„Es wird einen vollelektrischen Jeep geben“ - Presse Interview mit Jeff Hines

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
integralisto
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„Es wird einen vollelektrischen Jeep geben“ - Presse Interview mit Jeff Hines

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Ab 2020 kommen die ersten Plug-in-Hybridmodelle von Jeep auf den Markt, darunter auch der Wrangler. Damit werde es aber nicht getan sein, erklärt Jeff Hines, Europa-Chef von Jeep.
von Norbert Rief
16.07.2019 um 14:18

Jeep ist etwas spät dran mit den Hybridmodellen. Warum hat es so lang gedauert, den Compass und den Renegade mit einem Batterieantrieb auszustatten?

Jeff Hines: Der Markt ist noch immer sehr klein im Vergleich zu den Verbrennungsmotoren. Fünf, sechs, im besten Fall zehn Prozent der verkauften Pkw-Modelle sind hybrid. Aber im kommenden Jahr werden unsere Angebote bei den Händlern stehen.

Wohl mehr aus Notwendigkeit heraus, weil man sonst die neuen strengen Abgasvorschriften nicht erfüllen kann.

Natürlich treiben die europäischen Vorschriften die Elektrifizierung der Autos voran. Wir wollen mit unseren Plug-in-Hybridmodellen zweierlei erreichen: einmal sicherstellen, dass unsere Autos zukunftssicher sind und sie auch bei möglichen Fahrverboten in Städten für Autos mit Verbrennungsmotor mit dem reinen Elektroantrieb fahren können. Andererseits stellen wir sicher, dass man mit den Autos ins Gelände fahren kann, weil es eben kein Reichweitenproblem gibt. Insofern bietet das Plug-in-System das beste aus zwei Welten: elektrisch fahren in der Stadt, zugleich langstreckentauglich dank des Benzinmotors.

Gibt es Bedenken, dass das doch eher maskuline Image von Jeep unter den Hybridmodellen leidet?

Ich glaube nicht. Wichtig ist, dass die Elektrifizierung zu Jeep passt. Es geht nicht darum, Jeep elektrisch zu machen, es geht in erster Linie darum, das Auto noch mehr Jeep-like zu machen. Die Autos, die wir mit Hybridantrieb anbieten, werden die besten Geländeeigenschaften haben, unter anderem bekommen alle einen Allradantrieb.

Apropos: Jeep wird ja auch einen der letzten, echten Geländewagen, den Wrangler, elektrifizieren. Dabei fährt man mit ihm wohl eher selten in die Stadt.

Bei der Elektrifizierung des Wrangler müssen wir den typischen Käufer dieses Autos im Auge haben. Bei einem elektrischen Wrangler darf es keinerlei Kompromisse geben, er muss weiterhin voll geländetauglich sein, er muss die gleiche Wattiefe haben, muss gleich hart im Nehmen sein. Das Hybridsystem kann im Gelände durchaus hilfreich sein, weil der Elektromotor die ganze Kraft von Beginn an zur Verfügung stellt.

Bei den Hybridmodellen ab 2020 fehlt ausgerechnet das Topmodell Grand Cherokee, das mehr auf städtische Käufer abzielt als beispielsweise der Wrangler.

Der Grand Cherokee kommt im Jahr 2021 völlig neu, dann werden wir auch für ihn die ganze Palette an Motorisierungen anbieten – auch elektrisch. Der Wrangler ist jetzt gerade neu in Europa im Verkauf, daher reichen wir die Plug-in-Hybridversion nach.

Wird es auch einen vollelektrischen Jeep geben?

Irgendwann ja, da wird es einen rein elektrischen, batteriebetriebenen Jeep geben. Bei diesem Modell geht es vor allem um die Märkte China und Europa, wo elektrische Fahrzeuge stärker nachgefragt sind. Aber ja, es wird einen vollelektrischen Jeep geben.

Nur in den kleineren Modellen, oder denken Sie auch daran, einen vollelektrischen Wrangler anzubieten?

Dazu will ich jetzt nichts sagen. Aber es wird in den kommenden Jahren mehrere Modelle geben, die rein batteriebetrieben sind. Wichtig ist immer, dass sie zu Jeep passen.

Ganz grundsätzlich: Die Abgas- und Verbrauchsvorschriften werden immer strenger, der Dieselmotor ist unter Druck – gibt es überhaupt eine Zukunft für große, schwere SUV?

Die technische Entwicklung ist bei der Motorisierung ja sehr interessant. Die Elektromotoren können genug Kraft liefern, um große, schwere SUV anzutreiben, gerade in Kombination mit einem Benzinmotor. Zudem wollen Konsumenten diese Art von Autos: Sie wollen erhöht sitzen, sie wollen viel Platz.

Aber dafür braucht man nicht unbedingt ein Sports Utility Vehicle, da genügt auch ein Van, der in vielen Fällen ohnehin mehr Platz bietet.

Nein, die Kunden wollen ein SUV. Sie mögen unter anderem das Sicherheitsgefühl, das diese Autos bieten. In ganz Europa sehen wir den Trend hin zu den SUV, sogar bei den kompakten Modellen gibt es diesen Wandel. Letztendlich entscheidet der Konsument, was gebaut und angeboten wird – und da sehe ich kein Ende bei der Nachfrage nach SUV.

Da Sie zuvor gemeint haben, die Technik müsse zu Jeep passen: Wie passt denn ein Vierzylindermotor zum Geländewagen Wrangler, der in Europa aktuell nicht einmal mit einem Sechszylinder angeboten wird?

Die Performance muss stimmen. Die PS, die Kraft, das Drehmoment, die Offroad-Fähigkeiten. Da ist es egal, ob das von einem Vierzylinder-, einem Sechszylinder- oder einem Achtzylindermotor oder von einem Hybridmodell oder von reinen Akkus kommt.

Aber den neuen Jeep Gladiator, den Pick-up, wird es in Europa ab Mitte kommenden Jahres nur mit einem Sechszylindermotor geben.

Ja, das wird die Motorisierung sein, sowohl beim Diesel- als auch beim Benzinmodell. Der Gladiator ist ein wenig schwerer, er ist ein wenig größer – außerdem passt diese Motorisierung zu den Ansprüchen, die ein Kunde an so ein Auto hat.

Und ein Vierzylindermotor würde wohl auch nicht wirklich zu einem Auto passen, das sich Gladiator nennt.

(lacht) Wahrscheinlich nicht.


Steckbrief:
Seit 2018
ist Jeff Hines bei Jeep verantwortlich für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA). Der gebürtige US-Amerikaner studierte an der Michigan State University und arbeitete danach bei DaimlerChrysler, unter anderem im Vertrieb. Seit 2010 ist er bei FCA tätig. Hines ist verheiratet und hat drei Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2019)

Link:
https://diepresse.com/home/motor/565914 ... Jeep-geben
(kostenpflichtig - deshalb habe ich den Text kopiert)
Dan350
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Re: „Es wird einen vollelektrischen Jeep geben“ - Presse Interview mit Jeff Hines

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Sehr interessant, danke für das online stellen
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