Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

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Ali
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

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Ich fahre in einem hypoidverzahntem, synchrinisierten Getriebe aus den 70er Jahren (Alfasud), das in einem Rennfahrzeug steckt und um die 220 Nm wegstecken muss, ein synthetisches Mehrbereichsöl (75W-140) der Spezifikation GL 5. Das Schaltgestänge ist modifiziert, so dass die Schaltwege sehr kurz sind um schnelle Schaltvorgänge zu ermöglichen.
Da kratzt nix...
https://youtu.be/aNyrdLsNlXU
In der Fulvia fahre ich ebenfalls ein synthetisches Getriebeöl 75W-90, völlig problemlos

Guß, Ali
kridkrid
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

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Hallo Ali,

schön dass Du Dich meldest!
im Rennsport ist sowieso alles anders...(Du verwöhnst uns mit einem schönen Video!)
Hier ist die Prämisse die enormen Scherkräfte in der Getriebeverzahnung irgendwie in den Griff zu bekommen, da sind die sehr hohen Anteile an Additiven sicherlich hilfreicher als schädlich!
Die Halbwertzeit eines solchen Getriebes dürfte allerdings ohnehin deutlich kürzer sein,daher wird der eher langsam fortschreitende "Bundmetallfraß" wohl eher in den Hintergrund treten.
Letztlich wird in Deinen Getrieben ohnehin nicht mehr viel original sein vermute ich!
Inwiefern die in frühen Getrieben oft verwendeten Buntmetall Synchronringe in Deinem Getriebe im Rahmen der stetigen Weiterentwicklung bereits durch Stahlexemplare ersetzt wurden entzieht sich meiner Kenntnis. Sollte dies so sein verändert sich die Situation!

Bei Fiat weiß ich z.B. dass die 124 Spider Getriebe gerne schon mal gegen die des späteren Fiat 131 Getriebe getauscht werden, unter anderem aus diesem Grunde. (Fiat 124 Spider Abarth Rally / Fiat 131 Abarth Rally)

P.S.: Gibt es so`n Video auch von der Fulvia ??

Gruß
Dirk
Ali
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

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In dem Getriebe ist bis auf die Lamellensperre noch alles original..
Allerdings ist es im Hinblick auf möglichst kleine Schaltsprünge aus diversen Original-Getrieben zusammengestrickt.

Mit der Fulvia fahre ich noch keine Rundstrecke (man soll nie nie sagen), dafür hab ich den Alfa. Es gibt aber einige Videos von der Nordschleife oder der Ransel Classics (Berg-GLP).
Hier ist der Link zu meinem Youtube-Kanal..
https://www.youtube.com/user/alisprint/ ... shelf_id=1

Gruß, Ali
Bernt
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 1

Unread post by Bernt »

Ich denke, dass die Probleme von "modernen" Getriebeölen mit Buntmetallen nicht mehr gelten, denn die aktuellen Öle verwenden keine Stabilisatoren auf Schwefelbasis. Ich kenne genügend Fulvias, die mit großem Erfolg vollsynthetische GL4/GL5-Öle fahren. Einschließlich meiner. Nach Wechsel auf ein solches (Millers CRX 75W90 Synth NT, API GL-4/-5) vor etwa fünf Jahren lässt sich das Getriebe kalt wie warm hervorragend schalten. Und nicht zuletzt kam das Öl von Huib, der es selbst nimmt :D
Wir haben zwar alte Autos, aber etwas technischen Fortschritt kann man trotzdem mitnehmen...
Gute Fahrt,
Bernt
Robi
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

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Hallo Dirk
Danke für deine sorgfältige Recherche. Ich fahr seit 1990 erste Serie 4 Gang und seit da GL 5. Damals hat es geheissen bei Hypoid zwingend GL5. Dein Bericht macht mich jetzt aber ehrlich etwas unsicher.. Hat denn eine Fulvia 1 Serie auch Buntmetall Lager??? Bei Serie 2 kann es sein wegen Gleitlagerbuchsen...Fiat hat gespart.
Robi
kridkrid
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

Unread post by kridkrid »

Hallo Robi,

die Getriebeölfrage für unsere Fulvia scheint sich zu einer echten Glaubensfrage zu entwickeln, wobei die Angaben der Ölhersteller hier auch nicht immer bei der Auflösung hilfreich sind.
Wie die geschätzten Beitragsverfasser bereits geschrieben haben, setzen Sie auf "moderne" Öle die alles besser zu können scheinen. Ohne über die chemischen Zusammensetzung und Ihre Wirkung eine qualifizierte Aussage machen zu können, gehe auch ich in der Tat davon aus, dass es hier große Fortschritte gegeben hat.
Dennoch gibt es deutliche Anzeichen dass diese Entwicklungen nicht unbedingt rückwärtskompatibel zu älteren Getrieben sind.
Wie ist anders zu erklären, dass Marktführer wie z.B. Motul spezielle Öle für "unsere" Fulvia`s anbieten. Hier kannst Du Dein Fahrzeug in der Datenbank suchen:

https://www.oelberater.de/klassik

Wenn Du möchtest gib doch auch mal "api gl5 buntmetall" bei der Brille ein, dann erweitert sich die Verwirrung...

Bei z.B. Ali`s "Sonderfahrbetrieb" mögen andere Kriterien im Vordergrund stehen, aber im Straßenbetrieb sollte die langfristige Haltbarkeit der Messing Synchronringe nicht aus dem Auge verloren gehen, denn dann "kratzt" es dann eben doch etwas früher als geplant (Zwinker an :lol: Ali)

Bezüglich der Frage zu dem Vorhandensein von Buntmetall bemühe ich mal ein fremdes Foto im Anhang.

Gruß Dirk
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15049_Synchronringe.JPG
touss911
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

Unread post by touss911 »

Da das ganze ja nun bereits wissenschaftliche Bereiche erreicht hat, möchte ich nochmal kurz meinen Senf dazu abgeben.
Hier geht es im Thema zum Schluss nur noch um verschiedene GL Klassifikationen.
Aber eigentlich ist doch die EP Klassifikation gefragt. Diese ist druckbeständig.
Sicher ist ein Hypoidantrieb verbaut. Dieser hat jedoch keinen Achsversatz, sodass der Druck an den Zahnflanken, ich sag mal, auskömmlich bleibt.
Um aber auch die Schmierwirkung und den Druck an den anderen Bauteilen wie Übersetzung (Zahnflanken) und Synchronringen abzufedern verwendet man dafür ein EP Öl. Wir haben es mit einem Wechselgetriebe mit zusätzlichem Hypoid und Synchronringen zu tun und müssen dafür eben alles abdecken.
Im allgemeinen Verlauf der Verbreitung hat sich jedoch das GL 4 durchgesetzt.
Weiterhin sollten wir überlegen,wieviele Kilometer wir nun noch mit den alten Schätzchen fahren.
Gruß an alle, Claus
Besuchen Sie uns im Internet klicken Sie hier
Wir leben Lancia | Fulvia & Flavia Interessengemeinschaft
http://www.wir-leben-lancia.de
Bernt
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

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Gut, Claus, dass Du von wissenschaftlichen Bereichen schreibst - denn eine Glaubensfrage, wie Dirk meint, ist es keineswegs.

Darum würde ich es gerne noch einmal zusammenfassen und besser formulieren als zuvor:

- Spezifiziert für die Fulvia ist ein Öl nach GL3 mit Viskosität SAE 90
- Höhere GL-Spezifikation bedeutet höhere Druckfestigkeit. Eine höhere Spezifikation zu fahren als gefordert ist somit erlaubt
- Zur Erreichung der Druckfestigkeit werden EP Additive verwendet. Bestimmte (!) EP-Additive greifen zwar Buntmetalle an. Aber im Bereich der Schmierung hat es seit der Konstruktion der Fulvia erhebliche Fortschritte gegeben. Es gibt nun EP-Additive, die Buntmetalle nicht angreifen. Darüber kann man auch qualifizierte Aussagen machen ohne selbst Chemiker zu sein - denn viele Hersteller solcher Öle geben dies in ihrer Spezifikation an!
- Im Rahmen dieser Weiterentwicklung gibt es nun auch Mehrbereichsöle für Getriebe. Ein SAE 75W90 ist kalt dünnflüssiger als ein SAE90, ohne warm zu dünn zu sein.

Man kann also gemäß der originalen Spezifikation ein mineralisches GL3- oder GL4-Öl in SAE90 fahren. Damit macht man nichts falsch, es ist sicher nicht schlechter als das, was "damals" genutzt wurde.
Aber man kann auch problemlos auf ein vollsynthetisches Mehrbereichsöl SAE 75W90 nach GL4/GL5 wechseln, sofern dieses auch für Buntmetalle freigegeben ist. Damit holt man sich eine Menge Vorteile ins Getriebe. Vor allem: Bessere Schaltbarkeit im kalten Zustand, geringere Reibungsverluste, höhere Reserven bei extremer Beanspruchung. Das gilt für alle Fulvias der ersten und zweiten Serie.

Und man sollte sich nicht von alten Halbwahrheiten verwirren lassen.

Viele Grüße,
Bernt
kridkrid
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Re: Getriebeöl, Fulvia 4 Gang , Serie 2

Unread post by kridkrid »

Hallo Bernt, Hallo Claus und all die anderen,

ich persönlich erfreue mich über den Verlauf dieses Beitrages. Natürlich beruhen alle technischen Zusamenhänge, so auch die hier diskutierte Frage zur Wahl des richtigen Getriebeöls auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschung.
Die meinerseits ins Spiel gebrachte Glaubensfrage war als Provokation zu verstehen die Qualität der Beiträge zu heben. Ich denke jeder von uns hat schon die Erfahrung gemacht, dass gerade in Technikforen Meinungen geäußert werden die oft weder Hand noch Fuss haben. Hier "glaubt" eben der ein oder andere etwas zu wissen, ohne es im Detail zu begründen.
Nun behaupte auch ich nicht die Weisheit gefressen zu haben, deshalb diskutiert man ja hier und erweitert dabei seinen Horizont. Nicht jeder möchte jedes Thema durch Recherchen in aller Tiefe für sich allein ergründen, dafür gibt es einfach auch zu viele Themen.
Die Möglichkeit im Rahmen dieses Forums auf das Wissen erfahrener Mitstreiter zurückgreifen zu dürfen ist ein wahrer Schatz.
Die Anzahl der Besucher dieses Beitrags zeigt das hohe Interesse, was letztlich auch mit dem doch nicht ganz einfachen Thema zu tun hat.
Mit einem 2-Zeiler war das Thema nunmal nicht abzuhandeln.
Der Beitragsstarter Federman wird mit Erstaunen festgestellt haben, dass er mit seiner Verwirrung keinesfalls alleine da steht (stand).

Ich denke insbesonders die letzten Beiträge haben sachlich fundiert zur Erleuchtung beigetragen und reichlich Erfahrung im sportlichen Einsatz gibt es ja wohl auch schon.

Für besonders wichtig halte ich den Hinweis bei der Verwendung von API GL5 Ölen darauf zu achten, dass die Freigabe für die Verwendung mit Buntmetallen gegeben ist, was leider oft nicht auf der Dose sondern nur in dem technischen Datenblatt nachzulesen ist. Man sollte sich also nicht erst vor dem Regal mit dem Öl seines Vertrauens beschäftigen...
Weiterentwickelte Getriebewerkstoffe, noch geringere Toleranzen in der Fertigung und vor allem die deutlich höheren Motorenleistungen haben Öle hervorgebracht, die wir also unserem "Schätzchen" offenbar nicht vorenthalten müssen.

Nicht um weiter Verwirrung zu stiften sondern auch dieses Thema einmal anzusprechen, noch die ein oder andere Frage zur Viskosität des Öles:
Die Vorzüge von Mehrbereichsölen hat Bernt ja noch einmal angesprochen, wobei vielleicht nicht jedem klar ist wo da die Grenzen für Fulvia Getriebe liegen, herstellerseitig gab es ja nur eine Angabe zum Einbereichsöl.
Da die Viskositätsbereiche bei den Getriebeölen nicht soweit gespreizt sind wie bei den Motorölen, denke ich dass man mit SAE 75W90 nichts verkehrt macht. Dünner werden sollte es dann aber wohl nicht oder hat da jemand andere Erfahrung?
Bezüglich der Nachteile des Mehrbereichsöles habe ich noch im Hinterkopf, dass diese durch die allmähliche Abnahme der Fähigkeit die Molekularkettenlänge ständig der Temperatur entsprechend verändern zu können, zum Ausfällen von Molekularketten"Schnipseln" = Schlammbildung neigen (einhergehend mit einer Abnahme der Schmiereigenschaften). Trifft dies auf die modernen synthetischen Öle auch noch zu?
Dies wirft natürlich Fragen bezüglich der ebenso heiß diskutierten Frage nach der Notwendigkeit eines Wechsels bzw. der Wechselintervalle auf...
Inweifern die von Claus bereits angesprochenen vermutlich geringen Fahrleistungen der Youngtimer eine solche Frage überflüssig macht sei einmal dahingestellt.

Gruß
Dirk
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