Fiat-Chrysler erwägt Allianz mit PSA

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler erwägt Allianz mit PSA/Marchionne Interview in 4r

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Micha, ich habe dir nichts unterstellt. Er selbst hat zugegeben, Fehler gemacht zu haben und ich denke mir, dass wir beide, wenn wir jeden einzelnen Schritt zurückverfolgen, mit Sicherheit auch genügend fänden (um hier nur einen zu nennen Alfa 159er, wie er selbst eingestanden hat).

Nun denke ich mir, dass wir in den nächsten Jahren genügend Dinge sehen werden, die neu entwickelt werden, aufgebaut auf andere Dinge etc. Ob das am Ende alles "gut" sein wird und vor allem ausreichend, werden wir in Zukunft sehen müssen.

FIAT musste einiges "dazukaufen", weil man weder die finanzielle Möglichkeiten noch die Zeit dafür hatte. Ob nun eine Allianz mit der PSA-Gruppe eine gute sein würde, lasse ich einmal dahingestellt. Ich tue mich jedenfalls damit noch schwerer als mit der Chrysler-Allianz. Marchionne hat auch mit keinem Wort gesagt, er wolle nun mit der PSA-Gruppe eine Allianz bilden. Vieles wird oft spekuliert und interpretiert. SM hat in meinen Augen nichts gesagt - wenn man den genauen Wortlaut nimmt - was er nicht schon vor Jahren gesagt hat. Für ihn geht es in erster Linie darum, in Asien einen geeigneten Partner zu finden bzw. einen, der dort stark ist und/oder nach Partnern sucht, um seinerseits seine Kosten zu senken.

Wenn ich sehe, wie schwierig es war und noch ist, Chrysler und FIAT zusammenzuführen und wie viel Zeit vergangen ist und vergehen wird, um endlich die Früchte der aktuellen Arbeit sehen zu können, würde eine Allianz, wie sie nun zwischen FIAT und Chrysler stattgefunden hat, sicherlich eine Reihe von Problemen mit sich bringen.

Ich sehe die PSA-Gruppe eben nicht als Allianzpartner, sehr wohl aber in Punkto Kooperationen, wie sie eh schon stattfinden. Eine Allianz würde viele Fragen aufwerfen - lassen wir einmal beiseite, wer das Ruder führen soll -die Sachen wie die enge Zusammenarbeit zwischen BMW und der PSA-Gruppe betreffen. FIAT und die PSA-Gruppe sind Konkurrenten, die dazu gerade heuer sehr unterschiedliche Wege gegangen sind.

So eine Allianz wäre von Struktur her vielleicht vor der Übernahme von Chrysler möglich gewesen, weil man gemeinsam dann neue Projekte hätte vorantreiben können, aber heuer sieht die Sache schwieriger aus, eben weil man seitdem viele Dinge im "Gleichschritt" entwickelt hat. Die E-Evo-Plattform wurde von den Amis überarbeitet, heuer ist sie in der Lage, Allrad und Heckantrieb zu beherbergen.

Dazu kommt auch noch, dass die PSA-Gruppe und FIAT Probleme hätten, ihren Kunden klar zu machen, das sei ein "Peugeot, Citroen" oder FIAT und eben nicht alles das gleiche.

Wir jammern ja jetzt schon über die Allianz mit Chrysler und mit "zu viel Ähnlichkeiten". Was meinst du, wenn man mit einem Hersteller eine Allianz eingeht, der in etwa schon heuer von den Segmenten her eine Kopie ist.

Ich denke mir - ich kann mich ja auch irren - dass Marchionne eher mit einem "kleineren" Hersteller enger zusammenzuarbeiten und hier wäre wirklich Suzuki ein idealer Partner, denn die produzieren mehr als 2 Mio. Fahrzeuge, sind im asiatischen Raum sehr stark und gerade dort könnten Synergien entstehen. Dazu scheint die Kooperation zwischen Suzuki und FIAT sehr erfolgreich gewesen zu sein, wie das Projekt SX4/Sedici oder die Motorenlieferung an Suzuki.

Das schließt aber auch nicht aus, dass man in Zukunft ähnliche Projekte macht, wie man eben mit Suzuki (Sedici/SX4) oder Ford (500er/Ka) schon gemacht hat.

Grüße

Bernardo
mp
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Re: Fiat-Chrysler erwägt Allianz mit PSA/Marchionne Interview in 4r

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ja Suzuki hätte mehr Reiz. Mit PSA sehe ich das ähnlich. Ich glaube das PSA diese Allianz notwendiger als Fiat hätte, weil sie ja auf den boomenden US Markt ja nicht vorhanden sind und nur im absteigenden (ausser D u. Ö) europ. Markt ihre Brötchen verdienen müssen.
lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler erwägt Allianz mit PSA/Marchionne Interview in 4r

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Richtig, auch ich sehe es so, dass die PSA diese Allianz notwendiger hätte. FIAT braucht keinen Partner, in den man sich "spiegeln" kann und wir Lancisti sollten so etwas eh sehr kritisch sehen (Citroen). FIAT kann mit Chrysler in meinen Augen per se "kostengünstig" produzieren, sonst wären wohl auch nicht die Gewinne der letzten Zeit trotz der schlechten europäischen "Wetterlage" eingefahren, aber FIAT hat aufgrund "Altlasten" (Ära GM, Pleitegeier) und Fehleinschätzungen jüngerer Zeit viele schwache Zonen, die die Gruppe zu einem Global Player auf "einem Bein" machen. Ob Russland oder Asien, nirgendwo ist man gut aufgestellt. Da muss einiges passieren, nicht in Europa einen Peugeot Punto oder einen Lancia DS4 zu bekommen.
web.uno
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Re: Fiat-Chrysler erwägt Allianz mit PSA/Marchionne Interview in 4r

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lanciadelta64 schrieb:
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> Richtig, auch ich sehe es so, dass die PSA diese
> Allianz notwendiger hätte. FIAT braucht keinen
> Partner, in den man sich "spiegeln" kann und wir
> Lancisti sollten so etwas eh sehr kritisch sehen
> (Citroen). FIAT kann mit Chrysler in meinen Augen
> per se "kostengünstig" produzieren, sonst wären
> wohl auch nicht die Gewinne der letzten Zeit trotz
> der schlechten europäischen "Wetterlage"
> eingefahren, aber FIAT hat aufgrund "Altlasten"
> (Ära GM, Pleitegeier) und Fehleinschätzungen
> jüngerer Zeit viele schwache Zonen, die die
> Gruppe zu einem Global Player auf "einem Bein"
> machen. Ob Russland oder Asien, nirgendwo ist man
> gut aufgestellt. Da muss einiges passieren, nicht
> in Europa einen Peugeot Punto oder einen Lancia
> DS4 zu bekommen.


denke nicht dass es dann plötzlich einen PEUGEOT PUNTO oder LANCIA DS4 gäbe - die kooperation würde sich wohl in erster linie auf die plattform beziehen. aber den punkt dass man in der kombination mit CHRYSLER genug stückzahlen einfahren können müsste sehe ich genauso.
wichtig wäre es jetzt eben die nächste generation sämtlicher aktueller modelle auf möglichst wenige plattformen zu stellen und gleichzeitig die modellpaletten der marken zu erweitern.
das dauert nun mal seine zeit und das wollen aber manche scheinbar nicht verstehen.
MfG,
martin
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lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler erwägt Allianz mit PSA/Marchionne Interview in 4r

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Das mit dem "Peugeot Punto" und "Lancia DS4" war etwas überspitzt geschrieben. Aber ich sehe schon zwischen Nissan und Renault einige "Parallelen", die nur deswegen nicht so zum Tragen kommen, weil beide doch eher auf unterschiedliche Märkten aufgestellt sind.

Was ich damit sagen wollte, FIAT und die PSA-Gruppe sind in Europa besonders in den unteren Segmenten stark und teilweise erbitterte Konkurrenten. Eine Allianz wäre für mich hierbei nicht unbedingt von Vorteil, zumal sich dann auch die Problematik mit BMW einstellen dürfte. Anders sieht es bei einer Kooperation aus, wie immer diese aussehen mag. Schon heute verbindert sehr vieles beide Gruppen und bis vor kurzem baute man gemeinsam einen größeren VAN. Nichts spricht also dagegen, dass man in Zukunft gemeinsam Plattformen teilt, bei Zulieferer gemeinsam auf "Einkaufstour" geht, wie es ja heute schon BMW und Mercedes gemeinsam tun.

Sicherlich werden die nächsten Jahre interessant werden, nicht nur für FIAT. Was haben "wir" auf FIAT und Co eingedroschen, als man die Sache mit Chrysler gestartet hat (ich in primis war skeptisch). Heute sind Hersteller wie Saab pleite. Opel, das arrogant die Offerte FIATs ausgeschlagen hatte, schreibt weiterhin tiefrote Zahlen und die PSA-Gruppe, die empört eine Partnerschaft auf Augenhöhe ausgeschlagen hatte, fährt trotz staatlicher Unterstützung einen Schlingerkurs.

Das heißt nicht, dass nun bei FIAT alles "toll" und "super" wäre, aber es zeigt mir auch, dass die anderen Hersteller auch nur mit Wasser kochen und die Probleme, die SM so vehement kritisiert, nicht so einfach von der Hand zu weisen sind. Ob er dann immer mit seinen Entscheidungen richtig gelegen hat, ist eine andere Sache, aber im Gegensatz zu seinen Vorgängern besitzt er Ziele und Visionen, versucht verbissen - speziell in Italien - alte Verkrustungen aufzusprengen und damit hat er innerhalb der Gruppe für einen Quantensprung gesorgt, den ich vor 6-7 Jahren für nicht möglich gehalten habe.

Eins ist sicher, bisher konnte er viele Schwierigkeiten mit den "Altlasten" begründen und sicherlich liegt er auch damit richtig, aber diese Allianz mit Chrysler und die dann daraus resulitierenden Produkte wird er sich zuschreiben müssen, egal ob erfolgreich oder nicht.

Dann wird man sehen, ob SM nicht nur ein reines "Finanzgenie" ist, wie Michael das sieht, oder ob er mehr vom Automobilbereich versteht, als wir alle vermuten.

Eine Notiz am Rande:

FIAT und TATA haben eine neue Übereinkunft getroffen. Bisher produziert und verkauft Tata FIATs über seine Produktiosstätten und über seinen Vertriebsnetz. In Zukunft wird man Produktion und Vertrieb voneinander trennen. FIAT wird seine Produkte nun getrennt vertreiben. Obwohl Tata im Aufsichtsrat von FIAT sitzt, sehe ich darin eine weiteres "Abkühlen" des Verhältnisses FIAT/Tata. Das sieht mir nach "Scheidung auf Raten" aus.
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