei "schöner"
gewesen als der Punto.

Es ist einfach so, allein die Tatsache, dass hier ein FIAT ist, ist eigentlich oft ein Grund, ein Auto NICHT zu kaufen. Über die Jahre war der Panda ab und an in den Top 10, aber warum? Richtig, weil er in Italien ein Rekordergebnis nach dem anderen einfuhr, während die Zahlen außerhalb Italiens gelinde gesagt, lächerlich waren.

Das Problem - einmal etwas, was Marchionne nicht verursacht hat - liegt lange zurück und man hat es versäumt, einen Gegentrend einzuleiten bzw. nicht verstanden, wie wichtig ein "Land-Image" auch für die Industrie ist, speziell in Europa.

FIAT hat früher die europäischen Märkte als "Zubrot" angesehen und wichtig war in erster Linie der Heimatmarkt. Der Uno lieg in Italien so gut, dass die Fabriken aus allen Nähten platzten und Fahrzeuge außerhalb Italiens beinahe nicht zu bekommen war (ich kann davon ein Lied singen). Damals verkaufte man allein in Italien 40.000-50.000 Unos pro Monat, nur in Italien!!!!.

Das heißt, jedes Fahrzeug, das außerhalb verkauft wurde, war automatisch eine "Kirsche auf der Torte", nicht weniger, aber auch nicht mehr. Im Laufe der letzten 20 Jahre aber hat sich das Kaufverhalten in Italien drastisch verändert und längst kauft man Autos auf "Pump", wird "geleast" oder "gebraucht" über den "Parallelmarkt" gekauft.

Das wäre alles nicht so schlimm, wenn man diese Verluste auf dem Heimatmarkt durch das Stärken des Auslandsgeschäft abgefangen hätte, aber genau das hat FIAT nicht gemacht bzw. nicht geschafft. Jetzt sitzt man in der Falle, denn einerseits ist der italienische Markt immer noch der mit Abstand wichtigste Markt in Europa, ergo sind die Produkte auch davon abhängig, andererseits ist man außerhalb dermaßen schwach, dass man beinahe die Fahrzeuge subventionieren muss, denn FIAT verkauft (ehrlicherweise - und vielleicht daher heute ein Bumerang) sich nur über den Preis.

Sobald ein Produkt der Gruppe über eine bestimmte Schwelle kommt, ist es nahezu unverkäuflich (lassen wir einmal Ferrari beiseite, aber die sind ja auch kein Massenprodukt) bzw. sind die Stückzahlen immer sehr bescheiden, eben weil dann das Image EXTREM wichtig ist und vor allem unter diesem Gesichtspunkt gekauft wird, schließlich will man ja "in" sein, nicht zum "Gespött" werden (warum wohl hat sich der Phaeton nicht gut verkauft? Weil das Produkt "so schlecht" war, oder nicht, weil es halt ein "VW" war?)

Wie gesagt, FIAT hat dieses Problem schon länger und das auch zu einer Zeit, als die Modellpalette wenigstens halbwegs stimmte und da in den Top 10, mit Ausnahme vom Qashqai eher "normale" Fahrzeuge in der Liste sind, dürfte es in den letzten Jahren weit weniger problematisch gewesen sein.

Ja, der Punto ist "alt", aber bis vor kurzem war Opel mit dem "gleichalten" Corsa in den Top 3 sogar, oder der "alte" Fiesta auch, während der Punto schon "Lichtjahre" entfernt war. Das heißt, das "Alter" an sich dürfte kaum ein Argument sein, wieso man so schlecht ist, während ähnlich alte Konkurrenten sich teilweise sogar in den Top3 aufhielten, während kein FIAT in den Top 10 zu finden war.
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