Re: Lancia 110 anni
Posted: 03 Dec 2016, 11:05
Hi Ingo,
der Vergleich hinkt aber in dreierlei Hinsicht. In den 60er Jahren wurden sehr viel weniger Autos verkauft als heutzutage. Somit entsprechen diese 60k Fahrzeuge auf die Gesamtproduktion gerechnet vielleicht noch 10 - 15k. Desweiteren sind die Autos der 60er in höheren Klassen angesiedelt gewesen als der Ypsilon. Man darf nicht Deine Fulvia mit heutigen Autos gleichsetzen. Die war damals schon untere Mittelklasse. Die Flaminia war absolute Oberklasse und auch heute sind da die Stückzahlen relativ klein. Die Restproduktion besteht ja fast nur noch aus dem Ypsilon. Das ist ein Auto, das den italienischen Kunden sehr entgegen kommt. Klein und eben Lancia - nicht Fiat oder Alfa. Lancia war und ist die einzige italienische Marke, die für einen Italiener so etwas wie Prestige verkörpert, selbst als Kleinwagen. Ferrari und Maserati lassen wir mal außen vor, da ganz andere Preisklasse und stückzahlmäßig irrelevant. Und man darf nicht vergessen, dass der Entwicklungsaufwand inzwischen so hoch ist, durch EU-Vorgaben, Umweltbelange, Sicherheitsvorschriften extrem verteuert, dass auch die zu verkaufende Stückzahl viel höher sein muss als vor 50 Jahren, um in die Gewinnzone zu kommen.
Mir geht es nicht darum, Lancia tot zu reden, sondern ganz nüchtern die Machenschaften der Manager zu beurteilen. Ich hätte es gern gesehen, wenn man Lancia wieder aufgebaut hätte, da langfristig gesehen mehr Potenzial drin steckt als bei Alfa. Aber auch die Entscheidung zugunsten Alfas ist typisch für die schnelllebige Zeit. Man hat keine Geduld mehr, will sofortigen Erfolg, die Leute im Hintergrund wollen Kohle und dabei werden Fehler gemacht. Die Entwicklungszeit der Autos wird kürzer, Fehler werden nicht in sehr langen Testphasen entdeckt, sondern auch Kunden der ersten Zeit zu Testfahrern gemacht. Dann verhält man sich ungeschickt und undiplomatisch, gerade angesichts der VW-Diesel-Affaire. Das gilt für fast alle Hersteller. In einem solchen Umfeld kann man zwar träumen, dass Lancia wiederbelebt wird, aber realistisch ist das nicht. Diese Profitgeier sind nicht sentimental und gerade italienische Firmen haben sich nicht sehr intensiv um die Historie gekümmert. Jetzt, nachdem "das Kind im Brunnen liegt", gibt es langsam ein paar Bemühungen in dieser Richtung, aber man schaue sich nur an, wie die tolle Lancia-Sammlung in Turin behandelt wurde. In einer Halle zusammengepfercht unter einer Staubschicht und nicht zugänglich für die Öffentlichkeit. Beinahe hätte man 100 Jahre Lancia verpennt oder vielleicht auch absichtlich ignoriert. Und solche Leute sollen die Marke auferstehen lassen? Dream on!
Was ich schon erwähnte: Natürlich könnte man das Lancia-Logo an irgendeinen Fiat mit besserer Ausstattung dranpappen oder irgendwann E-Autos unter Lancia laufen lassen. Das wird aber keinen Fan der Marke hinter dem Ofen hervor locken. Mit der Verwendung der Namen Thema und Flavia für umgepfriemelte Chrysler hat man ja bewiesen, dass man keine Skrupel hat. Gerade diesen modifizierten Sebring Flavia zu nennen, ist einem Sakrileg gleichzusetzen.
Glaube mir, ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn der SM-Nachfolger alles auf den Kopf stellen könnte und wieder Autos mit Lanciaspirit bauen würde. Ich fürchte, egal wer das übernimmt, er darf es nicht. Man müsste einige Jahre richtig investieren und würde erst in 5 - 10 Jahren in die Gewinnzone kommen können. Das ist unwahrscheinlich, zumal ja die ganze Automobilindustrie durch die Politik stärker denn je beeinflusst wird.
Gruß Frank
der Vergleich hinkt aber in dreierlei Hinsicht. In den 60er Jahren wurden sehr viel weniger Autos verkauft als heutzutage. Somit entsprechen diese 60k Fahrzeuge auf die Gesamtproduktion gerechnet vielleicht noch 10 - 15k. Desweiteren sind die Autos der 60er in höheren Klassen angesiedelt gewesen als der Ypsilon. Man darf nicht Deine Fulvia mit heutigen Autos gleichsetzen. Die war damals schon untere Mittelklasse. Die Flaminia war absolute Oberklasse und auch heute sind da die Stückzahlen relativ klein. Die Restproduktion besteht ja fast nur noch aus dem Ypsilon. Das ist ein Auto, das den italienischen Kunden sehr entgegen kommt. Klein und eben Lancia - nicht Fiat oder Alfa. Lancia war und ist die einzige italienische Marke, die für einen Italiener so etwas wie Prestige verkörpert, selbst als Kleinwagen. Ferrari und Maserati lassen wir mal außen vor, da ganz andere Preisklasse und stückzahlmäßig irrelevant. Und man darf nicht vergessen, dass der Entwicklungsaufwand inzwischen so hoch ist, durch EU-Vorgaben, Umweltbelange, Sicherheitsvorschriften extrem verteuert, dass auch die zu verkaufende Stückzahl viel höher sein muss als vor 50 Jahren, um in die Gewinnzone zu kommen.
Mir geht es nicht darum, Lancia tot zu reden, sondern ganz nüchtern die Machenschaften der Manager zu beurteilen. Ich hätte es gern gesehen, wenn man Lancia wieder aufgebaut hätte, da langfristig gesehen mehr Potenzial drin steckt als bei Alfa. Aber auch die Entscheidung zugunsten Alfas ist typisch für die schnelllebige Zeit. Man hat keine Geduld mehr, will sofortigen Erfolg, die Leute im Hintergrund wollen Kohle und dabei werden Fehler gemacht. Die Entwicklungszeit der Autos wird kürzer, Fehler werden nicht in sehr langen Testphasen entdeckt, sondern auch Kunden der ersten Zeit zu Testfahrern gemacht. Dann verhält man sich ungeschickt und undiplomatisch, gerade angesichts der VW-Diesel-Affaire. Das gilt für fast alle Hersteller. In einem solchen Umfeld kann man zwar träumen, dass Lancia wiederbelebt wird, aber realistisch ist das nicht. Diese Profitgeier sind nicht sentimental und gerade italienische Firmen haben sich nicht sehr intensiv um die Historie gekümmert. Jetzt, nachdem "das Kind im Brunnen liegt", gibt es langsam ein paar Bemühungen in dieser Richtung, aber man schaue sich nur an, wie die tolle Lancia-Sammlung in Turin behandelt wurde. In einer Halle zusammengepfercht unter einer Staubschicht und nicht zugänglich für die Öffentlichkeit. Beinahe hätte man 100 Jahre Lancia verpennt oder vielleicht auch absichtlich ignoriert. Und solche Leute sollen die Marke auferstehen lassen? Dream on!
Was ich schon erwähnte: Natürlich könnte man das Lancia-Logo an irgendeinen Fiat mit besserer Ausstattung dranpappen oder irgendwann E-Autos unter Lancia laufen lassen. Das wird aber keinen Fan der Marke hinter dem Ofen hervor locken. Mit der Verwendung der Namen Thema und Flavia für umgepfriemelte Chrysler hat man ja bewiesen, dass man keine Skrupel hat. Gerade diesen modifizierten Sebring Flavia zu nennen, ist einem Sakrileg gleichzusetzen.
Glaube mir, ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn der SM-Nachfolger alles auf den Kopf stellen könnte und wieder Autos mit Lanciaspirit bauen würde. Ich fürchte, egal wer das übernimmt, er darf es nicht. Man müsste einige Jahre richtig investieren und würde erst in 5 - 10 Jahren in die Gewinnzone kommen können. Das ist unwahrscheinlich, zumal ja die ganze Automobilindustrie durch die Politik stärker denn je beeinflusst wird.
Gruß Frank