Fulvia ueber Winter einmotten

[HA LF 1]

Hallo Forum!
Ich hab meine Fulvia mit Saison-H-Kennzeichen zugelassen. Ende Oktober ist fuer dieses Jahr Schluss mit lustig.
Nun habe ich aber noch nie so ein altes Auto ueber Winter weg gestellt. Was muss ich beachten?

Ich wuerde
- volltanken
- die Batterie abklemmen
- Luftdruck in den Reifen (165/14) erhoehen (3 bar?)

Was sonst noch?
ZB hab ich irgendwo gelesen, dass die Kolben der Scheibenbremsen gern fest werden, wenn sie laenger unbenutzt bleiben. Kann ich da was gegen tun?
Gibts sonst noch was zu beachten?

Vielen Dank fuer Eure Tipps!!!

Volker

PS: Die Garage ist ein ausgemustertes Feuerwehrgeraetehaus; trocken und frostfrei

[LCV]

Hallo Volker,

das mit dem Volltanken wurde damals mit verbleibtem Kraftstoff
praktiziert und war ein sehr gutes Mittel, um das Kraftstoffsystem
samt Tank zu schützen. Leider trifft das auf moderne, bleifreie
Kraftstoffe nicht mehr zu. Diese sind hygroskopisch und neigen zur
Oxidation. Das hat zur Folge, dass sich im Laufe der Winterpause
immer mehr Wasser im Benzin absetzt, das aber schwerer ist und sich
ganz unten im Tank sammelt. Bei der Oxidation entstehen auch
säureartige Substanzen, die sich im Wasser ansammeln. Damit wird
der tiefste Punkt des Metalltanks angegriffen, irgendwann ist dann
ein Loch drin. Ein weiteres Problem: Je länger die Pause ist, desto
mehr lässt die Zündfähigkeit des Sprits nach. Der verbleite Sprit war
dagegen auch nach 20 Jahren noch voll einsatzfähig.

Was tun?

Im Motorradhandel und auch im "Marinebereich" (also Verkauf von
Motorbooten) gibt es 2 Produkte zu kaufen:

- Fuel Dryer: Dieser wird in die letzte Tankfüllung vor dem Stilllegen
eingefüllt, der Tank fast leer gefahren. Fuel Dryer hilft, dass bereits
vorhandenes Wasser mit dem Sprit eine Emulsion bildet, wodurch
das Wasser über die Verbrennung entfernt wird.

- Fuel Stabilizer: Der kommt vor dem letzten Tanken hinein, dann erst
volltanken (wegen der Vermischung), nun heimfahren bzw. ins Winterquartier.
Der Fuel Stabilizer verhindert die Oxidation des Benzins und erhält die
Zündfähigkeit für mindestens 6 Monate.

***

Batterie am besten ausbauen und hin und wieder mal ans Ladegerät
hängen. Ideal wäre ein sog. Erhaltungsladegerät, das immer kurz ent-
und belädt, also den Betrieb im Auto simuliert. Die werden bei den
Ersatzbatterien für Einsatzfahrzeuge verwendet. Eine Batterie, die nur
herumsteht, verliert ziemlich an Lebensdauer.

Gruß Frank

[Saar_Coupe]

Hi Volker,

ich habe mir seit ein paar Jahren angewöhnt den Tank komplett zu entleeren und den Tankdeckel einfach offen zu lassen.
Frank hat die Hintergründe ja schon beschrieben.
Batterien habe ich bei allen Oldtimern über Winter ausgebaut und lade diese ab und an auf. Ich habe auch ein Gerät mit Erhaltungsladung, aber da ich mehrere Fahrzeuge habe, wechsele ich monatlich durch.
Luftdruck der Reifen erhöhe ich auf 2,5bar. Zum Aufbocken der Autos war ich bisher immer zu bequem.

Mehr mache ich bisher nicht und bin immer gut in den Frühling gestartet.

[Robi]

ich fülle den Tank immer noch randvoll . aber mit einem Benzin-Zusatz von Wagner (Classic-Oil.com) …
ist das jetzt auch falsch ?

[LCV]

Was der Benzin-Zusatz von Wagner genau bewirkt,
weiß ich nicht.

Tank komplett leeren, wäre zwar eine Möglichkeit,
hat aber den Nachteil, dass alle Benzinschläuche dann
trocken sind, evtl. porös werden. Könnte bei der
Wiederinbetriebnahme Sprühnebel verursachen und
wenn dann irgendwo ein Funke hinzu kommt: WUMMMM!!!

Bei Boxermotoren passiert das u,U. auch bei gefülltem Tank,
da einige senkrecht stehende Schläuche leerlaufen.

Deshalb bei einer Flavia / 2000 immer im Freien bei geöffneter
Haube, 2. Person mit einem Eimer Wasser daneben, starten.
Das natürlich nur, wenn das Auto mehrere Monate abgemeldet
war. Ich hatte einen Stellplatz in einer Riesengarage (nur mit
Maschendraht getrennte Boxen). Da war ein Wellblechdach drauf,
das auch im Winter für extreme Temperaturunterschiede sorgte.
Beim Starten sprühte der Sprit aus einem Schlauch, also sofort
ausgeschaltet und den Schlauch gewechselt (Lancia 2000 2.0 ie).

[HA LF 1]

...und schon wieder habe ich ne Menge dazu gelernt!
Dank an Frank und Stefan fuer die sehr ausfuehrlichen Erlaeuterungen!!

Ein Ladeerhaltungsgeraet (Ctek) habe ich, werde also die Batterie abklemmen und das Ctek dranhaengen.

Und fuer den Tank besorge ich mir einen Zusatz zur letzten Tankfuellung.

Ich haette auch Boecke (wg der Standplatten), bin aber bisher mit erhoehtem Luftdruck immer gut klar gekommen. Das waren allerdings immer Reifen mit niedrigem Querschnitt; ich vermute mal, das schmale Reifen mit hohem Querschnitt eher anfaellig sind fuer einen Standplatten!

Wie siehts mit den Bremsen aus, kann ich was tun, damit die ueber den Winter nicht fest werden, oder ist das Problem zu vernachlaessigen?

Ich koennte die Fulvia auch uebern Winter regelmaessig anwerfen auf dem Gelaende etwas bewegen; oder ist das eher kontraproduktiv?!?

Gruesse
Volker

[Saar_Coupe]

Hi Robi,

mit den Zusätzen bin ich vorsichtig. Keine Ahnung was da wirklich drin ist und wie es sich auf die Dichtungen auswirkt.
Früher hatte den Tank mit Benzin der höchsten Oktanzahl gefüllt, da dort am wenigsten von der Bio-Beimischung drin ist.
Aber mittlerweile leere ich den Tank.

@Frank: Wenn die Kraftstoff-Leitungen porös oder nicht geeignet sind für die heutigen Kraftstoffe, dann gehören sie ausgetauscht.
Ich halte nix von der Panikmache. Natürlich sollte man bei der Wiederinbetriebnahme im Frühjahr das Fahrzeug einer kritischen Sichtprüfung unterziehen. Und wenn was rauslauft, dann muss das Problem halt behoben werden.
Die Gefahr einen gerade abgestellten, heißen Motor wieder zu starten ist viel höher einzuschätzen. Gerade bei den Vergasermodellen gast der Kraftstoff bei heißem Motor immer aus. Und oft sind Verteiler und Vergaser nicht weit voneinander entfernt ...

[LCV]

Hallo Volker,

Autos, die bereits Oldtimerstatus haben, würde ich entsprechend
versichern. Es gibt Versicherungen, die zwar nicht die allerniedrigste
Prämie haben, aber im Schadensfall sehr viel besser regulieren.
Meinen Oldtimer hatte ich mit der Erweiterung "All-risk" versichert.
Da waren sogar Ersatzteile in der Garage mitversichert, Vollkasko,
Vandalismus usw., aber auch Motor- und Getriebeschäden. Ich weiß nicht
mehr, was ich gezahlt habe, aber der Ypsilon meiner Frau mit normaler
Versicherung war teurer, trotz der niedrigen Stufe auf 30%. Die Prämien
variieren, da abhängig von Wert lt. Classic Data Gutachten, Jahres-km-
Leistung, Garage ja/nein, nur 1 Fahrer. Darf z.B. der 18-jährige Sohn
das Auto auch fahren, kostet es sehr viel mehr.

Als ich auf einen 1991er SAAB 9000 CS Turbo umstieg, kostete die
Youngtimer-Versicherung keine 50% der des Ypsilon. Incl. TK mit
erweiterter Leistung und doppeltem Restwert im Schadensfall. Das
ist oft wichtig, um den versicherungstechnischen Totalschaden zu
vermeiden. Aber zum Zeitpunkt des Abschlusses gab es nur noch ca.
160 Autos mit dieser TSN. Mein aktuelles Auto ist 4 Jahre jünger, aber
es gibt nur noch 60 Stück in Deutschland. Ich denke, 2021 kann ich auch
auf die bessere Variante umsteigen.

Die Prämie ist aber nur indirekt vom Schadenfreiheitsrabatt abhängig.
Ich bin inzwischen auf 20% und habe 2.5 Mio. km ohne verschuldeten
Unfall. Da hat man schon gute Karten. Bei Unfall oder unfallfreiem
Fahren verändert sich der Rabatt stillschweigend und kommt erst dann
zum Tragen, wenn man statt des Oldies wieder ein junges Auto zulässt.

Deshalb ist ein H-Kennzeichen ohne Saisoneinschränkung und die im
Verhältnis zu "normalen" Autos dennoch günstige Versicherung die beste
Lösung. Dann kann man sich den ganzen Zinnober mit Einmotten sparen.
An trockenen Tagen mit Temperaturen unter Null kann man mal eine
Runde von 50 km drehen. Tut dem Auto gut und je kälter die Luft, desto
geringer ist die Luftfeuchtigkeit. Man sollte nur Straßen meiden, wo immer
noch Salz gestreut wird.

Auf dem Hof herumfahren wäre nicht so ideal und nur warmlaufen lassen
ohnehin eher schädlich.

Gruß Frank

[Saar_Coupe]

[quote="HA LF 1" post_id=1424220 time=1601996575 user_id=67681]
Wie siehts mit den Bremsen aus, kann ich was tun, damit die ueber den Winter nicht fest werden, oder ist das Problem zu vernachlaessigen?
Ich koennte die Fulvia auch uebern Winter regelmaessig anwerfen auf dem Gelaende etwas bewegen; oder ist das eher kontraproduktiv?!?

Gruesse
Volker
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Hi Volker,
wenn der Wagen trocken steht, dann setzen die Bremsscheiben ggf. etwas Flugrost an. Das sollte aber nach wenigen Bremsungen im Frühjahr schnell weg sein. Wenn die Kolben festgehen, dann sind die Dichtungen und die Bremsflüssigkeit meist nicht mehr ideal und es steht eine Überholung an.
Ich würde die Fulvia über Winter nicht anwerfen. Das Öl kommt dann nicht auf Temperatur und du tust dem Motor nix gutes.

[LCV]

@Frank: Wenn die Kraftstoff-Leitungen porös oder nicht geeignet sind für die heutigen Kraftstoffe, dann gehören sie ausgetauscht.
Ich halte nix von der Panikmache. Natürlich sollte man bei der Wiederinbetriebnahme im Frühjahr das Fahrzeug einer kritischen Sichtprüfung unterziehen. Und wenn was rauslauft, dann muss das Problem halt behoben werden.
Die Gefahr einen gerade abgestellten, heißen Motor wieder zu starten ist viel höher einzuschätzen. Gerade bei den Vergasermodellen gast der Kraftstoff bei heißem Motor immer aus. Und oft sind Verteiler und Vergaser nicht weit voneinander entfernt ...

Nein, der Kraftstoff hat mit den Schläuchen nichts zu tun. Solange Benzin/Diesel drin ist,
besteht keine Gefahr. Aber wenn sie total trocken sind, dann werden sie rissig. Dann kann
(wie bei meinem 2000) der Sprit regelrecht herausspritzen.

Das Phänomen kann man an Bremsschläuchen beobachten. Originale Schläuche, die 30
oder 40 Jahre im Regal lagen, können sehr schnell platzen, da die Weichmacher sich
verflüchtigt haben. Gleich alte, die ständig von Bremsflüssigkeit umspült werden, sind
trotz kleiner Risse an der Außenseite oft haltbarer. Trotzdem sollte man die auch bald
ersetzen, aber am besten durch Stahlflexschläuche.

Die von mir genannten Produkte Fuel Dryer und Fuel Stabilizer wurden in den USA entwickelt,
da dort hunderttausende von Motorbooten auf dem Wasser überwintern. Die Amis hatten einen
Vorsprung, da sie viel früher als in Europa den Kat einführten und das Blei aus dem Sprit
verschwinden musste.

Inzwischen verwenden auch in Europa viele Leute diese Mittel in Motorrädern, Cabrios, Oldtimern,
Wohnmobilen und Motorbooten. Von Schäden an Dichtungen habe ich noch nie gehört.

Übrigens, ich handle nicht mit diesen Artikeln, habe also keinerlei Interesse,
diese zu loben.