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Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 19 Apr 2013, 11:32
by Delta LX
Den Zustand des «Kannibalismus» hatte man in der Fiat-Gruppe ja schon vor Verabschiedung besagten Konzepts 1992. Nämlich seit 1987 Lancia und Alfa Romeo in der Unternehmung ALFA LANCIA INDUSTRIALE gemeinsam geführt wurden. Offenbar vermochten die Resultate nicht zu überzeugen. Zumindest nicht die Anfang der 90er Jahre inthronisierte neue Konzernspitze um Cesare Romiti und Paolo Cantarella (nach Abgang Vittorio Ghidellas). Gerade Cantarella war es, welcher der Versuchung nicht widerstehen konnte, aufgrund des weltweit - vermeintlich - grösseren Marktpotenzials von Alfa Romeo die Budgets neu aufzuteilen - zu Ungunsten von Lancia. Mit dem Resultat eben jenes integrierten Gesamtmarketing-Konzepts, dessen Umsetzung auch die Auflösung von ALFA LANCIA INDUSTRIALE nach sich zog…
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 19 Apr 2013, 14:31
by lanciadelta64
Ursprünglich wollte man ja vom "Frauenimage" des Vorgängermodells weg. Aber man ist daran gescheitert, weil eben in dem Segment vor allem Frauen angesprochen werden und die Marke wegen geringer "Markenpflege" eben nur durch Ypsilon und Musa aufgefallen war, eben eher "Frauenautos". Dazu hat man sich selbst ein viel zu "enges" Korsett angelegt, indem man ja um "nichts auf der Welt" Alfa in die Quere kommen wollte und somit ist es nun nur konsequent, wieder mehr auf "weibliche" Kunden zu bauen.
Dass am Ende nicht "alle" Frauen auf solche "Minis" stehen, bedeutet aber nicht automatisch, dass es keine "weibliche" Kunden gibt, die solche Autos bevorzugen. Selbst wenn heuer viele Frauen gerne SUVs fahren, gibt es "genügend" Platz für einen Ypsilon, wie die italienischen Zulassungszahlen belegen, denn der Ypsilon belegte Platz 3 bei den Zulassungen im letzten Monat.
Umgekehrt liegt man aber damit auch in der Tradition des Y10, der schon seinerzeit ein beinahe "reines" Frauenauto war, wenn auch in erster Linie für "jüngere" Frauen, während beispielsweise der Musa gerne von "älteren" Frauen bewegt wird.
Es wäre ja schön, wenn man sich in den nächsten Jahren austoben würde, aber bisher war diesbezüglich eher "Ebbe"...
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 19 Apr 2013, 14:43
by lanciadelta64
Nun die Lancia-"Strategen" hatten eigentlich den NY nicht allein als "Frauenauto" gesehen, aber es hat sich heuer gerecht, dass man beim Vorgängermodell zu sehr auf Frauen gesetzt hat. Dazu kommt, dass die gesamte Y-Familie, angefangen über den Ur-Vater, dem Y10, in erster Linie "Frauenautos" waren. Der Nachfolger wurde auch vor allem von jungen Frauen oder "älteren" Herren geordert, der Ypsilon wieder fast ausschließlich von Frauen und beim aktuellen Modell ist man wieder zu den Zeiten des "Y" zurückgekehrt und so fahren denn hier entweder Frauen oder eben "ältere" Herren mit dem NY herum.
Das Ziel aber, auch "jüngere Männer", vielleicht "junge Familienväter", die nicht das "nötige" Geld für eine "Familienkutsche" haben, ist in meinen Augen kläglich gescheitert, auch weil dafür der NY einfach "zu teuer" ist, denn für den Preis eines NY bekommt man schon einen Bravo, der ja eher für eine "Familie" geeignet ist.
Sicherlich mögen Frauen auch SUVs, aber wir sollen jetzt nicht so tun, als würden nur noch die Männer auf "Minis" stehen, während die Frauen nur SUVs fahren wollen. In Italien liegt auf Platz 1 ein Auto des A-Segments- der FIAT Panda" und in den Top 10 gerade einmal ein Fahrzeug des C-Segments und weit und breit kein einziger SUV, sonst nur aus dem A- oder B-Segment, in Frankreich führen auch die "Kleinwagen" die Liste an. Also nur alles "Männer"?
Der NY war ursprünglich aber eben nicht nur auf eine bestimmte Frauengruppe fixiert, nur dass der Versuch, ihn auch für andere Gruppen interessant zu machen, ist gescheitert. So siehst du auch bei uns keinen einzigen R&B-Version des NY, der ursprünglich eher "männliche" Interessenten ansprechen sollte.
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 19 Apr 2013, 20:30
by Marlon
lanciadelta64 schrieb:
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> Ursprünglich wollte man ja vom "Frauenimage" des
> Vorgängermodells weg.
Wirklich? Die Hauptmarketingaktion auf dem deutschen Markt bei Einführung des NewY war
das Sponsoring eines Modellcastings auf einem Privatsender im Vorabendprogramm.
Entsprechend wurden die Prospekte gestaltet. Kleiner kann man die Zielgruppe wohl kaum wählen.
>
> Dass am Ende nicht "alle" Frauen auf solche
> "Minis" stehen, bedeutet aber nicht automatisch,
> dass es keine "weibliche" Kunden gibt, die solche
> Autos bevorzugen. Selbst wenn heuer viele Frauen
> gerne SUVs fahren, gibt es "genügend" Platz für
> einen Ypsilon, wie die italienischen
> Zulassungszahlen belegen, denn der Ypsilon belegte
> Platz 3 bei den Zulassungen im letzten Monat.
>
Clever argumentiert

Es geht ja hier um Marketing und Modellpolitik
und wie man die Verkaufszahlen anhand derer fördern kann.
Mir ist bekannt, dass in Italien der Name Lancia ein anderer ist, als in Deutschland. Aber ist es nicht
eher so, dass in Italien Lancia trotz des Marketings und der Fehler in der Modellpoliltik gute Zahlen
hat und nicht wegen dieser??? Der deutsche Markt funktioniert doch anders. Im Artikel der Süddeutschen
den ich hier gepostet hatte ging es auch eher weniger um SUV's im Allgemeinen als eher um die Tatsache,
dass man Autos generell nicht als reine Frauenautos bewerben sollte, weil man die Zielgruppe unötig begrenzt.
Gruß Marlon
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 19 Apr 2013, 23:45
by lanciadelta64
Nun der New Ypsilon verkauft sich in Deutschland sicherlich nicht schlecht, weil er als "Frauenauto" positioniert wurde.Er ist ja nur einer von vielen Lancias, die nicht so toll laufen. Dazu war Deutschland mindestens seit der Mitte der 1970er Jahre immer ein "schwieriger" Markt für Lancia, denn selbst in ihrer Blütezeit Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre war der Lancia-Marktanteil eher bescheiden in D. und wenn man dann auch noch die Fahrzeuge, die an "Gastarbeitern" gingen, abzieht, waren wohl noch weniger neue Lancias an deutsche Interessenten verkauft worden.
Der New Ypsilon ist aber zumindest am Anfang nicht als "Frauenauto" positioniert worden, aber eben für eine Zielgruppe, die es so weder in Italien noch anderswo gibt, weil dann wieder "zu teuer". Wenn Familien wenig Geld haben, kaufen sie sicherlich nicht einen NY, wofür man dann locker einen Bravo bekommen könnte, der dann doch eher für die Familie geeignet ist und für Männer ist er auch nicht interessant, wenn Geld eine geringere Rolle spielt und wer aufs Geld achtet, nimmt gleich Fahrzeuge, die günstiger sind und davon gibt es viele. Selbst ein Punto ist günstiger und für das Geld bekommt man schon einen MiTo, wobei die "schwächste" Motorisierung immer noch über die des NY liegen.
Aber ich bin auch sicher, egal, wie der NY in Deutschland positioniert worden wäre, die Verkaufszahlen wären mehr oder weniger sehr ähnlich. Bestenfalls hätte man ein paar Autos mehr verkauft, die aber eben dann vielleicht beim Punto oder MiTo gefehlt hätten, also für die FIAT-Gruppe nichts eingebracht.
Wenn man aber wie schon zuvor beim Vorgängermodell die Entwicklungskosten möglichst gering halten will, in eine Marke nichts investieren möchte oder zumindest nur sehr wenig, musst du alles "fokussieren", wie man es halt mit dem NY gemacht hat.
Man war der Meinung, dass mehr Werbung und weitere Motoren (was ja auch Kosten für die Homologation verursacht) im Endeffekt nicht mehr Gewinn bedeutet hätten, ergo eher "Verluste" gebracht, die man nicht gewillt war, für Lancia in Kauf zu nehmen.
Schon beim Vorgänger hatte man ja auch einen "Ypsilon Sport" geplant gehabt, der 150 PS als "Vorführobjekt" hatte, aber am Ende fand man, es gäbe dafür keinen Markt.
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 20 Apr 2013, 01:12
by LCV
Anfang der 90-er Jahre verkaufte man in D immerhin als Höchstmarke ca. 17.000 Autos in einem Jahr. Da gab es Delta, Dedra, Y10 und Thema. Mit dem Kappa + Delta 2 ging es bergab. Und wo ist man heute? Dabei hat man ja Lancia und Chrysler zusammengefasst. Ohne Chrysler, vor allem Voyager, bliebe fast nichts übrig. Die Zahlen von Delta und Ypsilon reichen bestenfalls für ein einziges größeres Autohaus, nicht aber für ein Händlernetz. In anderen Ländern, außer Italien, gab es ähnliche Entwicklungen. Also entweder Fehlplanung aus Dummheit oder Absicht. Ich nehme letzteres an, denn so blöd kann man doch nicht sein. Nachdem man die Marke zugrunde gerichtet hat, fehlt nun das Geld für vernünftige Modellpolitik. Wir müssen es langsam begreifen: Das Kind liegt schon längst im Brunnen.
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 20 Apr 2013, 13:02
by Parzifal
in Italien habt ihr komische Junge Familien? Wer kauft sich mit Kindern eine Punto oder Mito????? die meisten kaufen sich doch einen kompackten Kombi oder seit einiger zeit diese " Hundefänger " kombis wie caddy, Berlingo und was weis ich.
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 20 Apr 2013, 14:12
by lanciadelta64
Ich sprach nicht vom MiTo oder Punto, sondern vom Bravo und da gibt es dann viele junge Familien, die Golf, Bravo und Co fahren, sicherlich auch viele SWs etc. Früher aber fuhren hier Familien auch mit einem Uno 5P. durch die Gegend. Das war "Standard". Berlingo und Co sind in Italien bei Familien weniger beliebt. Wir reden hier über "junge" Familien mit maximal einem Kind und wie vielleicht hier einige wissen, zählt Italien schon seit vielen Jahren zu den Ländern weltweit mit der geringsten Geburtenrate.
Nur wer mehr Kinder hat, geht dann eher zu einem Mittelklasse-Van über. Wer natürlich Geld hat, steigt gleich auf SWs der oberen Segmente, aber im Vergleich an den Gesamtzulassungen spielen sie eher eine untergeordnete Rolle. Dazu kommt aber auch, dass viele Familien mindestens zwei Autos haben, oftmals drei, wenn man in den größeren Städten einen "Smart" braucht und einer dieser drei ist häufig ein Fahrzeug des A- oder B-Segments.
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 20 Apr 2013, 14:30
by lanciadelta64
"Höchstmarke"...ich habe nicht bestritten, dass man mehr Autos verkauft hat, aber wie hoch war denn da der Marktanteil? In den besten Jahren hatte FIAT als Gruppe einen Marktanteil von 4-5% und wenn ich mich nicht irre, nach der Wiedervereinigung so um die 150.000 Fahrzeuge, zuvor eher immer so um die 100.000-110.000 Fahrzeuge. (ich habe jetzt nicht die genauen Zahlen im Kopf, aber mehr oder weniger dürften wir uns in dieser Größenordnung bewegen). Das heißt also, dass selbst in den "besten" Jahren Lancias in der FIAT-Ära, doch im Vergleich zum Markt ein "bescheidenes" Dasein hatte und gerade in der Zeit fuhren viele italienische Familien in Deutschland Lancia-Modelle, häufig Thema oder Dedra. Das heißt also für mich, dass selbst da - immer im Verhältnis zum Markt - relativ wenig "Deutsche" Lancias neu zugelegt haben.
Der Delta hat sicherlich dank der Rallye-Erfolge für eine größere Bekanntheit der Marke geführt, aber, wie selbst Ghidella - der immerhin für die Thema, Delta und Dedra verantwortlich war -in einem Interview zugab, war es verdammt schwer, Lancia "richtig" zu positionieren, weil laut seiner Aussage Lancia die "italienischste" Marke der Gruppe ist, also die Marke, die den geringsten Bekanntheitsgrad der Gruppe außerhalb Italiens habe.
Fakt ist also, dass Lancia selbst in den "besten" Jahren innerhalb der FIAT-Gruppe auf dem deutschen Markt eine "bescheidenere" Rolle gespielt hat. Der Niedergang aber ist sicherlich "quer" durch Europa einschließlich Italien gegangen. In den "besseren" Jahren lag man hinter FIAT auf Platz 2 und hatte einen Marktanteil so um die 13-14%, heuer liegt man eher bei 4-5%, also nur noch 1/3 früherer Jahre.
Der Niedergang hat sicherlich viele Gründe, die wir hier ja öfters besprochen haben und wie so häufig, kann man nicht unbedingt den an einem bestimmten Datum festmachen, auch wenn ich meine, dass mit der Schließung Chivassos, eine bestimmte Politik, nämlich Gelder aus dem Unternehmen zu ziehen, politische Ziele zu verfolgen (Chivasso zählte zu den modernsten Fabriken Italiens, Pomigliano war schon damals eher "zweitklassig") zum Vorschein kam und womit man auch Lancia vielleicht der Seele beraubt hat, denn von da ab hatte Lancia keine "Stammfabrik" mehr und ein Delta 2 wurde dann eben in Pomigliano gebaut.
Auch hat man da voll und ganz auf Alfa im Motorsport gesetzt. Der Delta 2 war eigentlich schon für die Rallye gedacht worden und die Plattform war ja für den Allrad auch konzipiert worden (Alfa 155 Q4 oder Dedra Integrale hatten einen Allrad) bzw. der Motor stand schon bereit.
Stattdessen hat man lieber die rund 10-20 Mio. Euro in die DTM für Alfa "verpulvert", ohne wirklich nur im Ansatz die Erfolge Lancias zu erreichen, die ja auch von vor der Delta-Ära erfolgreich waren, wenn auch weniger "dominant".
Re: Neuer Markenchef bei Lancia, scusi... Chefin...
Posted: 20 Apr 2013, 19:20
by LCV
Ich würde behaupten, der Marktanteil ist eine reine Prestigeangelegenheit. Offenbar den Managern so wichtig, dass er inzwischen durch Eigenzulassungen im Bereich von 50% manipuliert wird. So ein Schwachsinn! Damit werden lediglich die Margen der Händler noch kleiner. Ich kann verstehen, dass immer mehr Markenhändler den Krempel hinschmeißen. Als freier Händler ist man im wahrsten Sinne des Wortes FREI und nicht Sklave eines bescheuerten Systems. Bei all dem Gedöns um Marktanteile vergessen die Herrschaften, dass man eine bestimmte Anzahl von Autos verkaufen muss und diese einen bestimmten Gewinn einfahren müssen, um Entwicklung, Herstellung und X Nebenkosten wieder hereinzubringen. Erst nachdem man diese Zahl erreicht hat, verdient man wirklich Geld. Wenn Lancia Anfang der 90-er in Deutschland als Höchstmarke 17.000 Einheiten erreichte und die anderen Märkte entsprechend auch passable Zahlen hatten, dann hätte man darauf aufbauen müssen und nicht durch drastische Änderungen alles kaputt machen dürfen. 1990 konnte man auch noch die Leute auf der Straße fragen, wo der nächste Lancia-Händler ist. Es gab immer einen in der Nähe und man kannte die Marke noch.
Ob damals die Autos von italienischen "Gastarbeitern" gekauft wurden, ist auch egal. In unserer Region gibt es nicht allzu viele, aber Lancia wurde ziemlich gut verkauft, an Deutsche. Der zitierte Gastarbeiter kaufte eher Fiat 131, 132, Ritmo usw. Wie es zum Teil lief, sieht man an diesem Beispiel: Ein Italiener, seit etwa 1960 hier ansässig, fuhr (noch alleinstehend) Fiat 127, dann Ritmo. Er heiratete und kaufte einen Dedra. Er war damit so "zufrieden" (wg. Service etc.), dass er als Nachfolger einen Mitsubishi Galant Turbodiesel kaufte. Dann kamen Kinder und seither fährt er schon den 3. VW Sharan. So treibt man Kunden zur Konkurrenz.