Hallo,
ich habe als "Alltags-Lastesel" auch einen Volvo (V40 SW), Bj. 2000.
Gerade habe ich den fälligen Zahnriemen samt Wasserpumpe erneuern
lassen. Über meinen Club (Lancia und SAAB) gibt es Kontakte zu
diversen Spezialisten. Darunter auch eine Firma, die sehr gut in
Sachen Ersatzteilen ist. Meine freie Werkstatt fragte erst mal nach
den Ersatzteilpreisen. Alles zusammen 350,-- Euro plus Arbeit.
Ich habe unseren Partner gefragt und alle Teile für 189,-- Euro bekommen,
aber keinen Billigschrott, sondern das Paket von BOSCH. Habe gleich
noch ein paar Filter für unseren Y mitbestellt, war in 2 Tagen im Haus.
Es ist auf jeden Fall einfacher, Ersatzteile für ältere Autos zu bekommen
als für manchen ziemlich neuen, wenn es um seltenere Marken geht.
Wenn man sich vorher etwas schlau macht, sich in Foren umsieht und
nach dem Kauf evtl. einem Markenclub beitritt, wird es einfacher.
Wenn man mal von Mercedes, BMW und Porsche absieht, dann sind
die meisten Hersteller nicht interessiert dem Youngtimerfahrer zu
helfen. Gestern sprach ich mit einem Freund in Italien. Der fährt Fulvia
und Appia und bestätigt, dass es für diese in Italien keine Probleme
gibt, wenn man die richtigen Kontakte hat. Er würde aber nie einen
Thesis, noch nicht einmal einen Lybra kaufen, weil die im Wert derart
abstürzen, dass sich Freie Hersteller nicht darum kümmern kann und
FCA es nicht will. Nur die drei oben erwähnten Marken kümmern sich
wirklich intensiv um Oldies.
Ein anderer Freund hat in der Familie einen Audi 80 Bj. 87. Der wird
in den Schrott gehen, weil es kaum noch Teile gibt. Immerhin könnte
man gebrauchte Teile finden, aber er will neue. Also weg damit.
Der Youngtimer ist insofern schwierig, weil sein Marktwert niedrig
ist und nur einige davon wieder an Wert zulegen. Fulvia, Flavia,
Flaminia und noch ältere sind dagegen schon in einem Bereich, wo es
sich für Spezialisten lohnt. Da kann man auch Nachfertigungen
ins Auge fassen. So gibt es komplette Motordichtsätze aus
modernsten Materialien für Autos aus den 50-ern, während man
für jüngere Autos sich (noch nicht) die Mühe macht.
Ich habe selbst erfahren, dass die Brüder Lancia Thema und SAAB 9000
zwar von toten bzw. fast toten Firmen stammen, aber die Ersatzteil-
versorgung für den Thema von offizieller Seite quasi nicht mehr existiert,
beim SAAB funktioniert es aber sehr gut, schnell und preiswert.
Es gibt eine offizielle ehem. SAAB-Abteilung, die weiterhin Teile
anbietet, dazu allein in Deutschland ca. 4 oder 5 freie Anbieter.
Diese SAAB-Abteilung will Teile verkaufen, aber keine Autos. Deshalb
versucht man nicht, über hohe Preise oder Nichtverfügbarkeit die
Leute zum Kauf eines Neuwagens zu animieren.
Beim Volvo sollte es auch keine Probleme geben. Natürlich ist hier
noch Interesse am Neuwagenverkauf im Spiel, aber die diversen
freien Händler bieten genügend Teile an.
Mein Fazit: Lancia aus der Zeit vor Fiat, wenig Probleme, aber als
Alltagsfahrzeug zu schade. Danach kommt der Thema infrage, wobei
es hier auch einiges zu beachten gibt (grüne Plakette, Kfz-Steuer usw.),
allerdings offiziell bezügl. E-Teile schlecht, clubintern geht aber noch
einiges. Ab Kappa wird es schwieriger wegen der komplizierteren
Elektronik. Ein Delta 3 ist zwar momentan noch ok, aber bei der
Politik des Herstellers kann sich das sehr bald ändern. Bei anderen
Marken muss man sich vorher Gedanken machen. Mein SAAB 9000 CS
Turbo kann bereits als Oldtimer versichert werden und kostet bei
besserer Leistung 195,-- im Jahr. Für ca. 330,-- kann sogar eine
All-risk abgeschlossen werden, die Motor- und Getriebeschäden
beinhaltet. Ist aber immer noch billiger als die ganz normale Haftpflicht
mit TK für den 60-PS-Y. Man könnte auch sagen, der SAAB mit
195 PS kostet im Jahr 1 Euro pro PS an Versicherung, der kleine
Y immerhin 6,50 pro PS
Bei Kleinwagen ist der Typ 840 auch nicht schlecht, da sehr viele
Teile mit denen des Punto identisch sind. Da gibt es kaum Probleme.
Ein Bekannter mit dem Nachfolger hat aber bereits Ärger. Da ist
offenbar weniger kompatibel.
Ich denke momentan über einen Jaguar nach. Aber ich stürze mich
da nicht blind in ein Abenteuer, sondern informiere mich auch
vorher ganz genau.
Immerhin bekommt man Autos aus dem gehobenen Bereich für
wenig Geld und muss eigentlich noch lange keine primitive Kiste
fahren. Allein der Wertverlust neuer oder fast neuer Autos ist
so hoch, dass man dafür jede Menge Reparaturen machen lassen
könnte. Fehlende und eigentlich verzichtbare Dinge wie ESP kosten
bei Defekt viel Geld und sind auch TÜV-relevant. Was ich nicht habe,
kann auch nicht kaputt gehen.
Man muss ja nur hier im Forum lesen, was da so alles passiert.
Ein ehem. Clubmitglied kaufte einen Thesis neu. Drei Jahre lang
sang er nur Lobeshymnen. Auf einmal kündigte er die Mitgliedschaft,
weil er den Namen Lancia nicht mehr hören konnte. Plötzlich ging
so viel kaputt, dass er sogar mit dem Importeur prozessiert hatte.
Natürlich wird man auch empfindlicher reagieren, wenn man einen
recht hohen Neupreis bezahlt hat. Ich denke, es war weniger das
Auto als die Art und Weise, wie er den Service erlebt hat. Damit
hat man ihn zu BMW getrieben.
Wenn Du mal ein paar Kandidaten in der engeren Wahl hast,
können wir auch gern telefonieren. Ich kann Dir sicher ein paar
Tipps geben. Eine gute freie Werkstatt ist ja bei Dir vorhanden.
Gruß Frank