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Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 08:58
by Delta LX
Ich kenne den Anteil der öffentlichen Hand bei der Abnehmerschaft des Thesis. Was aber nichts daran ändert, dass der Vergleich, den du da ziehst, eben hinkt. Noch mehr, wenn du auf die Verkaufszahlen eines «Up!» oder der Marke Seat verweist.. VW als Konzern produziert nahezu 10 Mio. Personenwagen, leichte und schwere Nutzfahrzeuge pro Jahr und verkauft diese global. FCA kommt auf nicht einmal auf die Hälfte und bedient damit deutlich weniger Märkte als die «Wolfsburger».
Ergo: Wäre FCA volumenmässig in etwa auf der Höhe von VW, wäre deine Beurteilung des Thesis-Misserfolgs statthaft, so aber brichst du auf etwas unlautere Weise den Stab über FCA.

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 09:32
by LCV
> so aber brichst du auf etwas unlautere Weise den Stab über FCA.

Was soll das denn?

VW hat sich einen Flop geleistet, und zwar durch Fehleinschätzung beim Image und unnötige konzerninterne Konkurrenz mit dem A8.
Zu diesem Zeitpunkt, vor der Abgasaffaire, konnte man sich das aber leisten. Ein auf Luxus getrimmtes Auto mit dem VW-Emblem im
Grill wirkt eben wie ein aufgeblasener Passat. Es kann ja sein, dass ein Phaeton rein technisch gesehen auf Augenhöhe mit S-Klasse,
7er und A8 ist, er könnte sogar besser sein, aber das Image ist eben "Volkswagen", trotz des Preises so etwas wie S-Klasse für Arme.
Ähnlich war es bei Renault mit Avantime und VelSatis.

Wieviele Autos der Fiat-Konzern in wie vielen Ländern verkauft hat, ist aber vollkommen zweitrangig. Zu dieser Zeit entschied man sich,
diesen Thesis zu bauen. Wenn man etwas zu bemängeln hat, dann diese Fehlentscheidung, denn man konnte es sich eben NICHT leisten.
Dazu ein derart polarisierendes Design, dass die Verkäufe zwangsläufig noch niedriger ausfallen mussten. Was die in der oberen Etage
manchmal denken, ist kaum nachvollziehbar. Der Kappa war als Thema-Nachfolger schon ein Flop, denn die Produktion musste vorzeitig
eingestellt werden. Man hätte daraus lernen können und einen neuen Wagen bringen müssen, der wieder die ehemaligen Thema-Käufer
anspricht. Statt irgendwelchen selbsternannten Superdesignern das zu überlassen, wäre es besser gewesen, ein paar Euro zu investieren
und den Auftrag Pininfarina oder Giugiaro zu erteilen. Aber man ist in gewisser Weise etwas größenwahnsinnig geworden und erlaubte
diesem Ami eine unwirtschaftliche Inselkonstruktion, die eine Klasse über Thema/Kappa gegen die etablierte Konkurrenz antreten sollte.
Das musste daneben gehen. Als ich den Thesis das erste Mal in natura sah, sagte ich: "Noch ein Scorpio!" Einige verblendete Superfans
der Marke protestierten. Aber das Ergebnis ist ja wohl eindeutig. Auch als Lancista muss man nicht alles toll finden, nur weil ein Lancia-
Emblem drangepappt wurde. Das Design ist zwar Geschmackssache und wenn es einem gefällt, ok. Aber die Front polarisiert extrem und
ich hörte von vielen Lancisti, die schon seit Jahrzehnten der Marke treu blieben: "Jetzt haben sie mich vertrieben! Damit fahre ich nicht herum!"
Bedenkt man dann noch, wie sich der Service schon zu dieser Zeit immer mehr verschlechterte (zumindest in D) und das Händlernetz
gewaltig schrumpfte, war völlig klar, dass der Thesis zum Superflop wurde.

Mal ganz nebenbei: Lamborghini, Bugatti und Bentley dürften auch nicht gerade sehr viel Geld einbringen, eher Kosten verursachen. Aber man
leistete sich diese Prestigemarken, um das Image des Konzerns aufzupolieren. Ob man jetzt angesichts der drohenden Kostenlawine da auch
umdenken muss, bleibt abzuwarten.

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 11:17
by Delta LX
«…Aber man ist in gewisser Weise etwas größenwahnsinnig geworden und erlaubte diesem Ami eine unwirtschaftliche Inselkonstruktion, …» - Das stimmt so nur bedingt, Frank. An die Vorgabe der damaligen Konzernführung unter Cantarella und Testore, für Lancia eine Art Retro-Schiene zu fahren, war schon Robinsons Vorgänger als Direktor des Centro Stile Lancia gebunden, ansonsten Enrico Fumia seine (wirklich originellen) Entwürfe für den Lybra realisieren konnte. So aber bekam der Lybra die Front mit den Rundscheinwerfern, Robinson vollendete das Projekt 839 und musste sich der Diktion auch in Bezug auf den 841 fügen. Robinson selbst, nach eigenem Bekunden ein überaus grosser Fan des Stratos Tipo Zero, hätte für Lancia lieber eine futuristische Linie (wie sein Vorgänger) bevorzugt. So aber kam es zum Dialogos und seiner Serienform Thesis…

In Bezug auf meine Replik zu Bernardo bleibe ich dabei, es nicht statthaft zu finden, hier das Absatzpotenzial von VW mit demjenigen einer wirklichen Nischenmarke wie Lancia vergleichen zu wollen.

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 11:33
by Delta LX
Apropos «Inselkonstruktion»: Technisch gesehen trifft dieser Terminus nicht zu, da der 841 vollumfänglich auf der vorhandenen Konzernplattform «E» (derjenigen, auf denen auch Kappa und AR 166 aufbauten), aber selbstverständlich weitgehend modifiziert, verstärkt und verfeinert. Zu Mehrkosten führten insbesondere Planänderungen bei der Motorisierungen, da Lancia ursprünglich vorsah, Sechszylinder-Motoren aus Japan zu verwenden (3.5-l-Benziner von Mitsubishi, 3.0-l-Diesel von Isuzu). Nach dem Abkommen zwischen der Mutterfirma Fiat Auto und GM verboten sich für Lancia diese Möglichkeiten, und die Ingenieure und Techniker mussten Modifikationen zur Verwendung des Busso-V6 und des Pratola-Serra-JTD-Fünfzylinders vornehmen. Verzögerungen, welche auch Auswirkungen auf die Aktualisierung des Infotainment-System mit sich brachten…

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 12:05
by lanciadelta64
Glaube mir, ich bin wahrscheinlich mehr "FIATARO" als du und Lancista sowieso und VW ist eh für mich ein Reizthema, ergo Verluste mit dem Phaeton für mich ein "Genuss", aber man sieht halt, wie "verwöhnt" man einerseits bei VW ist und wie sehr man bei FIAT "Erbsen" zählen muss. Hier verlangen viele von FCA ein "Wunder", was nicht machbar ist. Was bei VW ein Flop ist, egal ob nun "finanziell" oder nur von den Stückzahlen, wäre für FIAT schon eine "Erfolgsstory", d.h. man muss bei FCA sehr knapp kalkulieren, eben weil man nicht so unverschämt in den Taschen der Kunden greifen kann, wie es beispielsweise VW macht, wobei die Leute dann auch noch glauben, etwas "Tolles" gekauft zu haben, nichtsahnend, dass man im Endeffekt "überteuert" ein Produkt erworben hat, dass woanders für weit weniger zu bekommen ist. Aber warum sollte VW nicht mit der Dummheit der Kunden leben? Es ist legitim...

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 12:22
by lanciadelta64
evo16v schrieb:
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> Und Du mußt davon ausgehen, daß die Entwicklung
> eines Fahrzeugs bei bei VW unter Piech sicher noch
> mehr gekostet hat

...
wahrscheinlich, vor allem wenn du bedenkst, dass man sich den Luxus erlaubt hatte, für den Phaeton - oder Audi A8, wie man das auch sehen will - einen eigenen Motor gebaut hat, also einmal für den A8 und einmal für den Phaeton. Aber das Problem ist halt, VW bezahlt das aus der "Portokasse" und wäre die "Panne" nicht passiert, würde man weiterhin keine Bedenken haben, solche Projekte weiterzuführen.

Das Problem bei FGA (Vorgänger von FCA) war halt, dass Produkte wie Croma oder auch Thesis, ja besonders auch noch der Stilo, dem Unternehmen verdammt wehgetan haben. Der Thesis soll ca. 500 Mio. Euro Entwicklungskosten verschlungen haben (so SM vor einigen Jahren in einem Interview). Man operierte mit völlig absurden Zahlen, denn ursprünglich waren mehr als 10.000 Fahrzeuge geplant, pro Jahr wohlgemerkt und hielt eine Jahresproduktion von 25.000 Fahrzeuge für möglich (daher zucke ich immer zusammen, wenn FCA mit "Stückzahlzielen" herauskommt).

VW "verschleudert" das Geld, FCA muss schauen, wie man überhaupt über die Runden kommt, VW bekommt Preise durchgedrückt, ergo mit enormen Gewinnmargen, während FCA schon bei der Planung mit "Rabattschlachten" kalkulieren muss und entsprechend dann auch im Lauf der Produktion an Kosteneinsparungen arbeitet.

Der Phaeton war halt ein "Prestigeprojekt" wie der Thesis. Piech wollte sich einen Traum verwirklichen, ergo koste es, was es wolle, wichtig war ein "Oberklassen-VW", Agnelli wiederum dürfte wohl sich an gewisse Abmachungen gehalten haben (sotto banco) ;-), denn der Thesis konnte vom Konzept her niemals diese Zielsetzungen erfüllen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man das nicht wusste, denn der Kappa, der schon sich verdammt schwer getan hatte, aber de facto eigentlich unterhalb des Thesis anzusiedeln war, kam auf insgesamt 110.000 Fahrzeuge (mit SW und Coupé zusammen, als Limo ca. 100.000) und somit auf nicht einmal 20.000 Einheiten pro Jahr und das unter weit besseren Rahmenbedingungen.

Ich glaube, man wollte dem Staat eine "Staatskarosse" bieten, ergo produzierte man mit diesem aberwitzigen Projekt ein Fahrzeug, das von Anfang an für den Staatsdienst fungieren sollte (tat es ja am Ende auch) und die wohl eh "eingeplanten" Verluste wurden dann indirekt wieder vom Staat "übernommen" bzw. vom Steuerzahler, weil das Unternehmen ja offensichtlich herbe Verluste einfuhr, ergo mehr in CiG geschickt, Gründe zur Schließung bestimmter Fabriken etc. ;-)

Daher, beide Projekte waren von Anfang an aberwitzig, mit dem Unterschied, dass der Phaeton VW nicht sonderlich gekratzt hat, der Thesis aber vor allem Lancia als Marke (so SM) geschadet hat, weil man für das Geld ein breiteres Modellportfolio hätte entwickeln können.

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 13:00
by Delta LX
Das stimmt ja alles, was du sagst. Nur ziehst du halt einen Vergleich, den man so nicht machen darf.

Re: VW Phaeton

Posted: 19 Mar 2016, 13:24
by LCV
Ihr redet aneinander vorbei. Dass man Fiat nicht mit VW vergleichen kann, ist doch unbestritten.
Es geht doch nur darum, dass sich VW einen Flop leisten konnte, Fiat aber eher nicht.
So gesehen ist die VW-Entscheidung, einen Phaeton zu bauen, zwar unsinnig gewesen, aber
rein geschäftlich gesehen unbedeutend. Bei Fiat hätte man es sich 100 mal überlegen sollen,
ob man bei derart knappen Kassen solche Abenteuer riskiert. Man hätte besser die Fulvietta
gebaut, denn dafür gab es einen Markt.

Ich kann mir nur vorstellen, dass man angesichts der geplanten Übernahme durch GM
in 2004 gedacht hat: Nach uns die Sintflut.

Übrigens dürfte die Gesamtjahresproduktion des Konzerns zur Einführung des Thesis weit
weniger als die Hälfte der von VW gewesen sein. In die Region um 5 Mio. ist man ja erst
zusammen mit Chrysler gekommen. Es ist aber völlig egal, wie hoch die ist und in wie viel
weniger Ländern Fiat am Markt war, Flop bleibt Flop und angesichts der viel schlechteren
Vorbedingungen war es doppelt unverantwortlich, ein Auto wie den Thesis zu bringen.

Man muss dem Konzern bescheinigen, vor allem zu jener Zeit, dass im Management
gravierende Fehler passierten. Dazu das gestörte Verhältnis zu der Kundschaft, die man
nicht als Partner sieht, der ebenfalls merkwürdige Umgang mit den Händlern, der eher an
Krieg als an Zusammenarbeit erinnert und ein sehr verbesserungswürdiges Marketing.
Ich bin überzeugt, ohne den Coup mit Chrysler/Jeep wäre der Laden längst bankrott.
Sollte in den USA die nächste Krise ausbrechen, kann man nur hoffen, dass die aus den
Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.

CHRYSLER Phaeton

Posted: 24 Mar 2016, 18:03
by web.uno
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Re: CHRYSLER Phaeton

Posted: 24 Mar 2016, 19:05
by LCV
Hallo Martin,

Dein Link führt nur zur Startseite.

Aber was ist daran so komisch? Phaeton war eine spezielle Karosserieform und keine Typbezeichnung. Es muss sich also vermutlich um einen Chrysler aus den 20-er Jahren handeln. Dass Autohersteller bei der Wahl der Namen etwas merkwürdig vorgehen, weiß man ja inzwischen. Seit Autos in alle Welt verkauft werden, sind auch die Übersetzungen in andere Sprachen oft sehr delikat.

Gruß Frank