Nun ja, ob sich Marchionne wirklich große Sorgen um die Händler in Deutschland macht?

Dazu ist es jetzt nicht gerade, dass der Panda 2 nun auf enorm hohe Stückzahlen gekommen wäre, denn sicherlich ist in Deutschland - auf die FIAT-Gruppe bezogen - das B-Segment das wichtigste Segment gewesen.
In Italien leben sie fast ausschließlich von Panda, teilweise Punto und besonders von der 500er Serie (also 500 und 500 L, die zusammen in Italien, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, auf Platz 1 wären - sie werden statistisch aber getrennt aufgeführt).
Bravo ist eh kaum verkäuflich, auch wenn er im ersten Jahr gut auf Zahlen kam, der Freemont ist im Endeffekt auch kein Auto, das von Privatkunden gekauft wird, also fokussiert sich bei FIAT eh eher auf die bekannten Produkte der unteren Segmente.
Hier in Italien sieht die Situation mit den Händlern schon etwas anders aus, weil sie im Verband doch eine gewisse Rolle spielen und sicherlich auch ganz anders im Fokus der Öffentlichkeit stehen, als beispielsweise in Deutschland.
Aber auch hier wird man sehen, denn den Händlern sind eh auch die Händen gebunden, um groß Ärger zu machen. In meiner Provinz ist ein Mercedes- und ein BMW-Händler komplett pleite gegangen, von 5 FIAT-A-Händlern haben nur 2 überlegt, die anderen als B, Alfa von A zu B degradiert und ein Opel-Händler wackelt bedenklich, vielleicht ist schon nicht mehr A-Händler.
Daher glaube ich, dass den Leuten in den Chefetagen das nicht wirklich tangiert.
Aber sollte Marchionne nicht erneut einen Haken schlagen, wird sich die Modellpalette nicht allein Panda und 500er sein.
Man will nur weg von den "klassischen" Segment-Typen und eher auf "Nischenprodukte" setzen, auf Crossover, also eher auf "hochwertigere" Produkte (was immer das auch sein mag).
Man muss dabei sehen, dass die PSA-Gruppe und auch Renault mit der neusten Generation an B-Segment-Fahrzeugen fürchterliche Verluste eingefahren hat. Du bekommst heuer Jahresfahrzeuge vom 208er und Clio teilweise deutlich günstiger als einen Punto, der ja vom Konzept her eine Generation älter ist. Das heißt, man muss diese Fahrzeuge mit deutlichen Verlusten verkaufen.
So gesehen liegt Marchionne in seiner Einschätzung nicht komplett daneben. Es ist auch nicht Marchionnes Erfindung, im C- und/oder D-Segment mit einem Crossover an den Start zu gehen, anstatt mit einem "klassischen" Modell.
Nissan hat es mit dem Qashqai vorgemacht, nachdem der Primera und der Almera (?) total gefloptt hatten und man sich von diesen Segmenten im klassischen Sinne in Europa verabschiedet hatte.
So gesehen, ist Marchionnes Taktik nicht einmal so neu und schon erfolgreich vollzogen worden.
Ob man am Ende dann eine Art "Panda- und 500er Familie" und die Betonung liegt auf "Familie" ist eher eine Frage des Marketings denn wirklich eine Frage, ob man nun die Segmente belegt oder nicht.
Audi und VW zeigen, wie man mit einem Design in verschiedenen Größen etwas erfolgreich voranbringen kann.
FIAT, wenn auch weniger erfolgreich hatte einen Croma mit "Bravo-Front", einen Bravo, den böse Zungen in Italien als "großen Punto" bezeichnet hatten, weil er eben von vorne gewisse Stilzüge vom Punto hatte.
Daher sehe ich das von der Seite eher "entspannter" und ob am Ende die Autos "schön" oder "hässlich" werden, ist sowieso eine andere Frage und die Tatsache allein, dass man anstatt sie vielleicht namentlich in die Panda und 500er Familie einordnet, mit eigenständigen Namen versehen würde, garantiert nicht, dass am Ende einem auch ein Produkt gefällt.
Mit dem Tipo beispielsweise hättest du mich "jagen" können, also garantiert mir ein "unabhängigeres" Design nicht automatisch, dass mir ein Fahrzeug gefällt.
Womit ich mich eher schwer tue, Crossovers zu akzeptieren, aber das ist ein persönlicher Geschmack und besagt per se nicht, ob ein Modell Erfolg haben wird oder nicht. Der Tipo verkaufte sich beispielsweise in Italien recht gut, obwohl ich ihn nicht mochte.
Daher gehe ich einmal davon aus, dass FIAT auch in Zukunft die drei Segmente, A, B und C belegen wird. Die Frage ist eher, in welcher Form, ob nun "klassisch" wie der Punto oder Bravo zuvor oder eher in Richtung "Qashqai" und "500L", um hier zwei Vertreter zu nennen.
Und so wenig mir beispielsweise der 500 L gefällt (besser der Living, der beinahe schon wie ein "klassischer Kombi" mit "500er Front wirkt) gefällt, so ansprechend fand ich die "Fotos" eines "abgedeckten" 500X.
Was mich skeptischer macht, ist das Innendesign, denn der 500 L überzeugt mich nicht gerade und was beim 500 "Kult" wirkt, ist für mich beim 500 L nicht sehr "einladend".
Aber wie gesagt, das hat für sich betrachtet nichts damit zu tun, dass FIAT auf zwei "Design-Familien" aufbaut, denn auch heuer war nicht immer jedes Innendesign für meine Augen eine "Wohltat".