Delta LX schrieb:
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> Tja, die Meldung, dass sich die
> Automobilproduktion in Italien (damit gemeint:
> FCA) im laufenden Jahr bislang um satte 69%
> erhöht hat, konterkariert die Vorwürfe hier an
> die Adresse FCAs eindeutig:
>
http://www.automobilismo.it/produzione-impianti-fi
> at-fca-500x-prodotta-renegade-auto-24238 ...
Schön, und was wären die ohne Jeep und den 500 mit allen Derivaten?
Den 500, den SM nicht wollte?
In Bezug auf Lancia wurden Fehler gemacht, die nicht nachvollziehbar sind
und sich für mich deshalb wie Absicht darstellen.
Wenn man schon die Philosophie des alten Vincenzo über Bord wirft und
in den Sport einsteigt, dann auch noch richtig erfolgreich ist, sich damit auch
im schwierigen deutschen Markt die Verkaufszahlen positiv entwickeln,
dann muss man das nutzen. Es ist einfach eine Ausrede, dass Alfa bekannter
war, denn durch die Sporterfolge kannten viele Leute Lancia, wobei zu diesem
Zeitpunkt Lancia positiv, Alfa eher negativ gesehen wurde.
Es ist eine Tatsache, dass just mit der Übernahme Alfas der rasante Abstieg
Lancias begann. Den Sport sollte nun Alfa übernehmen. Auch wenn Larini ein
paar Achtungserfolge hatte, so richtig erfolgreich war Alfa nicht. Wenn man
natürlich über 20 Jahre die Werbung für die Marke Lancia drastisch reduziert,
auch sonst nichts tut, um in die Schlagzeilen zu kommen, sinkt der Bekanntheitsgrad
sehr schnell und geht irgendwann gegen Null. Das liegt aber eindeutig in der
Verantwortung des Managements.
Es geht mir, ehrlich gesagt, irgendwo daran vorbei, was Fiat für Modelle bringt,
was die mit Chrysler anstellen, ob Ferrari erfolgreich ist oder ob Maserati nun
einen Diesel-SUV bringt. Mich interessiert nur die Konstellation Lancia - Alfa.
Produktionszahlen sagen auch nur bedingt etwas aus, da sollte man lieber auf
die echten Verkäufe schauen und ob man eine nennenswerte Rendite erwirtschaftet.
Dieses krampfhafte Suchen nach Fusionspartnern ist jedenfalls nicht
vertrauenserweckend.
Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Mitte der 90er Jahre Lancia das bessere
Potenzial hatte, um mit Sinn und Verstand aufgebaut zu werden. Wenn man
dann auch noch Premiumservice, hervorragende Qualität und eine durchdachte
Modellpolitik angeboten hätte, würde Lancia heute gut dastehen.
Aber wenn man schon Lancia zugunsten Alfas in Raten sterben lässt, müsste
doch Alfa erfolgreicher sein. Was haben die für Autos angeboten! Motoren aus
dem GM-Regal, Sportwagen, die den direkten Konkurrenten deutlich unterlegen
sind, Autos mit gravierenden Mängeln. Der Alfa Spider war immer ein Aushängeschild
der Marke. Was ist daraus geworden?
Um 1990 gab es in Deutschland noch über 300 Lancia-Händler, oft waren es
Familienbetriebe, die einen recht guten Service boten. Die hat man alle weggeekelt.
Ein immer dünner werdendes Händlernetz, unglaubliche Modellpolitik, keine Werbung -
wie sollen da noch Verkäufe getätigt werden?
Es ist ja logisch, dass nach 20-jähriger Demontage Alfa inzwischen das bessere
Potenzial bietet. Aber was hat man daraus gemacht? Der MiTo ist nun nicht gerade
der Verkaufsrenner und die Giulietta? Da ziehe ich jeden 156 vor. Die neu gewonnenen
156er Kunden sind nicht automatisch auf die Giulietta umgestiegen. Zumal die
Erstkunden von den vorher gefahrenen Marken einen besseren Service kannten.
Sicher gibt es Ausnahmen, aber viele waren enttäuscht.
Und - starker Tobak oder nicht - einen Fehler machen die seit 40 Jahren und immer
wieder. Sie kündigen ständig irgendetwas an, halten aber so gut wie nie etwas ein.
Ich habe es schon oben angesprochen:
Es kommt nicht auf 6 Monate an, wenn dann das Auto perfekt ist. Aber warum müssen
die immer Termine angeben, die nicht eingehalten werden. Ich würde die Präsentation
beim Händler 1 Woche vorher groß ankündigen, wenn nämlich die Autos schon unter
der Abdeckhaube im Showroom stehen und Autos für Probefahrten zur Verfügung
stehen. Was soll das Geschwätz, Monate oder gar Jahre vorher?
Typisch war auch, dass man angeblich für nichts Geld hatte, aber die Kosten für
die Fulvietta waren drin. Wofür soll das gut sein, wenn man das Auto garnicht bauen
will? Presse und Kunden waren begeistert! Da ist man wohl erschrocken, weil es
nicht ins Konzept des langsamen Todes der Marke passte? Es wäre jedenfalls
gescheiter gewesen, eine solche Fulvietta zu bauen statt des Thesis. Die wäre kein
Milliardengrab geworden. Das Abenteuer Thesis passt auch nicht so richtig in das
Konzept. Man kämpft ums Überleben und will ausgerechnet im Premiumsegment
gegen ABM antreten?
Natürlich gibt es Dinge, die der Konzern und SM erst recht, vollkommen richtig
gemacht haben. Aber es geht offenbar nicht ohne Fehler ab.
Dass Lancia noch einmal reanimiert werden soll, kann ich nicht glauben. SM interessiert
sich nicht so sehr für das Produkt, schon garnicht für Traditionen, deshalb wird es
unter ihm das nicht geben. Es widerspricht allen Gepflogenheiten im großen Business,
eine Marke erst kaputtzumachen und dann wieder aus dem Hut zu zaubern. Der
finanzielle Aufwand wäre immens. Mit Kontinuität wäre es viel billiger gewesen.
Sollte es einen autobegeisterten Nachfolger geben, könnte ich mir schon vorstellen,
dass der über so etwas nachdenkt. Allerdings haben ja inzwischen Buchhalter und
Controller das Sagen. Die würden ihm den Vogel zeigen. So könnte bestenfalls
der Name Lancia oder Aurelia, Flaminia etc. an irgendwelchen Sondermodellen
auftauchen. Was das aber dann noch mit Lancia zu tun haben soll, weiß ich nicht.