Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...
Posted: 01 Oct 2016, 18:12
Wenn eure Theorie stimmen würde, dann hätte Opel mit dem Corsa Schiffbruch erleiden müssen, aber in Wirklichkeit verkaufte sich das „alte“ Modell sogar in den Top3 und das europaweit. Der GP war europaweit meines Wissens nach nie oder wenn, höchstens nur kurz vor den Corsa.
Mehr noch, denn oft verlangte Opel höhere Preise, ergo konnte höhere Preise durchdrücken.
Es gibt viele Gründe und sicherlich hat FIAT riesige Fehler begangen, teilweise selbst fürs „Ramschimage“ gesorgt, weil man früher über den Preis – sprich „schwache“ Lira – die Autos verkauft hatte, aber unterhalb eben keine Konkurrenten gab, ergo man selbst das war, was heute Dacia ist.
Diese Politik, sich auf den italienischen Markt zu konzentrieren, sorgte dafür, dass der Uno in Europa die Nr.1 war. Ja das Problem nicht etwa die „fehlende“ Nachfrage war, sondern weil man nicht mehr Fahrzeuge produzieren konnte (ich selbst kann davon ein Lied singen, weil mein bestellter Uno „nie“ ankam, da der italienische Markt beliefert werden musste und das bei einem Engpass von 6 Monaten, ergo musste ich einen Uno „von der Stange“ nehmen).
In Italien verkaufte man im Monat allein 40.000-50.000 Unos, kam aufs Jahr bezogen in Richtung 500.000 Jahrzeuge. Da waren dann die über 600.000 am Ende nur die Konsequenz.
Aber der italienische Markt hat sich komplett verändert, was sicherlich auch mit dem Image der Fahrzeuge zu tun hat, aber auch vor allem, weil FIAT bzw. die Angellis das meistgehasste Unternehmen und die meistgehasste Unternehmerfamilie Italiens sind.
In den 1980er Jahren konnte FIAT dank der „schwachen“ Lira und den Abwertungen seine Autos sehr günstig anbieten. In Italien konnten die Japaner keine PKWs wegen der Schutzzölle verkaufen (daher wurde ja der „berühmtberüchtigte“ Alfa Arna verkauft, der ja im Prinzip ein Nissan war, eben um diese Beschränkungen zu umgehen).
Auch waren die eigenen vier Wände weit wichtiger als ein PKW (in meiner Region haben 84% aller ein eigenes Heim), Leasing oder gar „Auto auf Pump“ waren verpönt und die Konkurrenz bestand aus – jetzt ohne beleidigend zu sein – aus „Volksschrott“ wie den Ur-Polo, der mehr oder weniger eine Lächerlichkeit war, genauso der Corsa jener Jahre.
Die übrigen Märkte aber wurden als „Zubrot“ angesehen, also hat man über den Preis ein paar Autos verkauft und war überglücklich.
Heute aber ist gerade der Kleinwagensektor extrem hart umkämpft. Egal, ob nun Mini, Audi mit dem A1 oder selbst Mercedes lange mit der A-Klasse und heuer auch noch Alfa mit dem MiTo oder Citröen mit der DS-Linie. Sie drängten in der einstigen FIAT-Domäne rein.
Dazu – und da hat FIAT auch „dank“ Grande Punto – mitgewirkt, sind die Autos immer größer geworden.
Wenn ich den GP von den Platzverhältnissen nehme, bietet der kaum mehr als ein FIAT Uno, hinten eher „weniger“. Der Kofferraum des fünftürigen Grande Puntos/Evos etc. ist sogar kleiner als beim Punto 188er mit 5-Türen, aber die Karosserie mit über 4 m länger als die eines FIAT Bravo/Brava.
Das heißt, der Panda hat sich mehr und mehr als der „wahre“ Punto-Nachfolger gemausert und führt nicht umsonst die Verkaufsliste in Italien an und ist seit Jahren das „meistverkaufte“ Produkt der Gruppe.
Wenn dann solche „Genies“ wie ein Bekannter aus meinem Dorf kommen und sich vor ein paar Jahre einen Corsa kauften, weil NICHT FIAT und nach dem ersten Einwand von mir, es sei im Endeffekt ja ein „halber“ FIAT, „nee, ist von Opel und wird dort gebaut, auch auf den zweiten, der Motor sei ja ein „FIAT-Motor“ (der 1,3 MultiJet-Diesel, der nur einen anderen Namen bei Opel hat: CDTI), meinte, „ja aber der werde von Opel zusammengebaut und sicherlich hier und da „verbessert““, dann wundert es einen nicht.
Das Problem ist halt, VW kann für seinen Polo hier beispielsweise als Basispreis locker 11.000 Euro verlangen, FIAT müsste selbst bei einem neuen Punto diese Marke unterbieten, sonst wäre er beinahe unverkäuflich. Melfi aber ist mit der Einführung des Euro (das ist jetzt keine Diskussion um den Euro, sondern ist leider in dem Fall die Realität) zur „Hochlohnfabrik“ geworden.
Früher war man beinahe konkurrenzlos, heute bekommt man Druck von oben und von unten. Qualitativ ist man „mindestens“ auf Augenhöhe mit VW und Co, aber preislich kann man bestenfalls „Dacia-Preise“ verlangen und das bei den Produktionskosten, die in Melfi anfallen.
Daher ziert man sich in Turin. Für mich hat SM – endlich – erkannt (eigentlich zu spät und nicht konsequent genug) – dass FIATs in Europa kaum an den Mann zu bringen ist, es sei denn über den Preis. Also wäre es konsequent, sich komplett aus dem europäischen Markt zurückzuziehen, der komplett in „deutscher“ Hand ist und nur die Franzosen „halbwegs“ Paroli bieten können und auch nur, weil „die“ Franzosen ähnlich wie „die“ Deutschen ticken.
Ihr beide seht es natürlich, wie ich ja auch, aus einer anderen Sicht. Aber FCA ist eine Aktiengesellschaft mit einem Hauptaktionär, die allesamt Dividende sehen wollen und für sie gilt der „schnelle“ Euro heute mehr als einen, den man – vielleicht – in ein paar Jahren verdienen könnte.
SM muss sowohl diesen Aktionären als auch dem Elkann/Agnelli-Clan gerecht werden. Um in Europa erfolgreich zu werden, bräuchte man viel Geld und einen langen Atem. Beides hat FCA aber nicht und SM zählt sicherlich nicht zu den „geduldigsten“ Managern seiner Zunft.
Wir haben in erster Linie Europa im Blickwinkel, ihr beide in Deutschland oder Österreich, ich Italien, aber FCA ist weit mehr und ich glaube, es wiegt viel schwerer, dass man und hier muss sich auch SM den Schuh anziehen- in Asien und hier vor allem auch in China viel zu lange hinterher lief. VW, so sehr ich den Konzern verachte und zu sehr die Geschichte kenne, einschließlich des Piech-Clans, muss ich eingestehen, dass sie in China aktiv waren, als alle anderen den Traum der Gerechten schliefen. Sie mussten dafür Lehrgeld zahlen, aber heute sind sie dort eine Macht. FIAT fuhr über Jahre einen Schlingerkurs, hatte jede Menge Probleme beim Finden eines geeigneten Partners und in Indien lief es auch nicht viel besser, auch weil vielleicht Herr Tata (ich weiß, er führt das Unternehmen nicht mehr an, bleibt aber die „graue Eminenz“ des Konzerns) ein sehr eigenwilliger Herr ist. Wie dem auch sei, kurzfristig wirst du selbst bei einem „New Punto“, selbst wenn der aus Gold wäre, nicht wirklich erfolgreich. Dafür ist Europa viel zu vergiftet, viel zu sehr schon in einer Richtung ausgerichtet (man überlege sich, ein anderes Unternehmen hätte so einen Skandal an der Backe wie VW, der wäre komplett ruiniert gewesen. Stattdessen sind die Zahlen VWs immer noch recht beachtlich und Audi, das ja auch betroffen ist, sprintet von Rekordergebnis zum nächsten), als dass man kurzfristig etwas daran ändern könnte.
Anders ausgedrückt, nur wenn FIAT „global“ denkt, hat es Möglichkeiten und scheinbar tut man sich schwer – wohl auch wegen der Krise in Brasilien – einen tragfähigen Plan zu finden, der so ein „globales“ B-Segment-Fahrzeug rechtfertigen lässt.
Mehr noch, denn oft verlangte Opel höhere Preise, ergo konnte höhere Preise durchdrücken.
Es gibt viele Gründe und sicherlich hat FIAT riesige Fehler begangen, teilweise selbst fürs „Ramschimage“ gesorgt, weil man früher über den Preis – sprich „schwache“ Lira – die Autos verkauft hatte, aber unterhalb eben keine Konkurrenten gab, ergo man selbst das war, was heute Dacia ist.
Diese Politik, sich auf den italienischen Markt zu konzentrieren, sorgte dafür, dass der Uno in Europa die Nr.1 war. Ja das Problem nicht etwa die „fehlende“ Nachfrage war, sondern weil man nicht mehr Fahrzeuge produzieren konnte (ich selbst kann davon ein Lied singen, weil mein bestellter Uno „nie“ ankam, da der italienische Markt beliefert werden musste und das bei einem Engpass von 6 Monaten, ergo musste ich einen Uno „von der Stange“ nehmen).
In Italien verkaufte man im Monat allein 40.000-50.000 Unos, kam aufs Jahr bezogen in Richtung 500.000 Jahrzeuge. Da waren dann die über 600.000 am Ende nur die Konsequenz.
Aber der italienische Markt hat sich komplett verändert, was sicherlich auch mit dem Image der Fahrzeuge zu tun hat, aber auch vor allem, weil FIAT bzw. die Angellis das meistgehasste Unternehmen und die meistgehasste Unternehmerfamilie Italiens sind.
In den 1980er Jahren konnte FIAT dank der „schwachen“ Lira und den Abwertungen seine Autos sehr günstig anbieten. In Italien konnten die Japaner keine PKWs wegen der Schutzzölle verkaufen (daher wurde ja der „berühmtberüchtigte“ Alfa Arna verkauft, der ja im Prinzip ein Nissan war, eben um diese Beschränkungen zu umgehen).
Auch waren die eigenen vier Wände weit wichtiger als ein PKW (in meiner Region haben 84% aller ein eigenes Heim), Leasing oder gar „Auto auf Pump“ waren verpönt und die Konkurrenz bestand aus – jetzt ohne beleidigend zu sein – aus „Volksschrott“ wie den Ur-Polo, der mehr oder weniger eine Lächerlichkeit war, genauso der Corsa jener Jahre.
Die übrigen Märkte aber wurden als „Zubrot“ angesehen, also hat man über den Preis ein paar Autos verkauft und war überglücklich.
Heute aber ist gerade der Kleinwagensektor extrem hart umkämpft. Egal, ob nun Mini, Audi mit dem A1 oder selbst Mercedes lange mit der A-Klasse und heuer auch noch Alfa mit dem MiTo oder Citröen mit der DS-Linie. Sie drängten in der einstigen FIAT-Domäne rein.
Dazu – und da hat FIAT auch „dank“ Grande Punto – mitgewirkt, sind die Autos immer größer geworden.
Wenn ich den GP von den Platzverhältnissen nehme, bietet der kaum mehr als ein FIAT Uno, hinten eher „weniger“. Der Kofferraum des fünftürigen Grande Puntos/Evos etc. ist sogar kleiner als beim Punto 188er mit 5-Türen, aber die Karosserie mit über 4 m länger als die eines FIAT Bravo/Brava.
Das heißt, der Panda hat sich mehr und mehr als der „wahre“ Punto-Nachfolger gemausert und führt nicht umsonst die Verkaufsliste in Italien an und ist seit Jahren das „meistverkaufte“ Produkt der Gruppe.
Wenn dann solche „Genies“ wie ein Bekannter aus meinem Dorf kommen und sich vor ein paar Jahre einen Corsa kauften, weil NICHT FIAT und nach dem ersten Einwand von mir, es sei im Endeffekt ja ein „halber“ FIAT, „nee, ist von Opel und wird dort gebaut, auch auf den zweiten, der Motor sei ja ein „FIAT-Motor“ (der 1,3 MultiJet-Diesel, der nur einen anderen Namen bei Opel hat: CDTI), meinte, „ja aber der werde von Opel zusammengebaut und sicherlich hier und da „verbessert““, dann wundert es einen nicht.
Das Problem ist halt, VW kann für seinen Polo hier beispielsweise als Basispreis locker 11.000 Euro verlangen, FIAT müsste selbst bei einem neuen Punto diese Marke unterbieten, sonst wäre er beinahe unverkäuflich. Melfi aber ist mit der Einführung des Euro (das ist jetzt keine Diskussion um den Euro, sondern ist leider in dem Fall die Realität) zur „Hochlohnfabrik“ geworden.
Früher war man beinahe konkurrenzlos, heute bekommt man Druck von oben und von unten. Qualitativ ist man „mindestens“ auf Augenhöhe mit VW und Co, aber preislich kann man bestenfalls „Dacia-Preise“ verlangen und das bei den Produktionskosten, die in Melfi anfallen.
Daher ziert man sich in Turin. Für mich hat SM – endlich – erkannt (eigentlich zu spät und nicht konsequent genug) – dass FIATs in Europa kaum an den Mann zu bringen ist, es sei denn über den Preis. Also wäre es konsequent, sich komplett aus dem europäischen Markt zurückzuziehen, der komplett in „deutscher“ Hand ist und nur die Franzosen „halbwegs“ Paroli bieten können und auch nur, weil „die“ Franzosen ähnlich wie „die“ Deutschen ticken.
Ihr beide seht es natürlich, wie ich ja auch, aus einer anderen Sicht. Aber FCA ist eine Aktiengesellschaft mit einem Hauptaktionär, die allesamt Dividende sehen wollen und für sie gilt der „schnelle“ Euro heute mehr als einen, den man – vielleicht – in ein paar Jahren verdienen könnte.
SM muss sowohl diesen Aktionären als auch dem Elkann/Agnelli-Clan gerecht werden. Um in Europa erfolgreich zu werden, bräuchte man viel Geld und einen langen Atem. Beides hat FCA aber nicht und SM zählt sicherlich nicht zu den „geduldigsten“ Managern seiner Zunft.
Wir haben in erster Linie Europa im Blickwinkel, ihr beide in Deutschland oder Österreich, ich Italien, aber FCA ist weit mehr und ich glaube, es wiegt viel schwerer, dass man und hier muss sich auch SM den Schuh anziehen- in Asien und hier vor allem auch in China viel zu lange hinterher lief. VW, so sehr ich den Konzern verachte und zu sehr die Geschichte kenne, einschließlich des Piech-Clans, muss ich eingestehen, dass sie in China aktiv waren, als alle anderen den Traum der Gerechten schliefen. Sie mussten dafür Lehrgeld zahlen, aber heute sind sie dort eine Macht. FIAT fuhr über Jahre einen Schlingerkurs, hatte jede Menge Probleme beim Finden eines geeigneten Partners und in Indien lief es auch nicht viel besser, auch weil vielleicht Herr Tata (ich weiß, er führt das Unternehmen nicht mehr an, bleibt aber die „graue Eminenz“ des Konzerns) ein sehr eigenwilliger Herr ist. Wie dem auch sei, kurzfristig wirst du selbst bei einem „New Punto“, selbst wenn der aus Gold wäre, nicht wirklich erfolgreich. Dafür ist Europa viel zu vergiftet, viel zu sehr schon in einer Richtung ausgerichtet (man überlege sich, ein anderes Unternehmen hätte so einen Skandal an der Backe wie VW, der wäre komplett ruiniert gewesen. Stattdessen sind die Zahlen VWs immer noch recht beachtlich und Audi, das ja auch betroffen ist, sprintet von Rekordergebnis zum nächsten), als dass man kurzfristig etwas daran ändern könnte.
Anders ausgedrückt, nur wenn FIAT „global“ denkt, hat es Möglichkeiten und scheinbar tut man sich schwer – wohl auch wegen der Krise in Brasilien – einen tragfähigen Plan zu finden, der so ein „globales“ B-Segment-Fahrzeug rechtfertigen lässt.