Mich wundert nur, dass man SM freie Hand lässt, wenn man doch alles besser weiß,
und nur auf dessen Nachfolger wartet. Es ist ja unbestritten, dass SM den Laden erst
einmal gerettet hat und auch einige geniale Schachzüge machte.* Was aber danach
die Modellpolitik anging, so kann man seine Aktionen als destruktiv ansehen. Oder
sollte er die Firma nur retten, um sie dann mit einigem Profit verkaufen zu können?
Sollten nur die Familie und die Aktionäre glücklich gemacht werden?
Für Außenstehende ist das alles ziemlich unverständlich. In jedem anderen Konzern
hätte es unabhängig von irgendwelchen Arbeitsverträgen einen vorzeitigen Wechsel
an der Konzernspitze gegeben oder der Aufsichtsrat hätte sich in die Modellpolitik
eingemischt. In allen Bereichen, z.B. bei den Importeuren, geben sich die Führungskräfte
in recht kurzen Abständen die Klinke in die Hand, nur der "SM-Thron" scheint unantastbar
zu sein.
Sobald man erkennt, dass ein "Big Boss" dabei ist, die Kiste an die Wand zu fahren,
muss man die Notbremse ziehen und nicht darauf warten, dass ein Nachfolger es
schon wieder richten wird. Auf diese Weise hinkt man immer der Konkurrenz hinterher.
Statt sich mit den ständigen neuen Anforderungen seitens Politik in Sachen Umwelt
und Sicherheit sowie deren neuem Hobby mit E-Mobilität und autonomen Autos zu
befassen, muss man erst mal die Karre wieder aus dem Dreck ziehen.
Super Strategie!
* Wie haben sich alle über das Engagement von Mercedes bei Chrysler aufgeregt -
zu Recht - und wie wurde SM gelobt. Aber ob man im Abstand von einigen Jahren
SM immer noch loben wird? Genau genommen hat er doch Chrysler auch kaputt
gemacht. Lediglich JEEP scheint ihm wichtig zu sein.
«… Sollten nur die Familie und die Aktionäre glücklich gemacht werden? …» - Unbestreitbar bleibt, dass Marchionne - ganz Nordamerikaner - dem Shareholder-Value verpflichtet ist, den übrigen Stakeholdern - allen voran natürlich den Kunden - kaum die selbe Bedeutung zumisst.
Wir wissen alle nicht, was in den Teppichetagen im Turiner Lingotto genau vor sich geht. Und man sollte nicht vergessen, dass die Agnellis eben auch kein monolithischer Block sind; da dürfte es in Strategiefragen gewiss auch Meinungsverschiedenheiten geben.
Warten wir nun ab, was SM da kommende Woche in Balocco für einen Industrieplan präsentieren wird. Möglicherweise enthält diese bereits Anzeichen für die notwendigen Weichenstellungen im Sinne Altavillas.
Wie die Zulassungszahlen des Tipos gegenüber den Erwartungen sind kann ich leider nicht sagen.
Allerdings ist zu beobachten, dass die Zulassungszahlen des Tipos schon wieder rückläufig sind.
In Deutschland hat er im Vergleich zum Vorjahr bereits 62% verloren. Auf seinem stärksten Markt in Italien gingen die Zulassungen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls zurück. Stärkster Markt für FCA (bezogen auf den Marktanteil) in Europa, abgesehen von Italien, scheint Spanien zu sein. Seit 2013 geht es dort für FCA, Jahr für Jahr steil nach oben. In Spanien z. B. kann der Tipo ein Plus ca. 62% im Vergleich zum Vorjahr einfahren.
Genau aus Deiner Argumentation zu SM raus glaube ich nicht an den großen Strategiewechsel unter einem neuen CEO, ich glaube vielmehr weiter daran, daß es Ziel der Agnellis ist, den Laden möglichst bals möglichst teuer zu verkaufen, an einer industriellen Zukunft insbesondere der italienischen Firmenzweige besteht meiner Meinung nach kein ernsthaftes Interesse mehr bei den Agnellis, denn ansonsten hätten sie es, genau wie Du schreibst, eigentlich gar nicht weit kommen lassen dürfen, daß ein komplettes technisches Vakuum entsteht. Denn alle Zukunftsthemen, von der direkten Modellpalette und der nicht vorhandenen Marktsegmentabdeckung mal abgesehen, Euro 6c und Euro 6D, 95g Flottenverbrauch ab 2012, Elektrifizierungsvorgabe von 10% des verkauften Volumens ab 2019 in China usw., da ist man ja in allem Blank, das kann ohne einen Auffangpartner der das alles zur Verfügung stellen kann, eigentlich nichts mehr werden, die Zeit und das Geld ist in Turin nicht da.
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